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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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schrill.
    Wo hat sie den Rucksack versteckt? Ich wechsle in meiner unbequemen Haltung das Standbein und muss meinen schmerzenden Fuß belasten. Dabei gleitet der kleine Schlüssel noch tiefer in meinen Strumpf und reibt am Knöchel. Ich habe das Gefühl, dass das Brett unter mir etwas nachgibt. Vorsichtig wiege ich mich unauffällig von einem Bein aufs andere. Ja, jetzt spüre ich es deutlich. Ein Brett kippelt ganz leicht unter meinem linken Fuß.
    »Okay.« Napoleon lässt sich auf der Pritsche nieder und reinigt sich konzentriert mit dem Stilett die Fingernägel. Er lässt sich Zeit.
    »Dann eben eine andere Frage. Wo ist die Ware? Und komme mir jetzt nicht damit, die hätte Michael«, pfeilschnell steht der Mann wieder auf den Beinen. Beide starren wir das blaue Wesen an. Luca zieht beinahe unmerklich die Stirn in Falten. Ihrem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass sie selbst gespannt auf ihre Antwort ist. Ihre Augen funkeln listig, als sie in meine Richtung schaut. Ich ahne Übles.
    »Verbrannt«, mische ich mich noch mal ein, da ich befürchten muss, dass sie mir den Amber anhängt.
    »Pah«, macht Napoleon. Mit der faulen Ausrede habe er gerechnet.
    »Er hat das Zeug!« Luca weist mit dem Finger auf mich. Dieses Biest!
    »Die lügt doch!«, brüllt es entsetzt aus mir raus. Meine Stimme klingt mir fremd. Napoleon erhebt sich, baut seine Meterachtundsechzig vor mir auf und säubert sacht die Spitze des Stiletts an meinem Adamsapfel. Dabei trifft mich sein Atem. Er hatte sauer eingelegte Heringe zu Mittag.
    »In seinem Auto«, beeilt sich Luca zu sagen. Napoleon nimmt das Mordinstrument zwischen seine Zähne und bekrabbelt mich nach dem Wagenschlüssel. Ich sag jetzt erst mal gar nichts mehr. Denn es könnte tatsächlich sein, dass die Göre etwas in meinem Peugeot versteckt hat. Die Gelegenheit war da. Verdammt! Cool bleiben, beschwichtigt Kalle. Stell dem kleinen Mann die kleine Beute in Aussicht. Vielleicht geht er darauf ein, entwirft mein zweiter Seelenbewohner, der Advokat, einen Plan. Fakt ist, dass tatsächlich etwas in meinem Auto sein könnte, das Napoleon interessiert. Fakt ist auch, dass Luca den Beutel mit einigen Steinen und Scheinen unmöglich aus dem Turm herausbekommen haben kann. Fakt ist weiterhin, dass ich nichts zu verlieren, aber Zeit zu gewinnen habe.
    »Warum in die Ferne schweifen«, begebe ich mich aufs Glatteis und stampfe mit dem linken Fuß auf das lose Bodenbrett.
    »Was wird das denn für eine Nummer?«, will Napoleon wissen und ich gebe ihm bereitwillig Auskunft, während Luca sich suchend umschaut.
    Pass auf sie auf, raunt Kalle, die guckt bestimmt nach weiteren Wurfgeschossen. Klar Heißsporn, ich bin auch gerade furchtbar flexibel, antworte ich gedanklich und schätze meine reellen Möglichkeiten ein.
    »Schau doch unter dem Brett hier nach – das kostet dich doch lediglich ein Bücken«, ermuntere ich Napoleon, der meinen Vorschlag abzuwägen scheint. Er überlegt sein Vorgehen. Da er nicht unter meine Hacken geraten will, nötigt er Luca auf die Knie, die sich zwischen meinen Beinen zu schaffen macht. Sie murkst unter ächzen an der langen losen Diele, bekommt das Brett zu fassen, so dass sie es anheben kann. Wenn sie jetzt schnell ist, könnte sie mit einem Streich mir das Eichengehölz vors Geschlecht zimmern und anschließend den Schwung nutzend dem kleinen Mann in die Visage knallen. Sie zögert einen Moment zu lange, denn mit dem gesunden Fuß gebe ich ihr einen leichten aber zielsicheren Kick an die Schulter, so dass sie umfällt. Napoleon springt heran, schubst Luca ganz zur Seite und hält mir das Stilett abermals drohend unters Kinn. Denn jetzt ist die Reihe an ihm, zu meinen Füßen herumzukriechen und in dem Bodenloch herumzutasten. Er vergewissert sich zunächst, dass Luca so schnell nicht wieder auf die Beine kommt. In Ermangelung eines weiteren Paares Handschellen zieht er ihr die Bluse über die Schultern, dass die obersten Knöpfe spritzen und verknotet ihr die lang gezogenen blauen Zipfelärmel hinter dem Rücken. Auch zieht er ihr die Bluejeans herab bis kurz über die Knie, sodass sie unweigerlich stolpern muss, sobald sie sich davon machen will. Als wäre sie ein versandfertiges Paket, wirft er sie auf die Pritsche. Das alles geschieht blitzschnell. Man könnte meinen, er hätte das trainiert. Napoleon nähert sich meiner Person. Ich könnte theoretisch ganz entspannt sein, denn um meine heiße Ware dreht es sich nicht. Mir kann egal sein, was er dort

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