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Duenenmond

Duenenmond

Titel: Duenenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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Wagen stehen.
    »Ich bin übrigens Josefine«, sagte sie und schleckte an ihrem Eis.
    »Ich weiß.«
    Sie stutzte kurz. »Klar«, sagte sie dann. Natürlich, er arbeitete in ihrem Hotel. »Aber ich mag den Namen nicht besonders, deswegen werde ich Jo genannt.«
    »Also: Jo. Ich bin Jan, und ich mag meinen Namen.«
    Die blonden Mädchen rannten mit ihren Eistüten über den Strand, während ihre Mutter bezahlte. »Seid vorsichtig, dass es nicht runterfällt«, rief Jan ihnen nach.
    »Na dann, bis später.« Jo nickte ihm noch einmal zu und ging dann zurück zu ihrem Handtuch. Sie holte ihren Zeichenblock hervor und überlegte kurz, ob sie Jan, den Eismann, rasch skizzieren sollte, aber mit Eis in der Hand war das keine sehr gute Idee. Sie blätterte durch die bekritzelten Seiten. Überrascht stellte sie fest, dass auf dem letzten Blatt die Wellen zu sehen waren, die um die Buhnen schäumten und sich daran brachen. Jetzt malte sie schon die Motive, die zuhauf in den Galerien standen. Na ja, wenigstens keinen Sonnenuntergang.
    Jan war pünktlich. Er trug ein schwarzes T-Shirt, eine auf Oberschenkelhöhe abgeschnittene Jeans, aus deren Saum die Fransen hingen, und ein offenes Jeanshemd. Jo hatte sich für eine Leinenhose und eine ärmellose Bluse entschieden. Der Wind hatte noch mehr aufgefrischt, weshalb sie sicherheitshalber ein großes Schultertuch mitnahm.
    »Moin«, rief er ihr entgegen, als sie aus dem Hotel trat. Jowar dieser Gruß zwar vertraut, in Hamburg allerdings benutzte man ihn für gewöhnlich nur bis zur Mittagszeit.
    »Hallo«, sagte sie.
    »Der Wind ist goldrichtig«, verkündete er begeistert und fügte schnell hinzu: »Wir müssen uns beeilen. Mein Auto steht nicht so gut.« Er griff ganz selbstverständlich nach ihrem Arm und zog sie hinter sich her.
    Sie liefen über die Terrasse. Von der Treppe, die zu dem lachsfarbenen Rohrdachhaus führte, konnte Jo einen weißen Käfer sehen, der mit eingeschalteter Warnblinkanlage mitten auf der Fahrbahn stand.
    »Da drüben ist doch ein großer Parkplatz. Wäre es nicht besser gewesen, kurz darauf zu fahren?«
    »Hat sich nicht gelohnt. Wir sind doch gleich wieder weg.«
    Er winkte freundlich einer Autofahrerin zu, die wild gestikulierte, weil sie aufgrund des starken Gegenverkehrs nicht an Jans Wagen vorbeigekommen war. Sie fuhren die Dorfstraße entlang und dann zum Althäger Hafen.
    »Ich werde nie begreifen, dass die Touristen es immer so eilig haben. Ihr seid doch im Urlaub hier. Wenn wir drängeln würden, weil wir nämlich zur Arbeit oder einer Verabredung müssen, okay. Aber ihr?« Er schüttelte verständnislos den Kopf, allerdings nicht missbilligend. Er verstand es einfach nicht. Ganz nebenbei war er zum Duzen übergegangen. Bisher war Jo Gast im Hotel, für das er arbeitete, oder eine Kundin, die sein Eis kaufte. Jetzt hatte er Freizeit, und sie war einfach eine Frau in seinem Alter.
    »Der Käfer ist wohl mindestens so alt wie der Eiswagen, oder?«, fragte Jo, ohne auf seine Bemerkung einzugehen.
    »Nee, der Eiswagen ist viel älter.«
    »Das ist nicht dein Ernst!«
    »Doch, warum nicht? Ich stehe auf alte Sachen.«
    »Hm«, machte Jo.
    Er stellte den Wagen in der Einfahrt eines Privathauses ab.
    »Wann erfahre ich denn, was du mir zeigen willst?«, fragte Jo.
    »Das siehst du, sobald wir am Hafen sind.«
    Nach wenigen Schritten standen sie am Hafenbecken, das sich nicht zum offenen Meer, sondern zum Saaler Bodden öffnete, einem Gewässer zwischen Fischland und Festland.
    »Und?« Jo war irritiert. Da waren eine Menge Segelboote in verschiedenen Größen, die munter auf dem bewegten Wasser schaukelten. Auch ein Zeesenboot war dabei, eines jener Traditions-Fischerboote, die zu den touristischen Attraktionen der Region zählten. In das Räucherhaus, einem weißen Restaurant, das direkt auf den Bodden blickte, strömten hungrige Menschen. Etwas, das Urlauber üblicherweise nicht zu sehen bekamen, konnte sie nicht entdecken. Sie musste an seine Bemerkung denken, dass der Wind gerade richtig sei, und daran, dass er alte Dinge mochte.
    »Das Zeesenboot würde zu dir passen«, mutmaßte sie, »aber das kriegt doch nun wirklich jeder Tourist zu sehen.«
    »Nee!« Er schüttelte den Kopf. »Irgendein Zeesenboot kriegt jeder zu sehen. Aber nicht das hier. Und schon gar nicht aus der Nähe.«
    An Bord des Zweimasters, den Jo auf etwa zehn Meter Länge schätzte, war ein Mann mit Leinen und Takelage beschäftigt.
    »Moin, Sönke«, rief Jan.
    Der Mann wandte

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