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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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findet. Nur hoffe ich natürlich, dass er was findet und mich dann losbindet. Vorsichtig geht er vor mir in die Hocke, dabei lässt er mich nicht aus den Augen. Er schiebt mich ganz an die Wand und sein Stilett zeigt mit der blanken Spitze auf meinen Freund. Es soll ja unter den Männern gewisser Naturvölker Exemplare geben, die ihre Eier einziehen können, wenn es brenzlig wird. Zum Beispiel um sie und die enthaltenen Samen vor dem Kältetod zu bewahren. Ich kann das nicht. Das Einzige was ich jetzt einziehe ist Luft, ganz so, als könne es die letzte sein. Kurz überlege ich, wie sinnvoll es wäre zuzutreten. Blinder Aktionismus ist fehl am Platz, rät der Advokat. Denn hier ist niemand, der mich verlässlich von dem Armreifen befreit. Zum Teil setz ich auch auf Jörn oder Kurt, die mich vielleicht gleich zur Arbeit rufen werden.
     

49
    Napoleon erkundet ausgiebig mit der freien Hand das Bodenloch. Jetzt scheint er etwas zu ertasten und muss sich tiefer nach unten beugen, dabei piekt er mir mit dem Stilett in den Oberschenkel. Sofort reißt meine Hose auf. Action, ruft Kalle, der der Meinung ist, ich solle augenblicklich zutreten. Während ich abwäge, reißt Napoleon mit einem kurzen, triumphierenden Lachen den Beutel mit Geld und Amber aus dem Loch, springt auf und hält ihn demonstrativ hoch, wie eine eroberte, feindliche Flagge. Luca wäre somit als Lügnerin geoutet, schöpfe ich Hoffnung auf meine unverzügliche Freilassung.
    »Das sind doch nur Peanuts«, findet das Mädchen ihre Stimme wieder.
    »Ich zeige dir, wo in seinem Peugeot er den großen Haufen versteckt hat!«
    »Na, da komm ich mit, das will ich auch sehen«, bekenne ich.
    »Schnauze, alle beide!«, giftet der kleine Mann, schaut sich seine Beute an, zieht die Brauen kraus und fragt: »Das ist alles?«
    »Nein, du Idiot. Ich sag’s dir doch. In seinem Wagen ...«
    Napoleon beugt sich zu Luca und holt aus, besinnt sich und vergrößert den Abstand zu ihr.
    Draußen senkt sich die Dämmerung über dem Giebelwald. Aus dem äußeren Burghof dringen Geräusche zu uns in den Turm. Metall stößt auf Metall. Krieger stoßen Kampfeslaute aus. Die Ritter aus dem Sauerland scheinen zu proben. Ich höre auch den Bus sich in den Hof quälen. Zum Jaulen des Motors gesellt sich das Johlen der Schweriner.
    »Wartet nur, bis wir ausgeladen haben. Wir fordern euch zum ersten Gefecht!«, ruft einer.
    Spätestens jetzt muss mich doch jemand vermissen. Jetzt wo es an die Lakaienarbeit geht. Während ich gespannt noch draußen horche, fasst Napoleon einen Entschluss. Der Tumult scheint ihm geeignet, mit Luca unbemerkt den Turm zu verlassen, um zu meinem Wagen zu gehen. Ich sei gut vertäut, bemerkt er, nachdem er uns seinen Plan hat wissen lassen.
    Luca richtet sich die Kleidung. Der französische Kriegsherr schreitet zur Tür. Tu was, wenn du hier nicht verhungern willst. Ich muss es schaffen, dass Napoleon zu mir zurückkommt, so nah, dass ich ihm eine verpassen kann. Luca ist wieder handlungsfähig. Ob sie mir helfen wird, steht auf einem anderen Blatt.
    »Hey, Giftzwerg«, versuche ich mich in der Provokation. Napoleon zieht ruckartig seine Hand vom Türknauf zurück. Der Schlüssel steckt schon.
    »Du bist so blöd wie du klein bist«, setze ich unverdrossen nach. Der Advokat räuspert sich und ist der Meinung, dass ich zu dick auftrage. Napoleon nähert sich mir, ist aber noch nicht in Reichweite meiner freien Faust.
    »Die blaue Lady lügt und du lässt dich anschmieren. Ich weiß, wo Michael den Kram versteckt hat. In meinem Strumpf ist ein Schlüssel zu seinem Schließfach.« Napoleon scheint zu überlegen, was er zu verlieren hat, wenn er nachschaut.
    »Du bleibst wo du bist«, sagt er zu Luca gewandt. Seine Worte unterstreichend surrt das Stilett durch die Luft und pinnt Luca durch den Blusenkragen an die Holztür. Blitzschnell wirft Napoleon sich zu meinen Füßen. Ich fange mit meiner Schuhspitze seinen Schwung auf und er fällt mir quasi mit dem Kehlkopf in den Tritt. Der kleine Mann taumelt japsend nach hinten und rollt über den Boden. Luca hat sich von ihrem Schreck ebenso schnell erholt, die Stichwaffe aus dem Holz gezogen und aufgeschlossen. Kaum hat sie die Klinke in der Hand und herabgedrückt, wird sie mit einem Schwung nach draußen befördert. Von außen hat Kurt den Griff gepackt und die Tür aufgerissen. Luca fliegt ihm entgegen. Mit dem Mädchen hält der Koch sich nicht lange auf, nachdem er meine Lage erkannt hat. Mit einem Arm stellt

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