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Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
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sie und ich versuche sauer drein zu schauen.
    »Du stinkst gut«, sie kichert.
    Ja, meine Waschmaschine ist auch kaputt, ich weiß, ich sollte meine Hemden nicht zweimal tragen bei schweißtreibender Arbeit. Annegret kriegt sich gar nicht mehr ein und kichert in einem fort.
    »Nu is aber gut«, raune ich und um sie an unsere geheime Mission zu erinnern, ziehe ich, Gelassenheit spielend wie ein Drogendealer, kurz das Futter hervor, um es anschließend wieder unter meinem Arm zu verbergen.
    »Wo willst du es verstecken?« Bislang habe ich das Zeug immer mitgebracht, doch da mein Engagement nun beendet ist, muss sie eine geeignete Stelle dafür finden. Ich hoffe für Annegret, dass ihr etwas einfällt und dass sie es auch für sich behalten kann. Meine bisherige Erfahrung mit den meisten Bewohnern hier ist die, dass sie entwaffnend ehrlich sind. Sie können nicht lügen, jedenfalls nicht glaubhaft. Verwechseln, verschweigen oder vergessen, das ja, aber berechnend erfolgreich lügen, das habe ich persönlich noch nicht erlebt. Wenn man sie konkret auf etwas anspricht, können sie einfach nicht souverän lügen. Jedenfalls die Kollegen, die ich bis jetzt kennen gelernt habe. Gudrun beispielsweise behauptet jeden Mittag, wenn es knackfrisches Gemüse gibt, sie hätte keine Zähne. Dabei zieht sie dann die Lippen über ihr Gebiss und spricht entsprechend undeutlich.
     

6
     
    Für Annegret wäre es sehr schade, wenn die Katzen fort müssten. Ihr Sprachschatz hat sich deutlich vergrößert seit wir die Tierchen pflegen. Vor den Katzen hat sie keine Hemmungen etwas undeutlich oder falsch auszusprechen. Überhaupt, wenn ich das Leben und die Menschen hier in diesem Paralleluniversum vergleiche mit dem, was allgemeingültig als Normal gilt, muss ich mich manchmal über die Einteilung wundern. Die Menschen hier sind wenigstens echt und ehrlich in ihrer Ausdrucksweise, wenngleich bisweilen etwas spontan, wie Gunther zum Beispiel. Mich würde mal interessieren, wie die gesetzlich Bevormundeten über uns denken. Bille sagte mal über Alfons, er wäre verrückt, so wie er sich immer unter Stress setzen ließ. Billes Einschätzung traf den Sachverhalt schon recht gut. Ich hätte gerne Gelegenheit, mich länger mit den verborgenen Welten auseinander zu setzen. Durch genaue Beobachtung könnte man sicherlich einiges herausfinden. Die Festangestellten hatten kaum Zeit für so was. Und du, lieber Heiner, hast gar keine Ausbildung für so was. Immer wenn es ums Demotivieren geht, kommt die Stimme meiner Mutter ins Spiel. Ich puste ein Pah in die Atmosphäre, um sie loszuwerden. Vielleicht verhelfen ja einige Techniken, die Marie bis zum Überdruss vorzeigte, doch zu mehr Ausgeglichenheit, wenn man es richtig anstellt. Negative Energien wegatmen. Also atme ich.
     
    Am Rande des kleinen Kräutergärtchens öffnet Annegret eine Bodenluke, die sich unter einigem Geäst verbirgt. In der kleinen Grube liegt eine Holzkiste.
    »Mein geheimer Schatz«, grinst sie mich spitzbübisch an. Und ich dachte, ich kenne sie und wüsste alles. Sich vorsichtig umschauend, legt sie das Futter zu ihren Sachen. Ich erhasche einen Blick auf ein Fotoalbum, ein Büchlein, das aussieht wie ein Poesiealbum, Müsliriegel, eine Dose Ravioli, bunte Steine unterschiedlicher Größe, einfache Kiesel, Steine, die ausschauen wie kleine Vogeleier, Lippenstift und Milka-Herzen, sie bietet mir eines an. Die sind schon sehr weiß angelaufen, verflossene Herzen. Ich nehme freudestrahlend eines entgegen. Die Schachtel wird vor Ort leergefuttert und ich werde die Spuren beseitigen, indem ich den Müll mitnehme.
    »Was sind das für Steine?«, frage ich sie und zeige auf die kleinen gefleckten Eiförmigen.
    »Weiß nicht. Habbich gefunden, da hinten unterm Busch. Alf weggeworfen. Da war er böse mit dem hässlichen Mann, genau wie eben.«
    »War der hässliche Mann schon mal hier?«, frage ich. Sie bejaht, betrachtet die Steine und zieht dabei die Brauen zusammen. »Daffich behalten, oder?«
    »Klar, wenn Alfons sie weggeworfen hat«, nicke ich ihre aufkeimenden Zweifel beiseite und frage mich gleichzeitig, warum Alfons Steine unter seinen geliebten, mit viel Fleiß und Geduld zum Heinzelmann gestutzten Buchsbaum wirft. Ein Hobby von Alfons ist das kunstvolle Beschneiden von Bäumen. Er hat auch eine stattliche Anzahl von Bonsais in seinem kleinen Gewächshaus. Jetzt, wo ich dran denke und bewusst schaue, fällt mir auf, dass dem Heinzelmann Blätter aus der Nase wachsen, was

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