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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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genutzt und entsprechend ausgebaut? Hauptsächlich das Militär! Ende der achtziger Jahre waren hier bis zu sechshundert Spatis stationiert, um den dringend benötigten Fährhafen Mukran fertigzustellen«, referierte Keil bereitwillig und zunehmend lebhafter weiter. Ohne Zweifel lag ihm das Thema am Herzen.
    »Die Jungs sind unter unwürdigsten Bedingungen in Block V untergebracht worden – dort, wo jetzt die Jugendherberge ihre Gäste empfängt – und mussten zwölf Stunden am Tag im Dreck wühlen, in Senkkästen unter der Wasseroberfläche schuften oder Betonteile entladen. Wer nicht spurte, bekam Arrest, und das MfS war allgegenwärtig, logisch, oder? Die Spatis waren schließlich höchst verdächtig. Die reinste Schikane war das, daran sind viele Männer kaputtgegangen – direkt vor der wunderschönen Kulisse unserer Insel –, aber das will keiner mehr wissen. Und warum nicht?« Er beugte sich vor. Seine Augen funkelten. »Ich sag’s Ihnen: Weil dieserTeil der Geschichte noch viel zu nah ist und es zu viele persönliche und familiäre Bezüge gibt – DDR, SED, MfS, NVA, damit mag sich hier keiner großartig auseinandersetzen …«
    »Waren Sie auch ein Bausoldat?«, ergriff Romy spontan das Wort.
    Keil blickte sie an. »Nein. Ich war zu feige. Ich habe mich nicht getraut zu verweigern. Meine Schwester wollte studieren, und meine Eltern haben mich bekniet, ihr keine Steine in den Weg zu legen. Ich habe mich damals vor mir selbst damit gerechtfertigt, dass Spatis trotz ihrer Waffenlosigkeit genauso unter der Fuchtel der NVA standen wie alle anderen Soldaten auch. Sie trugen ja sogar eine Uniform, wenn auch mit dem Spaten auf den Schulterklappen … Ich weiß, ein müder Versuch, meine Entscheidung zu begründen, aber ich war noch sehr jung. Doch eines steht fest – wäre ich damals in Block V mit dabeigewesen, würde ich wohl heute nicht hier arbeiten. Das Motto der Spatis lautete nämlich: Nie wieder Rügen!«
    »Was passierte eigentlich mit Totalverweigerern?«, wollte Romy wissen.
    »Knast«, antworteten Keil und Kasper wie aus einem Mund.
    Eine Weile sagte niemand etwas. Kasper kratzte sich am Hinterkopf. »Kommen wir zu Monika zurück«, sagte er schließlich. »Sie war gestern Nachmittag bei Ihnen in der Jugendherberge.«
    »Ja, gegen fünf Uhr traf sie ein und gegen Viertel nach sechs brach sie wieder auf. Das sagte ich ja schon am Telefon«, berichtete Keil. »Wir haben zunächst über verschiedene Projekte gesprochen, die bis zum Beginn der Sommersaison realisiert werden sollen – Führungen für Schulklassen, Verarbeitung von Doku-Material und so weiter.«
    »Sie hat ihre Notizen gleich ins Netbook getippt?«, fragte Romy.
    »Ja, und sie hat es auch wieder mitgenommen, wie ich bereits erwähnte«, ergänzte Keil. Er warf ihr ein kurzes, aber charmantes Lächeln zu, bevor er erneut ernst wurde. »Sie war übrigens nicht gut drauf.«
    Überarbeitung und Anspannung, wiederholte Romy in Gedanken die Erklärungen von Ehemann und Stieftochter.
    »Die alte Prora-Geschichte ließ sie nicht los. Vor einiger Zeit ist es ihr gelungen, ihre Mutter doch zu einem Vieraugen-Gespräch über Rolf zu bewegen«, erzählte er. »Monika hatte keine Ahnung, wie der Unfall zustande gekommen war, sehr viele Unterlagen sind im Zuge der Wende verschwunden oder vernichtet worden, und sie befürchtete wohl aufgrund des Schweigens ihrer Eltern, dass die Sache stinken könnte – an welcher Stelle auch immer. Dass ihr Vater seinen Sohn für immer und ewig begraben und keine alten Geschichten wälzen wollte, war ihr längst klargeworden. Doch sie schätzte ihre Mutter anders ein – mit Recht. Immerhin konnte die Frau sich an zwei Namen erinnern: Heise und … ja, Bäsler, wenn ich mich recht entsinne, seinerzeit auch Spatis, die sogar mit Rolf befreundet waren, wie die Mutter es einschätzte. Monika hoffte, von den beiden mehr zu erfahren, um das Ganze dann endlich zu den Akten legen zu können.«
    Romy und Kasper tauschten einen schnellen Blick.
    »Diese Info hatte sie bereits seit letztem Herbst«, wandte Kasper ein.
    »Ja, das kommt hin … Sie sind gut informiert«, bemerkte Keil anerkennend. »Monika hat eine Weile gebraucht, bis sie Heise ausfindig machen konnte. Und es hat noch viel länger gedauert, bis der Mann zu einem Gespräch bereit war.«
    »Warum?«, fragte die Kommissarin.
    »Er hat sie hingehalten und ihr dann kurz nach Weihnachten in einem Fünfminuten-Gespräch am Telefon erklärt, dass er gesehen habe, wie

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