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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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grauen Staubschicht überzogen.
    »Ja, bitte?« Er wischte sich mit dem Jackenärmel über das Gesicht und legte einen Streifen normalfarbiger Haut frei.
    »Korittki, Kriminalpolizei. Wir möchten mit Ihnen über Ihre Nachbarin, Frau Falke, sprechen.«
    »Tatsächlich?«
    »Können wir reinkommen?«
    »Wir?« Er trat einen Schritt vor und erblickte Lessing. »Ach so, ihr seid ja immer zu zweit. Meinetwegen, kommen Sie rein.«
    »Renovieren Sie gerade?«
    »Ein bisschen tapezieren, streichen. Sie wissen schon.«
    Pia stieg über aufgerissene Dielenbretter, balancierte auf einer Baubohle über ein metertiefes Loch im Boden und überwand einen Schuttberg. Sie gelangte in einen Raum, dessen Pendant auf der gegenüberliegenden Seite Monas gepflegte Wohnstube war.
    »Ich muss wohl doch ein paar tragende Balken austauschen«, sagte der Mann mit einer Handbewegung auf eine von Tapeten und Putz befreite Wand, hinter der man Stroh, Lehm und geschwärzte Eichenstützen bewundern konnte.
    »Gehört das Haus Ihnen?«
    »Nein, mein Vater ist der Eigentümer. Er hat diese Haushälfte vor etlichen Jahren gekauft. Früher hat das alles hier zum Gutshaus gehört, aber die von Alsens brauchten dringend Geld. Unsere Seite soll jetzt wieder vermietet oder, besser noch, verkauft werden. Der Vormieter hat es in einem desolaten Zustand zurückgelassen.« Er hob die Schultern wie ein Mann, der gegen die Widrigkeiten des Lebens ankämpft, ohne sich der Illusion hinzugeben, etwas daran ändern zu können.
    »Wie heißen Sie?«
    »Lars Kuhn.«
    »Wohnen Sie auch in Düsterbruch, Herr Kuhn?«
    »Bewahre! Wir haben früher hier gelebt.«
    »Und wo wohnen Sie jetzt?«, fragte Lessing.
    »Soll das jetzt ein Verhör werden?« Kuhns Blick wanderte misstrauisch von Lessing zu Pia. »Worum geht es überhaupt?«
    »Wir befragen Sie rein informatorisch«, erklärte Pia. »Außerdem: Die Polizei verhört nicht, wir vernehmen höchstens. Würden Sie uns bitte Ihren Wohnort mitteilen?«
    Er nannte eine Adresse in Lübeck.
    »Wir suchen Mona Falke. Sie wohnt nebenan«, erklärte Pia.
    »Ich weiß, wer sie ist. Leider will sie ihre Haushälfte nicht an mich verkaufen. Wenn man die Mittelwand des Hauses durchbrechen würde, könnte man das Ganze zu einem guten Preis loswerden.« Er starrte sehnsüchtig zu Mona Falkes Seite hinüber.
    »Wann haben Sie Frau Falke denn zuletzt gesehen?«
    »Keine Ahnung. Ich bin meistens nur am Wochenende hier, und dann arbeite ich die ganze Zeit. Das letzte Mal habe ich etwa vor drei Wochen mit Frau Falke gesprochen – ich hatte ihr noch mal ein Angebot gemacht.«
    »Das sie ausgeschlagen hat?«
    Er grinste unbekümmert. »Die Zeit arbeitet für mich. Wenn ihr missratener Sohn das nächste Mal in Schwierigkeiten steckt, wird sie mein Angebot annehmen.«
    »Ihr Sohn ist tot.«
    »Wie bitte?«
    »Die Kriminalpolizei ermittelt deswegen.«
    »War das etwa die Geschichte auf dem Parkplatz?« Kuhn schluckte.
    »Können Sie Angaben zur Sache machen?«
    »Nein.« Lars Kuhn hob abwehrend die Hände. »Ich habe André Falke seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Demnach kannten Sie ihn«, stellte Lessing fest.
    »Kaum. Als wir hier weggezogen sind, war ich zwölf und er noch ein Kleinkind. Aber der letzte Mieter hat sich ständig über ihn beschwert. Nächtliche Ruhestörung, schlechter Umgang, unverschämtes Verhalten. Mona hatte es nicht leicht mit ihm. Und jetzt das …«
    »Frau Falke ist am Montagmittag zuletzt gesehen worden. Haben Sie eine Idee, wo sie sich aufhalten könnte?«
    »Nicht die geringste.« Kuhn sah Pia direkt an. »Soll ich ihr was ausrichten, wenn ich sie sehe?«
    »Ja. Dass Sie sich schnellstmöglich mit der Kripo in Lübeck in Verbindung setzen soll.« Pia reichte ihm ihre Karte. »Und die ist für den Fall, dass Sie uns noch etwas mitteilen möchten.«
    Vor der Kate herrschte dieselbe andächtige Stille wie auf einem Friedhof. Pia hasste Friedhöfe.
    Lessing klopfte sich etwas Staub vom Ärmel. Sein Gesichtsausdruck war missmutig. »Und nun?«, fragte er.
    »Einen Moment noch.« Statt zurück zur Straße ging Pia noch mal an der Vorderseite des Hauses entlang. Sie sah in Mona Falkes Wohnzimmerfenster. Mehr noch als beim ersten Mal fand sie die Unordnung in der Kate beunruhigend. Es passte nicht zu dem Eindruck, den sie bei ihrem Besuch im Frühjahr von Mona Falke gewonnen hatte. Ohne weiter auf Lessing zu achten, umrundete sie die Ecke und ging weiter an der Giebelseite entlang.
    Hinter dem Haus befanden sich ein

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