Duestere Vorzeichen
Offizierin der verdammt besten Waffengattung, die die Menschheit je hervorgebracht hatte.
Fuentes richtete sich zu seiner vollen Größe von zwei Metern auf und renkte durch ruckartige Bewegungen des Kopfes seine Nackenwirbel wieder ein. Das Knacken klang in der Stille bemerkenswert laut. Die Turnhalle, in der die Marines sich fit hielten, war relativ klein und daher schien sie zum Bersten voll zu sein.
Und das, obwohl sich nur hundert Marines darin aufhielten. Kompanie Charlie des 1. Bataillons des 221. Marine-Regiments. Die meisten Soldaten trugen, genauso wie Fuentes und Tagawa, weiße Trainings-Gis mit dem jeweiligen Grad ihres Könnens.
»Alles in Ordnung, Gunny?«, fragte sie betont fürsorglich. Ihre besorgten Worte standen in Widerspruch zu dem schalkhaften Glitzern in ihren haselnussbraunen Augen.
»Alles bestens«, erwiderte er zerknirscht und immer noch etwas fassungslos, dass dieses kleine Persönchen ihn gerade eben so vorgeführt hatte.
Seine Worte riefen bei einigen der Marines, die sie umringten, leises Lachen hervor, das allerdings schnell in nervöses Husten überging, als Fuentes seinen strengen Blick über die Menge schweifen ließ.
»Wie Sie alle gesehen haben, ist es durchaus kein Kunststück einen größeren, stärkeren und … schwereren … Gegner kampfunfähig zu machen«, erläuterte Tagawa den Soldaten.
Die besondere Bedeutung des Wortes schwer löste wieder amüsiertes Kichern aus und selbst Fuentes konnte sich ein verräterisches Zucken der Mundwinkel nicht verkneifen.
»Einen Gegner zu unterschätzen – egal wie klein oder unscheinbar er auch sein mag – kann ein nicht wieder gutzumachender Fehler sein«, fuhr sie fort. »Unter Umständen sogar ein tödlicher Fehler. Es genügt ein verstecktes Messer oder eine andere Waffe und Sie sind tot. Nicht nur das. Ihr Gegenüber könnte wie ich ein Meister verschiedener Kampfsportarten sein und ihre Unachtsamkeit ohne Zögern ausnutzen.«
Sie sah sich vielsagend unter den Soldaten um. Einige nickten zustimmend, andere lauschten nur gespannt.
»Ich will, dass jetzt alle Zweiergruppen bilden und üben, was wir in der letzten Stunde alles durchgenommen haben. Vorwärts!«
Die Soldaten lösten sich in Gruppen auf und ließen Fuentes und Tagawa in der Mitte der Halle mehr oder weniger unbeachtet zurück.
»Ich hoffe, Sie sind nicht verletzt, Gunny«, fragte sie erneut mit schelmischem Grinsen.
»Nur mein Stolz«, gab er wahrheitsgemäß zurück. Er rieb sich über den fast kahlrasierten Schädel. »Wie haben Sie das gemacht?«
»Ich trainiere Kampfsport, seit ich vier bin. Aikido, Tae-Kwon-Do und Jiu Jitsu. Ich habe schon Männer schachmatt gesetzt, die wesentlich größer waren als Sie, Gunny.«
Sie sah auf zu ihm auf. Erschrocken über ihre eigenen Worte. Die Bemerkung war ihr herausgerutscht, bevor sie nachgedacht hatte. Nun hatte sie die Befürchtung, ihn beleidigt zu haben. Aber Fuentes lächelte sie nur beruhigend an.
»Daran zweifle ich nicht, Captain. Sie werden eine Bereicherung für die Charlie-Kompanie sein.«
Bei den meisten anderen Unteroffizieren hätte so etwas leicht als Einschmeicheln bei einem neuen Offizier aufgefasst werden können. Aber Fuentes war ein grundehrlicher Mensch und hasste nichts mehr als Schleimer, die im Bestreben, sich Vorteile bei einem Offizier zu sichern, in ein Körperteil krochen, das die Sonne nur äußerst selten zu sehen bekam.
Er war tatsächlich froh, dass Tagawa jetzt die Kompanie führte. Der letzte Captain, der den Befehl gehabt hatte, war ein politischer Karriereoffizier gewesen. Er hatte sein Kommando nur als Sprungbrett auf seinem Weg in die obersten Ränge der politischen Führung gesehen. Männer, die gedient hatten, waren dort immer hoch angesehen.
Solche Menschen waren aber in einer Kampfeinheit fehl am Platze und letztendlich war er von Wetherby weggelobt worden, sodass er nun auf einem Posten Dienst tat, der eher seiner Fähigkeiten entsprach. Als PR-Offizier des Marine Corps auf der Erde.
Mit Tagawa war frischer Wind hereingeweht. Allzu viel hatte er von ihr noch nicht gehört oder gesehen. Also viel zu wenig, um sich eine fundierte Meinung über ihr Können zu machen, aber man bekam nicht das Kommando über eine Kompanie Marines einfach so übertragen. Etwas musste sie also in ihrer bisherigen Karriere durchaus richtig gemacht haben.
»Lust auf noch eine Runde?«, fragte sie und zwinkerte ihm zu. Als Antwort nahm Fuentes lächelnd Kampfstellung ein. Tagawa tat es ihm gleich. Die Beine etwa
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