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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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wetten, dass Droski mit den Morden in Düsterbruch nichts zu tun hat«, rutschte es Pia heraus.
    »Du wettest? Um was wetten wir?« Lessing grinste erfreut. Wenn er nicht so verbissen aussah, war er direkt attraktiv.
    »Ich habe gesagt, ich könnte wetten … Konjunktiv I.«
    »Wenn ich die Wette verliere, lade ich dich zum Essen ein«, schlug er gut gelaunt vor.
    »Die Kantine im Polizeihochhaus ist geschlossen.«
    Er ließ sich nicht beirren. »Und wenn du verlierst, dann zahlst du.«
    Tizia zitterte, obwohl sie Jeans und eine warme Jacke trug. Es war mehr ein innerliches Zittern. Sie stand schon eine halbe Stunde an der Landstraße, ohne dass ein Auto angehalten hatte. Im Dunkeln zu trampen war um einiges schwieriger als bei Tageslicht. Die Leute sahen gern, wen sie mitnahmen, und sie prüfte gern, zu wem sie ins Auto stieg. Normalerweise kam hier früher oder später jemand vorbei, den sie kannte. Tizia war nicht scharf darauf, in ein fremdes Auto zu steigen. Aber sie musste dringend von hier weg. Dies war der schwierigste Teil ihres Plans. Wenn sie erst mal in New York war, würde sie ihre Mutter anrufen, und alles Weitere würde sich ergeben.
    In einer halben Stunde fuhr die Bahn nach Hamburg. Sie musste unbedingt ihren Flug bekommen. Wenn Carola und ihr Vater morgen merkten, dass sie gar nicht bei ihrer Freundin Beni war, wäre sie bereits in der Luft. Hoch über dem Atlantik – in Sicherheit. Vor wem auch immer. Er war hier – in Düsterbruch. Der Mann, der André getötet hatte. Und Mona. In ihrem eigenen Haus. Ein Mörder. Sie hatte schon lange das Gefühl, dass hinter der scheinheiligen Fassade des Ortes etwas Böses lauerte. Sie konnte niemandem mehr trauen.
    Ein Kleintransporter fuhr an ihr vorbei, dann ein alter Golf. Keiner von ihnen hielt. Sie könnte sich ein Taxi rufen. Aber das würde Misstrauen erregen. Mädchen wie sie standen nicht an der Landstraße und bestellten sich ein Taxi. Und da war auch noch dieser Hang zur Sparsamkeit, den sie von frühester Kindheit an eingetrichtert bekommen hatte.
    Tizia erschrak, als ein dunkelblauer Ford Mondeo im letzten Moment abbremste und neben ihr zum Stehen kam. Die Scheibe auf der Beifahrerseite surrte herunter. Eine Frau beugte sich zu ihr herüber. Eine Frau – das war gut. Tizia hatte sie sogar schon mal gesehen. Es war die Russin, die Oxana hin und wieder besuchte. Ob die Frau Jörgs Freundin erzählen würde, dass sie sie mitgenommen hatte? Wahrscheinlich wusste sie gar nicht, wer sie, Tizia, überhaupt war. Sie musste dieses Risiko jetzt einfach eingehen.
    »Wo möchtest du hin?« Oxanas Freundin sprach mit einem fremd klingenden Akzent. Sie war stark geschminkt, als wäre sie zu einer Party unterwegs. Einer Party mit interessanten Leuten. Vielleicht sogar mit Prominenten. Die Welt außerhalb von Düsterbruch war so viel aufregender!
    »Nach Hamburg. Aber der nächste Bahnhof würde mir auch schon weiterhelfen«, sagte Tizia hoffnungsvoll.
    »Du hast Glück! Ich fahre nach Hamburg.«
    Alles fügt sich, dachte Tizia. Es soll eben so sein. Sie stieg ein.
    Die Art, wie Lessing sie forschend ansah, gefiel Pia nicht. Oder gefiel ihr doch. So oder so war es Zeit, das Geplänkel zu beenden. Sie nickte ihm zu, nahm ihr Glas und ging zu einer Gruppe Kollegen hinüber, die sie von früher kannte. Als sie das nächste Mal auf die Uhr sah, war es kurz vor Mitternacht. Das Lokal leerte sich.
    »Faules Gesindel«, sagte Broders, der irgendwie wieder in ihrer Nähe gelandet war. »Weiß denn heute keiner mehr, wie man ernsthaft feiert? Wer will noch von diesem köstlichen Rotwein? Wir wollen Gabler doch nicht enttäuschen …« Er schenkte allen großzügig nach, doch über Pias Glas verharrte er kurz. »Musst du nicht längst zu Hause sein, Pia?«
    »Halt die Klappe, Broders«, entgegnete sie.
    »Du hast jetzt Verantwortung.«
    »Wie so viele von uns.« So leicht war es nun auch wieder nicht, ihr ein schlechtes Gewissen einzureden.
    »Ich bin frei und ungebunden und kann nach Hause kommen, wann immer es mir passt.«
    »Ich dachte, du wärst wieder liiert. Was sagt denn dein Freund dazu?« Wenn er persönlich wurde, konnte sie das auch.
    »Der spielt dieses Wochenende den Retter der Welt.«
    Daher also rührte Broders’ schlechte Laune. »Wie das?«, fragte sie.
    »Er ist mit seiner Tochter übers Wochenende nach Warnemünde gefahren.«
    »Er hat ein Kind?« So überrascht wollte sie gar nicht klingen. Gut möglich, dass Broders’ schwuler Freund eine Tochter

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