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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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großer Nutzgarten und eine Terrasse. Die Terrasse wurde seitlich von einem mit dem Haus verbundenen Schuppen flankiert. Ein Maschendrahtgehege, in dem lustlos ein paar Hühner pickten, und ein Komposthaufen schlossen sich an. Ordentlich aufgereihte Beete grenzten weiter hinten an ein abgeerntetes Feld.
    Pia stand einen Moment still da. Trotz der kühlen Luft roch es nach Erde und faulenden Pflanzen. Sie sah zur Hintertür, die, wie es in Häusern dieser Art üblich war, bestimmt in die Küche oder Waschküche führte. Pia überquerte die Terrasse. Bevor sie noch einen Blick durch die verglaste Öffnung ins Innere der Kate werfen konnte, fiel ihr Blick auf den Fußboden. Es wimmelte. Weiß schimmernde Maden krochen unter der Tür hervor, in den Ritzen der Waschbetonplatten und weiter in Richtung Kompost. Sie wich zurück und schüttelte sich eine Made vom Schuh. Aufs Äußerste angespannt, näherte sie sich dem Fenster.
    Zunächst sah sie nur einen dunklen Raum. Dann eine kreisende Bewegung in der Luft. Fliegen. Jetzt meinte sie auch, schwach einen süßlich-fauligen Geruch wahrzunehmen. Alles klar, dachte Pia und ging langsam rückwärts. Weiche Knie, Herzklopfen, Würgereiz: Das war eine ganz natürliche Reaktion. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, bevor sie ihren Kollegen verständigte. Doch es war zu spät. Lessing bog schon um die Hausecke.
    »Was machst du denn noch hier?«
    Pia deutete stumm auf die Hintertür. Er sah sie an, dann auf die Tür und hinunter auf die Maden. Für einen, der lange nicht mehr normalen Polizeidienst auf der Straße geleistet hatte, erfasste er die Situation schnell. Er trat neben sie, blickte durchs Fenster und stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Wir sind zu spät. Wenn Frau Falke da drinnen ist, ist sie tot«, sagte Pia.
    »Jedenfalls ist irgendwer oder irgendwas tot. Könnte auch ein vergessener Sonntagsbraten sein. Die Fliegen haben das schon etwas früher entdeckt als wir.«
    »Das mit dem Braten halte ich für eine Illusion.« Pia zog ihr Telefon hervor.
    »Einen Moment!« Lessing nahm ein Paar Handschuhe aus der Tasche und streifte sie über. Als Nächstes hatte er ein Pick-Set in der Hand. »Wir gehen rein. Vielleicht können wir noch helfen.« Die Ausrede kam ihm ganz selbstverständlich über die Lippen. Er ging vor der Tür in die Knie, hängte den Spannhaken ins Schloss und machte sich mit einem Pick am Schließmechanismus zu schaffen.
    »Es ist zu spät. Da muss zuerst die Spurensicherung rein«, sagte Pia.
    »Das ist nur ein billiges Schloss«, erwiderte Lessing. »Das dauert ja nicht lange.«
    »Wir sperren ab und warten, bis Verstärkung da ist.«
    »Die erste Sorge des Polizeibeamten gilt dem Opfer der Tat. Gegebenenfalls ist Erste Hilfe zu leisten«, zitierte Lessing in spöttischem Tonfall. Er arbeitete konzentriert weiter und stieß bald darauf einen zufriedenen Laut aus. »Das war’s. Das Schloss war nur eingeschnappt, nicht umgeschlossen.«
    »Heimlich geübt, oder was?«, spottete Pia. Sie wollte ja selbst unbedingt einen Blick hineinwerfen. Was war hier passiert? Auf den Geruch, der durch die offen stehende Tür entwich, war sie vorbereitet. Sie atmete flach und trat hinter Lessing ins Haus. Wie erwartet standen sie in Mona Falkes Küche. Der Küchentisch in der Mitte versperrte ihnen zunächst die Sicht auf das, was sich an der rückwärtigen Wand befand. Über dem Tisch kreisten die Fliegen. Das Summen klang bösartig, als käme es nicht von vielen, sondern von einem einzigen Lebewesen.

14. Kapitel
    L essing trat einen Schritt nach vorn und wedelte mit dem Arm. Die Fliegen stoben auseinander. Pia blickte auf die Leiche einer Frau, die, in sich zusammengesunken und gegen Wand und Küchenschrank gelehnt, auf dem Fußboden kauerte. Ihr Kopf war zur Seite gefallen. Mitten auf der Stirn befand sich ein schwarzes Loch. Pia hatte schon einige Opfer von Gewalttaten gesehen, aber dieses hier war einer der schlimmsten Anblicke. Sie starrte auf das aufgedunsene Gesicht mit den zu schmalen Schlitzen verengten Augen, die sie vorwurfsvoll anzusehen schienen. Die Fliegen surrten um Pias Kopf, und die Luft kam ihr unerträglich stickig vor. Warum war es so warm hier?
    »Ist das die Frau, die wir suchen?«, fragte Lessing und scheuchte mit der Hand Fliegen weg, die unablässig versuchten, auf seinem Gesicht zu landen.
    »Hundertprozentig sicher bin ich mir nicht, aber der Haarfarbe und der Statur nach zu urteilen, könnte das Mona Falke sein.« Haare in der Farbe

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