Duft des Mörders
Geschäftsmann, der ein Taxi erwischen wollte. Der uniformierte Pförtner des Plaza Hotel, der die Tür einer Stretchlimousine aufhielt. Eine gestresste Kellnerin im Carnegie Deli während der Mittagszeit. Ein Polizist, der gerade einen Verbrecher festnahm.
Die Reichen und Berühmten, die bekannten Gesichter, die man jeden Tag in den Zeitungen sehen konnte, waren für Jenna nicht von Interesse gewesen. Sie hatte sich ausschließlich auf die Menschen konzentriert, die für sie das eigentliche Rückgrat von New York waren.
Letitia beugte sich zu Jenna hin und deutete auf die Tür. Soeben hatte eine erste kleine Gruppe die Galerie betreten. „Lächle, Darling. Jetzt ist Showtime.“
Die folgenden drei Stunden übertrafen sogar Letitias kühnste Erwartungen. Über vierhundert Besucher – von Kunstkennern über ernsthaft interessierte Kauflustige bis hin zu ein paar hochnäsigen Kritikern – strömten ins Siri’s. Jenna, die es nicht gewöhnt war, im Mittelpunkt zu stehen, kam überraschend schnell damit zurecht, von Menschen umringt zu sein, die ihr unzählige Fragen stellten und alles über sie und ihre Arbeit erfahren wollten. Auch Freunde, Bekannte aus der Collegezeit und sogar ein paar entfernte Verwandte kamen. Sie alle wollten an Jennas großem Abend teilhaben. Selbst Marcie Hollander, die schwer beschäftigte Bezirksstaatsanwältin von Manhattan und eine alte Freundin der Familie, kam, um Jenna zu gratulieren.
Es war aber Jennas Dad, der mit seiner Ankunft um kurz nach zehn den Abend zu einem wirklich besonderen Ereignis machte. Als er die Galerie betrat, richteten sich alle Blicke auf den großen, attraktiven Mann mit den dunkelgrünen Augen und den angegrauten Schläfen. Samuel Meyerson, ehemaliger Bezirksstaatsanwalt und Richter am Manhattan Supreme Court, war in New York eine bekannte Persönlichkeit. Obwohl er längst im Ruhestand war, wurde er noch von vielen Anwesenden erkannt. Sam nahm sich die Zeit, alte Bekannte zu begrüßen und ein paar freundliche Worte zu wechseln.
Erst nach einigen Minuten konnte er sich von einer extrem aufdringlichen Rothaarigen lösen und trat zu Jenna hin. „Tut mir Leid, Honey“, sagte er und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich konnte mich einfach nicht losreißen.“
Jenna wollte sich eine ironische Bemerkung nicht verkneifen. „Das habe ich gemerkt. Diese Rothaarige in dem tief ausgeschnittenen Kleid wirft mir giftige Blicke zu. Glaubst du, sie hält mich für eine Rivalin?“
„Wenn ja, liegt sie nicht ganz falsch, nicht wahr?“ Er legte seinen Arm um ihre Schultern. „Du bist schließlich immer mein liebstes Mädchen gewesen.“ Mit diesen Worten wandte er sich dem Foto zu, das unmittelbar in seiner Nähe an der Wand hing, und schüttelte langsam den Kopf. „Ich bin so stolz auf dich, Jenna. Und ich weiß, deine Mutter wäre es auch.“
Jenna nickte. Sie hatte den ganzen Tag über an ihre verstorbene Mutter denken müssen. „Sie hat mich damals überhaupt erst auf den Geschmack gebracht. Weißt du noch, wie sie mir meine erste Kamera geschenkt hat?“
„Wie könnte ich das vergessen? Von dem Moment an hast du alles fotografiert, was dir vor die Linse kam.“
„Vor allem dich und Mom.“
Es war eine glückliche Zeit gewesen – die Wochenenden am Strand von Jersey, wo Jennas Großeltern mütterlicherseits ein Sommerhäuschen besaßen, die Reisen durch die Staaten und durch Europa und auch die Zeiten, die sie in ihrem Haus in Katonah, New York, verbrachten. Aber vor vier Jahren, als Jenna versuchte, ihre eigene Ehe zu retten, war bei ihren Eltern irgendetwas vorgefallen. Ihre Mutter erklärte nur, sie liebe Jennas Vater nicht mehr, und trotz wiederholten Nachfragens ihrer Tochter war sie nicht bereit, ausführlicher über diese Sache zu reden. Stattdessen zog sie einfach aus, und bis heute rätselte Jenna, was der wirkliche Grund für die Trennung ihrer Eltern gewesen sein mochte.
Ihr wurde klar, dass ihr solch düstere Gedanken den ganzen Abend verderben konnten, daher ergriff sie die Hand ihres Vaters. „Komm mit, Daddy. Ich möchte dich Letitia vorstellen.“
Die nächste Stunde verbrachten beide inmitten der Ausstellungsbesucher, die mit ihrem Lob nicht geizten. Jenna reagierte darauf bescheiden, während Sam ungemein stolz war.
Als sich die letzten Gäste verabschiedeten, fand sich ein Nachzügler in der Galerie ein, der sich zu Jennas Verwunderung als ihr Ex-Mann Adam Lear entpuppte. Er kam auf sie zu, blieb aber ein gutes Stück
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