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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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gleißende Sonne ab. Von weitem näherte sich ein Wagen dem Waldparkplatz. Ingo hob eine Hand. Schnee stob in alle Richtungen, als das Auto abbremste und schließlich hielt. Der Motor erstarb. Ungefähr mein Alter,dachte Ingo, als der grauhaarige Typ mit den blauen Augen ausstieg und ihm die Hand entgegenstreckte. »Kommissar Schneider. Wir haben telefoniert.«
    »Barendsen. Ich weiß.«
    »Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben.«
    »Jo.« Ingo nickte. »Gehen wir ein Stück durch den Wald.«
    Der Kommissar zog dicke Fäustlinge über. »Gerne.«
    Zehn Minuten fiel kein einziges Wort. Der Kommissar hatte Geduld, und er genoss den Buchenwald. Beides sprach unbedingt für ihn. Ingo konnte Tratscher und Hektiker nicht ausstehen, Menschen, die ständig der Zeit voraus eilten.
    »Es ist lange her, dass Sie mit Monika verheiratet waren«, sagte er schließlich, und es war genau der richtige Zeitpunkt, das Gespräch einzuleiten, und den Ton traf der Mann auch.
    »Das kann man so sagen, und auch nicht lange.«
    »Ich möchte Ihnen trotzdem ein paar Fragen zu Ihrer Ehe stellen.«
    »Darum sind Sie gekommen, ja.« Ingo bemerkte erst jetzt, dass er neugierig darauf war, was die Polizei nach all den Jahren von ihm zu erfahren hoffte.
    »Sie hatte keinen leichten Tod. Jemand, der großen Hass auf sie hatte, hat sie ermordet«, sagte Kommissar Schneider.
    Ingo spürte ein unangenehmes Flattern im Herzen. »Wissen Sie schon Genaueres?«
    »Wir gehen davon aus, dass sie sich an Kindern vergangen hat, und das schon vor vielen Jahren.«
    Ingo stockte und sah dem Kommissar einen Moment in die Augen. Dann wandte er den Blick ab und ging langsam weiter. Er hatte noch nie davon gehört, dass Frauen Kinder missbrauchten. Die Vorstellung erschreckte ihn fast noch mehr, und er wusste nicht, warum. Vielleicht, weil es das absolut Undenkbare war. Das vertraute Ächzen der Bäume beruhigte ihn etwas, aber er brauchte fast fünf Minuten, umzu antworten. »Wenn es stimmt, was Sie sagen, hat sich also jemand gerächt, dem sie Böses angetan hat.«
    »Das könnte sein. Die Einzelheiten kennen wir aber noch nicht.«
    Wenn sie schuldig ist, hoffe ich, dass ihr den Mörder nicht findet, dachte Ingo. Er schluckte die Bemerkung herunter, spürte aber, dass der Kommissar sehr genau mitbekam, was in ihm vorging. »Sie war doch Kindergärtnerin«, sagte er schließlich kopfschüttelnd. »Wie passt das zusammen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht können wir das nicht verstehen, denn wie passt zusammen, dass Priester sich an Kindern vergehen?«
    Ingo nickte. Da war was dran. Konnte es eine größere Gotteslästerung geben? Er rieb sich die Nase. »Und ich, was soll ich jetzt dazu sagen können?«
    »Wir wollen wissen, wann es begann, wie es begann. Ob es vielleicht Anzeichen gab oder Menschen, die mehr wissen könnten.«
    »Anzeichen?«
    »Vielleicht können Sie sich an Situationen in Ihrer Ehe erinnern, die Ihnen damals merkwürdig vorkamen oder jetzt merkwürdig scheinen – vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse«, erläuterte der Kommissar, und Ingo spürte, wie sehr der Mann bemüht war, umsichtig zu fragen.
    »Ich weiß nicht. Es ist schwer, nach so langer Zeit etwas zu sagen. Wir waren sehr jung und nicht lange zusammen, aber ich habe manchmal gedacht, dass sie viel zu ungeduldig ist«, schilderte Ingo schließlich. »Monika konnte nicht gut mit Tieren umgehen, wurde schnell wütend, und die Kinder meiner Schwester hat sie häufig angeschnauzt, wenn die nicht spurten. Da konnte sie richtig jähzornig werden …« Er brach ab. »Aber Sie suchen ja nach anderen Vorfällen, wenn ich das richtig verstanden habe.«
    »Gewalt hat viele Gesichter, Herr Barendsen.«
    Ingo ließ die Bemerkung eine Weile sacken.
    »Hatten Sie häufig Kontakt zur Familie Ihrer Schwester?«, hob der Kommissar wieder an.
    »Nein. Sie hat nach Rostock geheiratet. Man hat sich hin und wieder gesehen, zu Familienfesten, das Übliche.«
    Der Kommissar nickte, und sie schwiegen wieder eine Runde, während Ingo den Rückweg einschlug – vorbei an seiner Lieblingsbuche, deren weitausgestreckte bucklige Äste weiße Häubchen trugen. Monika hat die kleine Bärbel gehasst, fuhr es ihm plötzlich durch den Kopf, weil ich die Lütte so niedlich fand und sie mich mit ihren Kulleraugen und dem lauten Kinderlachen um den kleinen Finger wickeln konnte. Monikas Augen wurden ganz dunkel vor Wut, wenn das Kind zu mir auf den Schoß kletterte und ich mich erweichen ließ, ein Eis zu

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