Duestere Verlockung
männlichen Freunden oder Bekannten posierte, musste ich ihm jedes Mal sofort kleinlichst erklären, wer „diese Typen“ waren und in welcher Verbindung sie mit mir standen. Er wollte auch nie, dass ich irgendwo allein hingehe. Wenn ich dann doch mal allein irgendwo war, sei es nur zum Kaffee mit einer Freundin, rief er mich alle zwanzig Minuten an um zu fragen, was ich mache, mit wem ich da bin und ob alles okay ist. Mir war das alles zu viel, viel zu viel, also war die Beziehung schnell zu Ende. Danach hat Jason mich immer wieder angerufen, mich geradezu um eine zweite Chance angebettelt, war allein am Telefon ein Prisma der Emotionen. Manchmal heulte er wie ein Schlosshund und bettelte, dass ich doch zu ihm zurück kommen sollte, manchmal war er so wütend dass er mich anschrie, was für eine dumme Idiotin ich doch sei, mit ihm Schluss zu machen. Irgendwann hatten die Anrufe dann aufgehört und ich hatte nie wieder etwas von Jason gehört. Bis heute.
„Jason? Was machst du hier?“
„Wir müssen reden.“
„Wir haben bereits letztes Jahr genug geredet. Ich kann mir nicht vorstellen, was es noch zu bereden gibt.“ gebe ich kalt zurück und schliesse die Tür meiner Wohnung auf. Jason schnellt auf mich zu und hält mich am Handgelenk fest. Sanft, aber dennoch macht er mir Angst.
„Lass mich los oder ich rufe die Polizei.“ sage ich hysterisch. Jason lacht.
„Ich werde dir schon nichts tun. Deswegen bin ich nicht hier. Ich muss dir die Wahrheit über etwas sagen. Oder besser über jemanden.“
„Wovon um alles in der Welt sprichst du? Was für eine Wahrheit?“
„Über deinen David. Da gibt es so einige Dinge, die du noch nicht weisst.“
Gerade wollte ich schnell in der Tür verschwinden, doch jetzt halte ich inne. Er will mir etwas über David sagen? Was könnte das sein? Kennt er ihn etwa? Oder lügt er nur? Was, wenn er nur mit mir spielt und mir Lügen erzählen will, um als Retter oder was auch immer dazustehen? Aber was, wenn er wirklich etwas zu sagen hat?
„Was meinst du? Kennst du David?“ presse ich flach heraus.
„Sehr gut sogar. Lässt du mich jetzt in deine Wohnung oder willst du dir tatsächlich hier alles anhören?“
Kurz denke ich nach. Wenn er lügt, dann ist er möglicherweise eine Gefahr. Und ich weiss nicht einmal, ob Rachel gerade in der Wohnung ist. Dieses Risiko gehe ich besser nicht ein. Wenige Meter vor meiner Haustür steht eine Holzbank, auf die ich jetzt zeige.
„Erzähl mir alles hier. Wir können uns setzen. In meine Wohnung kommst du nicht.“
Wieder lacht er auf. „Die gute, alte Emily, ängstlich wie sie schon immer war. Aber okay, wie du meinst. Setz dich und ich erzähle dir alles.“
Wir gehen zur Bank hinüber und ich lasse mich langsam auf sie gleiten. Der Kloß in meinem Hals lässt sich nicht herunter schlucken und mein Bauch fühlt sich an, als würden tausend Schmetterlinge in ihm herum fliegen. Oder eher Bienen. Es fühlt sich kein bisschen gut an. Jason räuspert sich laut.
„Dein toller David und ich sind seit Jahren sehr gute Freunde. Vor vielen Jahren hatte David eine Freundin die es gewagt hat, ihn zu betrügen. Ich kannte David damals kaum, wir sind zusammen zur High School gegangen, hatten aber nie viel miteinander zu tun. Ich wusste aber, dass Jennifer White seine Freundin ist. Eines Tages saß ich auf dem Schulhof und hab mir einen gedreht, da habe ich seine Freundin mit einem anderen Typen gesehen. Es war bereits sechs Uhr abends oder so, die Schule war also komplett leer und die Beiden haben wohl nicht damit gerechnet, dass jemand sie sehen würde. Aber ich war da, ich habe alles gesehen, wie dieser Typ Jennifer die Zunge in den Hals gesteckt und ihre Titten geknetet hat. Und sie schien das alles zu geniessen. Ich war damals kein Freund von David, kannte aber den Unterschied zwischen Recht und Unrecht. Und diese Jennifer war ein absolutes Flittchen. Ich musste etwas tun. Noch während die Beiden wild am knutschen waren, hab ich mich von hinten angeschlichen und dem Typen eins übergezogen, so hart wie ich nur konnte. Er ist direkt mit seinem Gesicht auf dem Boden gelandet, wo ich erst mal richtig auf ihn eintreten konnte. Wer weiss, vielleicht hätte ich ihn sogar umgebracht, aber dieses kleine Flittchen hat so laut rumgebrüllt, dass Leute auf uns aufmerksam wurden und ich schnell getürmt bin. Ich saß wegen Körperverletzung zwei Monate im Knast, wurde dadurch aber
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