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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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gar nicht, dass der Schmuck längst von Theo verkauft worden war. Alles war weg, bis auf einen einzigen hässlichen Perlenring.«
    »Moment. Ist dieser Ring gemeint?« Kürschner zog ein Foto aus der Akte und reichte es Seesen.
    »Ja, das ist er. Mona hat mir gesagt, sie habe Bert von dem Schmuck erzählt. Und auch, wie leicht es wäre, ihn bei dieser Gelegenheit zu stehlen. Man könnte durch das Schlafzimmerfenster im Erdgeschoss rein, das wegen des Babys fast immer einen Spaltbreit offen stand. Was dann passiert ist, wusste Mona lange Zeit auch nicht. Bert war verschwunden, ebenso das Baby und angeblich auch der Familienschmuck.
    Dann wurde Bert im folgenden Frühjahr tot aufgefunden. Mona meinte, sie habe es nie so ganz begriffen. Hatte Bert das Baby und den Schmuck an sich genommen? Und wenn ja, was war damit passiert? Da sie selbst in den geplanten Diebstahl verwickelt war, hat sie niemals etwas darüber gesagt.«
    »Und wer wusste, was wirklich passiert ist?«
    »Meine Mutter.«
    Broders hielt unwillkürlich die Luft an. Seesen sah so aus, als würde er gleich zusammenbrechen. Er schob ihm über den Tisch hinweg ein Glas mit Mineralwasser zu.
    »Meine Mutter hat Mona erzählt, dass Bert in der Nacht, als Justina verschwand, bei ihnen auf dem Hof aufkreuzte und ihren Mann gebeten hat, sein Auto aus dem Graben zu ziehen. Er war bei dem starken Schneefall von der Straße abgekommen. Mein Vater hat zähneknirschend den Trecker rausgeholt, und sie sind mitten in der Nacht dorthin gefahren und haben Berts Käfer aus dem Graben gezogen. Ich vermute, mein Vater wollte vermeiden, dass Bert sich bei uns einnistet. Als der Wagen wieder auf der Straße war, hat mein Vater eine Tasche auf der Rückbank liegen sehen. Darin lag das tote Kind.« Seesen schluckte nervös. Sein Adamsapfel hüpfte. »Es war erstickt oder erfroren, Hedwig konnte es Mona nicht genau sagen. Mein Vater soll jähzornig gewesen sein. Er war außer sich vor Wut über das, was sein Bruder angerichtet hatte. Da hat er dann mehrfach auf Bert eingeschlagen. Er wollte ihn bestimmt nicht töten. Aber es ist passiert. Dann ist er in Panik geraten und hat die Leiche in den Wagen gesetzt. Sie haben ihn in den Graben geschoben, bis das Fahrzeug von oben nicht mehr zu sehen war. Der Schnee hat bis zum nächsten Morgen jegliche Spuren beseitigt.«
    »Und das tote Baby?«
    »Das musste irgendwie auch verschwinden. Ich meine, es war ja schon tot. Wenn bekannt geworden wäre, was Bert – er war ja immerhin ein Seesen – dem Kind angetan hat, dann wäre alles, wofür Generationen von Seesens hart gearbeitet hatten, auf einen Schlag zerstört gewesen.«
    »Was passierte mit dem toten Kind?«
    Jörg Seesen berichtete mit tonloser Stimme weiter: »Mona hat mir gesagt, dass mein Vater es wohl in einer Nische in der Kellerwand unseres Hauses begraben hat. Er war damals gerade dabei, das Fundament zu erneuern. Ich konnte es nicht glauben, aber gestern … Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich Gewissheit haben musste.«
    »Mein Mandant hätte natürlich umgehend die Polizei von dem Leichenfund unterrichtet«, meldete sich der Anwalt zu Wort. Er tauschte einen Blick mit Seesen. »Die Polizei ist ihm nur zuvorgekommen. Ich erinnere Sie daran, dass es erst fünf Uhr morgens war, als Ihre Leute bei ihm eingedrungen sind.«
    »Bei der Suche nach vermissten Teenagern halten wir uns nicht unbedingt immer an die Sprechzeiten«, sagte Broders bissig und fing sich dafür einen warnenden Blick von seinem Chef ein.
    »Erzählen Sie uns von dem Ring«, forderte die Staatsanwältin Seesen auf.
    »Es war vermutlich das einzige Schmuckstück, das Onkel Bert im Schlafzimmer der von Alsens gefunden hat.«
    »Und wie sind Sie daran gekommen? Es heißt, der Ring wurde aus Ihrem Schreibtisch entwendet.«
    »Das ist kompliziert.« Seesen sah Hilfe suchend zu seinem Anwalt hinüber.
    »Versuchen Sie es! Wir haben Zeit«, sagte Gabler ruhig.
    »Meine Mutter muss diesen Ring damals im Wagen meines Onkels oder bei seinen Sachen gefunden haben. Sie hat ihn wohl an sich genommen, weil er eine direkte Verbindung zwischen den von Alsens und ihm darstellte. Später hat sie ihn versteckt. Ich glaube, sie konnte es nicht ertragen, den Ring in ihrer Nähe zu haben. Sie hat ihn bei dem Gedenkstein für Justina in der Erde vergraben. Mit ihrem Schweigen wollte sie nur Carola und mich schützen. Aber ihr Gewissen hat ihr zu sehr zu schaffen gemacht.«
    »Sie hat es immerhin dreißig Jahre lang

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