Duestere Vorzeichen
hüftbreit auseinander, die Hände abwehrend vor ihrem Oberkörper.
»Haben Sie sich schon bei den Charlies eingelebt?«, fragte Fuentes interessiert und führte einen gekonnten Angriff aus, noch ehe er den Satz ganz ausgesprochen hatte.
Ihre Hände schossen vor und blockten den Angriff bereits ab, ehe er Zeit hatte, Kraft aufzubauen. Gleichzeitig schoss ihr Fuß nach oben und hätte beinahe Fuentes' Knie getroffen, wenn er nicht seitlich ausgewichen wäre.
»Und ob«, erwiderte sie und war dabei nur ein ganz klein wenig außer Atem. Sie lachte. Ein fröhlicher Laut, an den man sich gewöhnen konnte. »Ihr macht es einem auch leicht, sich sofort heimisch zu fühlen.« Sie drehte sich um die eigene Achse und ihr rechter Fuß kam durch den Drehtritt nach oben. Es ging so schnell, dass Fuentes keine Zeit hatte auszuweichen. Im letzten Moment ließ er sich rücklings fallen und Tagawas Fuß streifte lediglich sein Kinn.
Man kam nicht zu den Marines, wenn man zartbesaitet war, und Fuentes zählte sich selbst auch nicht gerade zu den Weicheiern der Menschheit, aber die kurze Berührung sandte stechenden Schmerz sein Kinn hinauf und er unterdrückte einen deftigen Fluch.
Fuentes stolperte rückwärts und ging in die Hocke, um sein Gleichgewicht zurückzugewinnen. Es war keine perfekte Lösung, bloß die einzige Möglichkeit, wie er sich fangen konnte, ohne zu Boden zu gehen.
Doch bot diese Position auch die besten Chancen für einen schnellen Gegenangriff. Er wippte mehrmals auf seinen Fersen, sammelte Kraft und schnellte in die Höhe wie von einer Schleuder abgeschossen.
Der Angriff hatte seine zierliche Gegnerin eigentlich überrumpeln sollen. Aber wieder bewies Tagawa, dass sie ihre Karriere bei den Marines zu Recht verdiente. Sie nutzte den Schwung seines eigenen Angriffs, packte ihn am Kragen seines Gi und pflanzte gleichzeitig ihren Fuß in seinen Magen. Jetzt brauchte sie sich nur noch nach hinten fallen zu lassen und zog ihn dabei mit sich. Fuentes flog im hohen Bogen über seine Gegnerin und stürzte schon zum zweiten Mal an diesem Tag hart auf die Matte.
Benommen und etwas enttäuscht über sich selbst, blieb er liegen. Das spöttische Gesicht seiner Trainingsgegnerin tauchte über ihm auf und sie reichte ihm hilfreich ihre Hand.
»Wie gesagt. Mir gefällt es außerordentlich gut bei euch.« Sie blickte ihn mit Unschuldsmiene und Augen so groß wie Untertassen an. »Noch eine Runde?«
Kapitel 5
Alarmsirenen gellten durch das ganze Schiff. Männer und Frauen, die gerade ihre Schicht beendet hatten und vor Müdigkeit in die Kojen gewankt waren, wurden unsanft aus dem noch jungen Schlaf gerissen.
»Alle Mann auf Gefechtsstation!«, gellte Salazzars Stimme durch alle Lautsprecher auf dem Schiff. »Alle Mann auf Gefechtsstation. Roter Alarm für das gesamte Schiff. Ich wiederhole: Roter Alarm.«
Auf der Brücke herrschte rege Betriebsamkeit. Ivanov ließ sich in der Bodennische zur Rechten des Kommandosessels nieder. Die Navigatorin Sabrina Mendez hatte ohnehin Dienst gehabt und saß bereits in der linken.
»Bericht!«, verlangte Vincent ungeduldig.
»Wie haben vier … nein fünf nicht identifizierte Schiffe im System«, berichtete Hassan von seiner Station aus. »Vier kleinere, die anscheinend ein größeres Schiff beschützen oder eskortieren. Ein sehr viel größeres.«
»Ich brauche eine Identifikation, Mr. Ivanov.«
»Dafür sind wir noch zu weit weg, Captain. Eine Identifikation ist frühestens in zwei Minuten möglich.«
»Wo kommen die Kerle so plötzlich her?«, fragte Sabrina verwirrt.
»Sie lagen hinter dem Mond des zweiten Planeten im Hinterhalt«, erklärte Vincent. »Sie haben auf uns gewartet.«
»Das Schiff ist gefechtsbereit, Captain«, meldete Hassan sich erneut zu Wort. »Alle Geschütz- und Flakbatterien sind besetzt. Schadenskontrollmannschaften und medizinisches Personal ebenfalls bereit.«
»In Ordnung«, quittierte Vincent diese neuen Informationen knapp. »Commander Hargrove?«
»Die Alarmrotte sowie etwa sechzig Prozent der Jäger sind startbereit, Sir«, erwiderte sie, ohne zu zögern.
»Warum nur sechzig Prozent?«
»Ein Teil der Piloten ist noch nicht in den Hangars angekommen, Sir. Ich … ich werde mich sofort darum kümmern.«
»Dafür wäre ich Ihnen sehr verbunden, Commander.«
Vincent wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem taktischen Display auf seinem rechten Bildschirm zu. Die fünf Objekte waren bereits sehr viel näher gekommen. Genauer gesagt hielten sie mit einer geradezu
Weitere Kostenlose Bücher