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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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von Kidneybohnen …
    »Na bitte. Dann haben wir sie doch gefunden.«
    Lessing trat noch einen Schritt vor und ging hinter dem Tisch in die Hocke. Er starrte auf die Schusswunde, ohne die Leiche zu berühren.
    Pia sah Maden in Mund und Nasenlöchern verschwinden. Na toll. Die Fliegen hatten ganze Arbeit geleistet und für eine kommende Generation vorgesorgt. Nun beruhigten sie sich langsam wieder und kehrten zu der Leiche zurück.
    »Kein angesetzter Schuss, aber ein Nahschuss, würde ich sagen. Schwer zu beurteilen, ob dies die Eintritts- oder Austrittswunde ist. Sie wurde aus nächster Nähe erschossen – schätzungsweise von vorn.«
    »Also kannte sie den Täter vermutlich.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Wir können aber definitiv nichts mehr für sie tun. Die Spurensicherung muss her …« In Pias Mund sammelte sich immer mehr Spucke. Sie schluckte. Nichts wie raus aus dem stickigen, kleinen Raum! Keinesfalls wollte sie riskieren, sich in Lessings Gegenwart zu übergeben. »Ich geh jetzt telefonieren.« Sie bewegte sich langsam rückwärts. »Für Erste Hilfe ist es eindeutig zu spät.«
    »So was sieht man nicht alle Tage«, sagte Lessing mehr zu sich selbst. Wie lange wollte er noch hier hocken mit diesem, ja, milde-interessiert aussehenden Gesichtsausdruck?
    »Du kontaminierst den Tatort«, erwiderte Pia scharf.
    »Geh nur, wenn dir nicht gut ist«, antwortete er gleichgültig.
    Es geschah ohne jede Vorankündigung. Pia hörte ein Fauchen. Etwas Dunkles sprang von oben auf Lessing zu. Er wich mit einem Satz zurück, kam aus dem Gleichgewicht und schlug rückwärts mit dem Hinterkopf gegen die Marmorkante des Küchentischs. Pia sah eine große, getigerte Katze, die vom Küchenschrank neben der Tür hinunter auf die Leiche gesprungen war. Nun stand sie buckelnd und mit gesträubtem Schwanz auf Schulter und Brust der toten Frau und starrte sie drohend an. Die Leiche sackte noch ein Stück in sich zusammen, die Fliegen stoben wieder auf.
    »Oh, verdammte Scheiße!«, entfuhr es Pia.
    Lessing fluchte ebenfalls. Er presste seine Hand an den Hinterkopf. Pia riss sich vom makaberen Anblick der Toten mit der Katze los. Sie beugte sich zu Lessing herunter, der vorsichtig seinen Hinterkopf betastete.
    »Alles in Ordnung?« Zwischen seinen Fingern sickerte Blut hervor.
    »Blödes Viech!« Er kam langsam hoch, immer noch darauf bedacht, nichts anzufassen. Die Fliegen surrten um ihre Köpfe herum. Lessing schwankte. Pia fasste ihn am Ellenbogen und zog ihn mit sich nach draußen. Erleichtert atmete sie die kühle Novemberluft ein. Lessing lehnte sich gegen die Hauswand. Der Handschuh, mit dem er seinen Hinterkopf betastet hatte, war blutig. Unter seiner Bräune sah er nun blass aus.
    »Geht’s wieder?«, fragte Pia.
    Er schloss kurz die Augen, nickte dann.
    »Lessing! Bevor du umfällst, sag mir bitte Bescheid«, forderte sie ihn auf. So hart, wie er gegen die Marmorplatte geknallt war, konnte er sich leicht eine Gehirnerschütterung zugezogen haben.
    »Nenn mich Nathan, verdammt! Was sollen diese Förmlichkeiten, wenn du mir gleich den Schädel verpflastern musst!«
    Die Reaktion war schon besser. Sie ließ ihn los. »Die Wunde sollte schnell desinfiziert werden«, sagte sie. »Im Auto ist ein Verbandskasten.«
    Nachdem sie die Einsatzleitstelle verständigt hatte, begleitete sie Lessing zum Wagen. Seine Kopfverletzung war, soweit Pia das als Laie beurteilen konnte, nicht schwerwiegend. Kopfwunden bluteten immer stark. Pia zog das Verbandszeug heraus, desinfizierte den Hautriss und versuchte dann, mit einer Kompresse die Blutung zu stillen. Anschließend klebte sie ein schönes quadratisches Wundpflaster darauf. »Du solltest in jedem Fall noch mal einen Arzt draufgucken lassen«, sagte sie. »Vielleicht muss der Riss doch geklammert oder genäht werden.«
    Er saß auf einem Findling und blinzelte sie schräg von unten an. Die Sonne versank gerade unspektakulär im Geäst des nächsten Knicks. Die blasse Sonnenscheibe sah wie zerfasert aus von den kahlen Zweigen der Haselnusssträucher.
    Links von ihnen befanden sich das Pfarrhaus und die Kirche. Neben Monas Kate sah Pia Blaulicht. Die ersten Streifenwagen trafen ein. Die Ereignisse nach einem Leichenfund gingen ihren Gang.
    »Du fragst dich bestimmt, wieso das passiert ist?«, meinte Lessing plötzlich in vertraulichem Ton.
    Pia verstaute das Verbandsmaterial. Sie zuckte mit den Schultern. Er hat wohl doch eine Gehirnerschütterung, dachte sie. Geschieht ihm recht.
    »Das

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