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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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sagte Pia. »Aber warum soll ich nicht in den Keller gehen?«
    Seesen kam mit einem Satz auf sie zu und ergriff ihren Arm. Seine Augen waren schmal vor Zorn. Doch es war noch etwas anderes in seinem Blick: Panik. »Das ist mein Haus!«
    »Lassen Sie mich los!«
    »Verlassen Sie sofort mein Haus!«
    »Nehmen Sie Ihre Hand von meinem Arm!«
    Jörg Seesen packte fester zu und sah so aus, als wollte er sie schütteln.
    Broders reagierte schnell. Er stand plötzlich hinter Seesen, zog ihm die Arme auf den Rücken, und die Handschließen klickten. »Nur zu unserer und Ihrer Sicherheit«, sagte er. »Sie sind vorläufig festgenommen, Herr Seesen.« Er durchsuchte ihn nach einer Waffe. Dann wandte er sich wieder seiner Kollegin zu: »Pia, sieh nach, was im Keller los ist. Vielleicht hat er ja das Mädchen!«
    »Das ist nicht wahr!« Seesen war rot angelaufen. »Ich würde Tizia nie etwas antun. Ich werde mich über Sie beschweren!«
    »Sie haben sich einer polizeilichen Anordnung widersetzt und sind handgreiflich geworden.«
    Seesen starrte Broders an, ließ sich dann aber von ihm auf einen Stuhl drücken. »Ich weiß nicht, wo meine Nichte steckt«, murmelte er.
    Pia verließ den Raum. Sie hörte, wie Broders beschwichtigend auf Jörg Seesen einredete. Er würde ihn hoffentlich eine Weile ruhighalten können. Sollte sie besser bei ihm bleiben, bis Verstärkung eintraf? Aber was war, wenn Tizia sich dort unten befand und dringend Hilfe benötigte?
    Der Keller der Seesens hatte denselben Grundriss wie das Erdgeschoss. In der Mitte befand sich ein L-förmiger Gang, von dem mehrere Türen in die einzelnen Räume führten. Eine vergitterte und schmutzige Deckenleuchte verbreitete schummriges Licht.
    »Tizia?«, rief Pia halblaut.
    Nichts.
    Welches war der Raum, in dem sie von außen das Licht gesehen hatten? Sie öffnete nacheinander die Kellertüren. Hinter der dritten Tür war sie richtig. An der Decke brannte eine nackte Glühbirne. Die Tatsache, dass nicht abgeschlossen war, sprach gegen ihre Theorie, dass das Mädchen hier festgehalten wurde. Aber vielleicht versteckte sie sich auch nur.
    Pia stieß die Tür ganz auf. Der Kellerraum sah aus wie ein Lager für alte Möbel und den Ramsch von Generationen. Mitten im Raum standen ein Kleiderschrank, ein durchgesessener Ohrensessel, Lampenschirme aus den Fünfzigern und Sechzigern, ein gekachelter Nierentisch, diverse Pappkartons … und Schleifspuren auf dem Fußboden. Das Zeug hier war vor Kurzem verrückt worden, von der Wand weg in die Mitte des Raumes. Pia umrundete den Sperrmüllhaufen und sah sich um. Von Tizia keine Spur.
    Da fiel ihr Blick auf eine Hacke und eine Schaufel, die an der Wand lehnten. Ihr Herz klopfte. Sie fühlte den Herzschlag bis hoch in ihren Hals. Hinter dem Schrank klaffte ein Loch in der Wand. Da sie sich unter Erdboden-Niveau befand, musste hinter der Außenwand eigentlich Erdreich sein. Die Öffnung war so groß wie ein Fußball und sah so aus, als wäre sie mit grobem Werkzeug geschaffen worden. Und das vor nicht allzu langer Zeit. Darunter lagen noch kaputte Steine und Mörtelreste.
    Pia trat näher, die Nasenflügel weit geöffnet, alle Muskeln angespannt. Es roch nach Keller, feuchtem Gestein, Moder … Ihre Taschenlampe befand sich im Auto. Also musste es die kleine Leuchte tun, die sich als Zusatzfunktion in ihrem Mobiltelefon befand. Sie hatte das Lämpchen bisher immer belächelt, doch nun war es besser als nichts. Pia beugte sich zu dem Loch hinunter. Sie konnte Broders nicht ewig mit Seesen allein lassen, also blieb ihr nichts anderes übrig.
    Ihre Hand zitterte, als sie sie mit der Lichtquelle in die Öffnung schob.

24. Kapitel
    H inter der Öffnung befand sich ein Hohlraum, etwa einen halben Kubikmeter groß. Pia sah grob behauenen Stein und nasses Erdreich. Dann, als sie den Lichtpunkt weiter nach unten führte, erkannte sie etwas Faltiges, Flauschiges, ein textiles Gewebe? Ja, es war ein schmutziges Stück Stoff, die ursprüngliche Farbe war wohl ein Rosa gewesen, gemustert mit braunen Teddybären? Der Lichtpunkt wanderte bebend weiter, bis er auf etwas Dunkles, Rundes traf. Pia schnappte nach Luft. Sie sah zwei schwarze Augenhöhlen, die Reste von kurzem, flaumigem Haar. Ein kleiner Schädel, der unverkennbar menschlichen Ursprungs war.
    Sie taumelte zurück. Es dauerte ein paar Atemzüge, bis sich ihr Herzschlag wieder halbwegs normalisiert hatte. War das möglich? Es sah aus wie die Leiche eines sehr kleinen Kindes, fast

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