Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
Vom Netzwerk:
Corhardt. Der Junge mit dem Down-Syndrom.«
    »Stimmt.« Romy blickte Kasper an. »Davon abgesehen – kannst du ein paar alte Kontakte spielen lassen? Ich wüsste zu gerne genauer über Konrad Arnolt Bescheid.«
    Kasper strich sich die Haare mit beiden Händen zurück. »Mal gucken, was sich machen lässt.«
    Romy gähnte herzhaft und stand auf. Sie blickte aus dem Fenster auf den verschneiten Sportplatz. »Zu schade, dass ihr Netbook verschwunden ist«, murmelte sie. »Ich könnte mir vorstellen, dass es eine wahre Fundgrube ist …« Sie drehte sich wieder zu Kasper um. »Vielleicht hat sie sich mit jemandem getroffen, von dem sie sich weitergehende Informationen erhoffte, der aber ein falsches Spiel mit ihr trieb. Odersie ist auf Hinweise gestoßen, die jemandem gefährlich werden könnten.«
    »Keine schlechte Idee. Nur – warum treffen die sich am winterlichen Strand von Göhren?«
    Romy musste zugeben, dass die Frage berechtigt war, aber eine zündende Idee wollte sich einfach nicht mehr einstellen. »Ich denke darüber nach. Alles Weitere morgen, wenn wir vielleicht weitere Infos haben. Schlaf gut.«
    Als Romy das Kommissariat verließ, war es später Abend. Max Breder saß immer noch an seinem Schreibtisch. Er war hochkonzentriert bei der Sache und hatte Romy nur kurz zugewinkt. Sie konnte sich darauf verlassen, dass das Team am nächsten Morgen über sauber recherchierte Daten und Hintergrundinformationen verfügen würde.
    Normalerweise benötigte sie über die B 196 am späten Abend wenig mehr als eine Viertelstunde bis Binz, jedenfalls außerhalb der Hauptferienzeiten. Aber der Schneefall hatte zugenommen, und sie fuhr betont langsam. Rehe huschten über die Felder, und im Scheinwerferlicht tanzten die Schneeflocken.
    Romy entschloss sich, noch einen Abstecher an den Strand zu machen, um den Kopf frei zu bekommen, und stellte ihren Jeep in der Schwedenstraße ab. Von dort stiefelte sie über einen rutschigen Dünenweg ans Wasser und in Richtung Seebrücke. Das Kurhaus war hell erleuchtet und kitschig wie ein Märchenschloss. Eis und Schnee hatten begonnen, die Brücke wie einen Kokon einzuhüllen. Bald würden schwertlange Eiszapfen den Brückentorso umkleiden. Romy steckte die Hände tief in die Taschen und lauschte dem Gesang der Wellen.
    Kasper war kein Freund alter Seilschaften, aber manchmal ermöglichten sie den direkten und höchst unkomplizierten Zugang zu Informationen, die in keinem Computer, in keinerDatenbank und auch in keiner Akte verfügbar waren. Oder es existierten lediglich rudimentäre Hinweise, die nur jemand verstand und deuten konnte, der mit der Sprache und Symbolik jener Zeit vertraut war. Helmut Lanz hatte in den achtziger Jahren im damaligen Rat der Stadt Greifswald eine tragende Rolle gespielt. Kasper war ihm bei einer Vopo-Schulung zum ersten Mal begegnet.
    Der Mann war engagiert gewesen, aus tiefster Überzeugung übrigens, und hatte zwischen den Interessen von Verwaltung, Betrieben, dem großen sowjetischen Bruder und Parteiinteressen ebenso behutsam wie schlau vermitteln müssen. Aus seiner Abneigung gegen das MfS hatte er nie einen Hehl gemacht, obwohl ihm klargewesen war, dass er sich damit die ganz große Karriere verbaut hatte. Zugleich war Lanz für seine Schlitzohrigkeit und seine Schwäche für hübsche Frauen und guten Wodka bekannt gewesen.
    Soweit Kasper informiert war, hatte Lanz, der knapp zehn Jahre älter war als er, nach der Wende einige Jahre für die Treuhand gearbeitet und genoss inzwischen seinen Ruhestand beim Angeln und Segeln.
    Kasper wartete geduldig, bis die beiden Rindswürstchen knusprig braun gebraten waren, und aß dazu Kartoffelpüree und Rotkohl vom Vortag. Kohlgerichte schmeckten nach dem zweiten Aufwärmen grundsätzlich besser, das hatte schon seine Mutter immer gesagt. Er gönnte sich ein Bier und kramte sein altes Notizheft aus der Kommode im kleinen Arbeitszimmer. Er brauchte nicht lange, um Lanz’ Adressdaten zu finden, und er scheute trotz vorgerückter Stunde nicht, die Greifswalder Nummer zu wählen. Lanz brauchte nicht viel Schlaf und war ein Nachtmensch; daran dürfte sich kaum etwas geändert haben. Er hob nach dem zweiten Klingeln ab und meldete sich kurz und knackig wie eh und je. »Ja?«
    »Hier spricht Kasper Schneider. Ich hoffe, du erinnerst dich.«
    Kurzes Schweigen, dem ein Auflachen folgte. »Wie komme ich denn zu der Ehre?«
    »Ehrliche Antwort?«
    »Immer, alter Genosse, das weißt du doch.«
    Kasper griente. »Wir

Weitere Kostenlose Bücher