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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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ermitteln in einem Mordfall«, stieg er sofort ins Thema ein. »Und ich brauche auf dem kurzen Dienstweg eine Info.«
    »Aha. Warum bin ich der richtige Ansprechpartner?«
    »Das Mordopfer stammt aus Greifswald, und die Eltern leben immer noch dort. Über den Vater wüsste ich ganz gern etwas mehr.«
    »Hm. Name?«
    »Arnolt, Konrad Arnolt, inzwischen Mitte achtzig …«
    »Genosse Arnolt«, unterbrach Lanz ihn lebhaft. »Natürlich kenne ich den. War Ingenieur im VE Kombinat Kernkraftwerke ›Bruno Leuschner‹ – du weißt schon: ›Tschernobyl Nord‹ – und Parteisekretär. Arnolt hat damals die große Parteikarriere angestrebt, hat aber nicht ganz geklappt.«
    »War er sauber?«
    »Gute Frage.«
    »Geht das etwas deutlicher?«
    »Es gab Gerüchte über eine Stasi-Zusammenarbeit, mehr weiß ich auch nicht«, sagte Lanz. »Sein Sohn ist übrigens damals …«
    »Ich weiß – in Mukran ums Leben gekommen.«
    »Genau. Arnolt hat’s nicht einfach gehabt – ausgerechnet sein Sohn ein Verweigerer, und dann dieser Unfall … Moment mal«, Lanz stockte. »Das Mordopfer war demnach seine Schwester?«
    »So ist es.«
    »So eine Scheiße! Wisst Ihr schon genauer, was passiert ist?«
    »Nein, wir tappen völlig im Dunklen«, antwortete Kasper. »Allerdings haben wir die Frau auch erst heute früh gefunden.«
    »Ich drücke die Daumen für die Ermittlungen. Und wenn du mal wieder eine Auskunft brauchst, melde dich, denn nach Akten und Unterlagen zu diesen Geschichten kannst du lange suchen.«
    »Ich weiß, danke, Helmut. Hast du vielleicht eine Idee, wo wir graben könnten, um mehr zu dem Unfall zu erfahren?«
    »Hm. Ich denk mal drüber nach.«
    »Wäre klasse. Wie geht es dir eigentlich? Genießt du den Ruhestand immer noch?«, schob Kasper höflich hinterher.
    »Und ob!« Lanz lachte. Sie plauderten noch einige Minuten, dann bedankte sich Kasper erneut, und sie beendeten das Gespräch.
    Gerüchte waren eine widerliche Sache, in jedem System. Egal, ob man sie missachtete, falsch einordnete oder überbewertete – man konnte immer falschliegen. Monika Sängers Aufzeichnungen, ergänzt durch die Erläuterungen von Dieter Keil, ließen sich natürlich als Vater-Sohn-Konflikt werten. Die Enttäuschung des Vaters, dass der Sohn sich abgewandt hatte und seine eigenen, auch weitreichenden politischen Entscheidungen traf, war sicher umfassend gewesen und hatte einen tiefen Einschnitt bedeutet – so tief, dass das Thema Rolf unerwünscht war, auch oder gerade nach seinem Unfalltod. Doch der Gedanke, dass Rolfs Entscheidung für die Bausoldaten sowie sein Engagement bei den Kommunalwahlen dem Vater einen Strich durch seine eigene Karriere gemacht hatte, lag auf der Hand, erst recht, falls an jenen Gerüchten doch etwas dran gewesen sein sollte. Das MfS war allgegenwärtig gewesen.
    Kasper holte sich ein zweites Bier. Die Unfallakte war verschwunden, aber viele Akten waren verschwunden und würden nie wieder auftauchen.

5
    Romy traf gegen neun im Kommissariat ein; sie stellte fest, dass sie nicht die Erste war. Fine hatte bereits Kaffee gekocht und kam ihr mit unternehmungslustig funkelnden Augen entgegen. »Im Vernehmungsraum warten Anna und David Corhardt.«
    »Ach? Hat Kasper die beiden bereits abgeholt?«
    »Nein, sie standen einfach vor der Tür. Frau Corhardt meinte, dass ihr Sohn etwas zu erzählen hat. Kasper müsste auch jeden Moment eintreffen. Und Max sitzt schon wieder am Telefon, nachdem er vorhin einen Spaziergang gemacht hat, um wach zu werden. Der Junge hat die halbe Nacht vor dem Computer gesessen.« Fine nickte beifallheischend.
    »Wunderbar«, kommentierte Romy und rief sich Kaspers Schilderungen zur Befragung der Corhardts in Erinnerung. »Ich gehe schon mal rüber und spreche mit den beiden.«
    Fine drückte ihr eine Tasse Kaffee in die Hand und eilte nach vorne, wo das Telefon schrillte. Als Romy den Vernehmungsraum betrat, blickten ihr zwei Augenpaare entgegen. Der Junge schüttelte sofort den Kopf. »Auch keine Uniform«, meinte er, und das klang enttäuscht.
    Romy lächelte. »Nein. Ich trage keine Uniform. Aber erst mal wünsche ich dir einen guten Morgen.« Sie blickte seine Mutter an, eine dunkelhaarige Frau mit blassem Teint und kritischem Blick, und setzte sich. »Und Ihnen natürlich auch. Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    »Wir haben noch mal über den Abend gesprochen …«
    »Da waren Schatten!«, warf David ein. »Und Mama meint, dass das wichtig ist.«
    »Du warst also unten

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