Düstere Schatten (Darian & Victoria #2) (German Edition)
Stärkeren. Fähigkeiten sind dort manchmal, so heißt es zumindest, beinahe wirkungslos. Die Zauberkraft ist das Einzige, was einem Macht verleiht. Miros, der Elf, von dem ich das alles erfuhr, verfügt über das stärkste magische Talent, das ich bis dahin gesehen hatte. Nur deshalb hat er überlebt. Noch heute ziert eine große Narbe seine Wange, die ihm im Kampf von fledermausähnlichen Wesen zugefügt wurde. Kein Heiler der Welt konnte ihm helfen, die Wunde zu schließen. So dauerte es Jahre, bis sie sich schloss und nicht mehr neu infizierte.« Mars gönnte seinen Zuhörern einen Moment, das Gehörte zu verarbeiten.
Im Gegensatz zu den anderen spürte ich in mir den Hauch eines Glücksgefühls aufkeimen, das ich so schnell wie nur möglich vor Darian verstecken musste. Ich war mir sicher, dass mir die Ebenen bei der Rettung meiner Eltern helfen konnten, spürte es in jeder Zelle meines Körpers. Sie bestätigte mir den Gedanken und flüsterte mir zu, was ich zu sagen hatte.
Petition
Victoria
Als ich die Bilder dieses öden, tot wirkenden Ortes gesehen hatte, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Sie signalisierten mir nur allzu deutlich die offensichtliche Gefahr, die von diesem Ödland mit den zerklüftenden Felsen ausging, die durch Mars‘ Erinnerungen geströmt waren. Es war nicht gerade vorteilhaft für diese düstere Szene gewesen, dass sie in seinen Gedanken in ein zwielichtiges Blau getaucht war. Er verknüpfte starke Emotionen mit den Ebenen. Angst, Trauer und Nervosität mischten sich mit tiefem Respekt vor Miros und legten so diese dunklen Schattierungen über das Erlebte.
Jetzt, da wir den Aufenthaltsort des Werwolfs kannten, war Aurelia sehr zuversichtlich, ganz im Gegensatz zu Sofia. Sie führten ihre Diskussion vor mir verborgen, ich konnte nur ab und an aus ihrer Mimik lesen. Sofias Haltung war einleuchtend. Allein beim Gedanken an diesen Ort klingelten in mir sämtliche Alarmglocken. Doch wir mussten diesen Schritt wagen, um Dianas düstere Prophezeiung zu verhindern.
Also sammelte ich mich und versuchte, ebenso positiv gestimmt wie Aurelia, auf die anderen zu warten. Elric traf als Erster ein, was bei seiner Gabe kein Wunder war. Was mich aber irritierte, war seine Gefühlslage. Ich wusste nicht, woran es lag, aber ich hätte wetten können, dass er ein schlechtes Gewissen hatte. Weswegen auch immer. Ich konnte keinen Gedanken darüber aus ihm herauslesen. Sein ganzer Gesichtsausdruck hatte jedoch »ertappt!« geschrien, als Darian ihn irgendetwas Belangloses gefragt hatte.
Noch während ich darüber nachdachte, positionierte sich Darian unterstützend neben mir und nahm meine Hand. Dann unterband Aurelia weitere Überlegungen. Sie begann, allen frohen Mutes zu verkünden, dass wir unser Ziel kennen würden. Als sie jedoch die Ebenen erwähnte, hätte man die Luft im Raum schneiden können, so angespannt waren alle.
Selbst Mars konnte sich nicht zurückhalten und erzählte von einem Elf namens Miros, der bereits dort gewesen war. Je mehr er erzählte, desto lauter schrien die Gedanken seiner Zuhörer, dass sie niemals an diesem Kamikazeunternehmen teilnehmen würden. Ich sah, wie sie sich vorstellten, Untertanen von Tabea und Maurice zu werden. Erschreckend war, dass sie den Gedanken daran positiver fanden als die Idee, einen kleinen Ausflug in die Ebenen zu unternehmen.
Schnell blockierte ich die Gedankenströme, wie Aurelia es mich gelehrt hatte. Mit jeder Sekunde schwand die Motivation der Umstehenden weiter. Ich musste etwas unternehmen.
An Mars gewandt fragte ich: »Hast du noch Kontakt zu diesem Miros? Meinst du, er würde uns begleiten?«
Kleine Hoffnungsschimmer zuckten wie Blitze durch den Raum.
Mars brauchte nicht zu überlegen, ehe er antwortete: »Ich würde darauf wetten, dass es ihm eine Ehre wäre. Ich weiß leider nicht, wo er derzeit eingesetzt ist, aber das lässt sich herausfinden. Soll ich ihn anrufen?«
Ich hatte eben den Mund geöffnet, aber Aurelia war schneller, reichte Mars ihr Handy und nickte ihm aufmunternd zu. Mars nahm es dankend an, murmelte etwas von »draußen ist es besser« und verschwand durch die Tür.
Ich ließ meinen Blick über die Anwesenden wandern und prüfte, inwieweit sie bereit wären, für diese Mission ihr Leben zu opfern. Lenja, Mars' Elfenpartnerin, würde dabei sein. Dann natürlich Aurelia, Darian, vielleicht Sofia? Was war mit Elric? Hatte er sich
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