Duestere Verlockung
und ich ihn noch immer vermisse. Ich will keine Schwäche zeigen.
„Wirklich? So bald schon?“ David sieht überrascht aus, als wären das Neuigkeiten, von denen er noch nie gehört hat. „Ich dachte, es dauert noch eine Weile.“
„Nein, leider nicht. Naja. So ist das eben.“ Adam zieht mich noch enger an mich heran, flüstert mir dann „Lass uns gehen“ ins Ohr. „David, wir müssen los. Es war nett, dich zu sehen.“ lüge ich und lächle ihn kurz an. Mein Lächeln muss absolut aufgesetzt aussehen.
„Oh, ja, klar. Ich muss auch los. Bis dann.“gibt David kurz zurück, dann setzt er sich schon in Bewegung und lässt uns stehen. Ich drehe mich nach ihm um, doch er ist schon in der Menschenmenge verschwunden. Adam legt mir den Arm um den Rücken.
„Ich sage dir, er ist es nicht wert. Vergiss ihn. Du wirst noch tausend Typen kennenlernen, die absolut in dich verknallt sein werden. Kopf hoch. Die Emily, die ich kenne, rappelt sich immer wieder auf.“
Adam hat Recht. Ich muss darüber hinweg kommen. Egal wie. Ich sehe auf meine Armbanduhr. Halb fünf nachmittags.
„Lust auf ein paar Margaritas?“ frage ich.
„Um halb fünf nachmittags? gibt Adam lachend zurück.
„Klar. Keine Lust?“
„Und ob. Ich habe schon seit Stunden Lust auf Margaritas!“
„Super. Nur ein paar Strassen von hier ist die beste und günstigste Margarita-Bar Manhattans.“
KAPITEL 16
„Vorsicht!“ brülle ich, merke dann, wie laut ich gerade eigentlich gebrüllt habe und schlage mir schnell lachend die Hand vor den Mund. Oh mein Gott, ich bin so betrunken, Adam aber anscheinend noch mehr, denn er ist gerade fast die Treppe zu meinem Haus herunter gefallen. Hysterisch kichernd sitzt er nun auf einer Stufe.
„Emily, liebste Emily, ich bin so stockbetrunken wie ein Teenager auf seinem Abschlussball.“ singt er, dabei kullern ihm dicke Tränen des Lachens über die Wangen. Ich selbst muss mich am Geländer festhalten um nicht auch aus der Balance zu geraten. Verdammt, wie viel haben wir getrunken? Wir waren um kurz vor fünf nachmittags in der Margarita-Bar angekommen, hatten einige Margaritas dort und sind dann in noch drei weitere Bars gegangen. Oder waren es vier? Ich kann mich wirklich nur benebelt erinnern. Alles, was ich weiss ist, dass es mittlerweile Mitternacht ist und ich nicht mehr stehen kann. Ich will nur in mein Bett fallen und schlafen, wissend, dass ich morgen mit dem schlimmsten Kater der Welt aufwachen werde. Ich helfe Adam dabei, aufzustehen und wir gehen die letzten Stufen zu meiner Wohnung hoch. Ich scheine Stunden zu brauchen, um meinen Schlüssel aus der Handtasche zu fischen, schaffe es aber letztendlich doch und schliesse auf. Im selben Moment klingelt es zwei Mal. Adam schafft es, vor mir den Hörer neben der Tür zu greifen.
„Hallo, hier spricht Adam aus der Residenz Emily Jones-Adam Wright, womit kann ich Ihnen behilflich sein?“ Er spricht mit einem so übertriebenen englischen Akzent dass ich nicht anders kann, als laut loszulachen.
„David, wer? Wir kennen keinen David.“
David? Sofort reisse ich Adam den Hörer aus der Hand und presse ihn fest gegen mein Ohr.
„David?“ Obwohl ich betrunken bin merke ich selbst, wie schrill ich klinge.
„Hallo Emily. Kannst du bitte kurz runter kommen. Ich will mit dir reden.“
„Worüber?“ frage ich kalt, während mein Herz hart gegen die Brust pocht.
„Komm bitte runter.“ wiederholt er tonlos. „Ich warte hier.“
Langsam lege ich den Hörer wieder in seine Anrichtung. Ich blicke Adam an, der sich nun gegen die Wand stützt, um nicht den Halt zu verlieren.
„David ist unten. Ich muss kurz runter. Er will mit mir reden.“
„Nein, nein, tu das nicht.“ lallt er. „Er wird dich nur verletzen. Niemand verletzt meine Emily.“
„Geh doch schon mal ins Bett. Oder trink einen Schluck Wasser. Es dauert nicht lange.“
Bevor Adam mich festhalten kann, bin ich schon durch die Tür geschlüpft und gehe langsam die Treppe runter. David wird sofort merken, dass ich betrunken bin. Ich rieche wahrscheinlich wie ein ganzer Schnapsladen. Sehr attraktiv.
„Bist du betrunken?“ sagt David sofort, als ich aus der Tür komme. Anscheinend hat er es sogar schneller gemerkt, als ich dachte. Sofort schäme ich mich ein wenig und versuche, so nüchtern wie möglich zu wirken, mit wenig Erfolg.
„Ein bisschen.“
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