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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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ausgehalten«, sagte Broders. »Warum hat sie dann plötzlich ihre Meinung geändert?«
    »Ironie des Schicksals«, murmelte Seesen. Dann riss er sich sichtlich zusammen. »Mona hat mir gesagt, dass meine Mutter am Nachmittag vor ihrem Tod zu ihr in den Stall gekommen ist. Keine Ahnung, was sie ursprünglich dort wollte. Als sie beim Schlachten mit dem Blut des Hahns bespritzt wurde, hat sie sich wohl an die Nacht erinnert, als mein Onkel erschlagen wurde. Wie so einen Flashback stelle ich mir das vor.«
    »Psychologen nennen das einen ›Trigger‹«, sagte die Staatsanwältin in die Pause hinein.
    Seesen beachtete sie gar nicht. »Meine Mutter wusste, dass Mona Bert sehr gemocht hat. Ich denke, sie hat immer vermutet, dass André Falke Berts Sohn ist. Ihr Neffe … Da ist es über sie gekommen, und sie hat Mona von der Nacht erzählt.« Jörgs Gesicht war verzerrt. »Von dem toten Baby im Wagen und wie mein Onkel Bert gestorben ist. Und dann auch noch, wo sich dieser verflixte Ring befand. Mutter hatte ihn ja bei dem Gedenkstein für Justina vergraben, und Mona hat ihn später wieder ans Tageslicht befördert. Mona hat mir gegenüber kein Detail der alten Geschichte ausgelassen.« Er barg sein Gesicht in den Händen. Da sind sie, die fehlenden zehn Minuten, dachte Broders. Die Zeitdifferenz zwischen Hedwig Seesens Ankunft in Mona Falkes Stall und ihrem Auftauchen in der Kirche.
    »Warum hat sie es Ihnen überhaupt erzählt? Sie hätte doch auch zur Polizei gehen können.«
    »Erpressung«, schnaubte Seesen. »Das feine Mutter-Sohn-Gespann hat mich erpresst.«
    »War das nicht ein seltsamer Zeitpunkt?«
    »Die Erpressung startete erst, als ihr Herr Sohn aus dem Bau raus war. Mona war mal wieder nur der Ideen-Lieferant.«
    »Und wieso waren Sie mit dieser alten Geschichte erpressbar, Herr Seesen?«
    »Verstehen Sie das denn nicht? Die Seesens wären auf immer und ewig als Mörder und Kindsmörder gebrandmarkt gewesen. Nicht nur die Schuldigen, sondern alle: Das ist doch wie Sippenhaft. Im Grunde hätten wir, nach allem, was passiert ist, nur unsere Sachen packen und Haus und Hof verlassen können. Aber das … es ist doch Oxanas und meine Zukunft.«
    »Haben Sie auch mal an die Familie des kleinen Kindes gedacht? An die von Alsens?«
    »Das Baby ist schon so lange tot«, fuhr Seesen auf. »Ich kann doch nichts mehr daran ändern. Niemand kann das.«
    »Was haben die Falkes von Ihnen gefordert?«
    Er schnaubte. »Die glaubten tatsächlich, ich könnte mal auf die Schnelle fünfzigtausend Euro locker machen.«
    »Und? Konnten Sie?«
    »Ich gab André zehntausend. Dafür bekam ich den Ring. Ich sagte ihm, den Rest müsse ich erst beschaffen.« Er blinzelte. »Die zehntausend Euro waren das Geld, das ich für Oxanas und meine Hochzeit zurückgelegt hatte.«
    »Aber es gab kein Später mehr«, stellte die Staatsanwältin fest.
    Seesen funkelte sie wütend an. »Mit dem Tod der Falkes habe ich nichts zu tun!«
    »Das wird sich klären.«
    »Sie können mir das nicht anhängen. Ich war nicht mal in der Nähe der beiden!«
    »Hat André Falke Sie angerufen, seit er aus dem Gefängnis raus ist?«
    Jörg Seesen sah zu seinem Anwalt hinüber. Der zog die Augenbrauen hoch. »Kann sein«, räumte Seesen ein. »Ein oder zwei Mal, um die Geldübergabe zu besprechen.«
    »Die wo stattfand?«
    »Auf dem verdammten Parkplatz«, stieß Seesen zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Aber das war eine Woche, bevor er ermordet worden ist.«
    »Können Sie das beweisen?«
    Seesen schüttelte den Kopf. Einen Moment lang sagte niemand ein Wort.
    »Woher wussten Sie, wo genau Sie nach der Kinderleiche suchen mussten?«, fragte Gabler in die Stille hinein. »Soweit ich informiert bin, war der erste Versuch gleich ein Treffer.«
    Jörg Seesen hatte jetzt Mühe, sich zu beherrschen. Er schluckte. »Dieser Kellerraum war früher immer abgeschlossen. Im Testament meines Vaters steht, dass nichts Grundlegendes an der Bausubstanz des Hauses verändert werden darf. Und es soll auch niemals abgerissen werden.« Er schnaubte verächtlich. »Ich habe mir daraufhin den besagten Kellerraum genauer angesehen. Hinter dem Schrank habe ich eine unregelmäßige Stelle im Putz entdeckt und angefangen, die Wand aufzuhacken. Bestehen noch … besteht die Chance, dass es sich bei dem, was ich gesehen habe, nicht um die Leiche von Justina von Alsen handelt?«
    »Das wird sich bei der Obduktion herausstellen«, sagte die Staatsanwältin ruhig.
    »Herzlichen

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