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DuMaurier, Daphne - Plötzlich an jenem Abend

DuMaurier, Daphne - Plötzlich an jenem Abend

Titel: DuMaurier, Daphne - Plötzlich an jenem Abend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Rechts von mir saß ein Mann, und die beiden Sitze links waren leer, auch von den Leuten vor mir konnte es nicht kommen; aber schließlich konnte ich nicht die ganze Zeit den Kopf hin- und herdrehen und herumschnüffeln.
    Eigentlich mache ich mir aus Parfüm nicht viel. Meistens riecht es zu billig und gewöhnlich, aber dies hier war anders. Es roch gar nicht süßlich, oder stickig oder auffällig; es duftete wie Blumen, die man in den feinen Blumenläden in West End kaufen kann, bevor sie auf den Blumenständen landen – es roch nach einem ganzen Taler für eine Blüte, wie sie reiche Kerls Schauspielerinnen und solchen Damen verehren –, und in diesem muffigen, verräucherten Kino roch es so verflixt gut, daß es mich halb verrückt machte.
    Endlich drehte ich mich doch um, und da wußte ich, wo es herkam. Es kam von dem Mädchen, der Platzanweiserin; sie lehnte mit verschränkten Armen auf der Balustrade hinter mir.
    »Zappeln Sie nicht so herum«, sagte sie. »Sie schmeißen Ihr teures Geld hinaus. Schauen Sie lieber auf die Leinwand.«
    Aber nicht etwa laut, so daß es jeder hören konnte. Im Flüsterton, für mich allein. Ich konnte nicht anders, ich mußte vor mich hinlächeln. So eine Frechheit! Jetzt wußte ich also, woher es so gut roch, und irgendwie erhöhte es mir den Genuß des Films. Es war, als säße sie auf einem der leeren Plätze neben mir und wir sähen uns den Film gemeinsam an.
    Als es hell wurde, merkte ich, daß ich die ganze Vorstellung über sitzengeblieben war und es schon auf zehn ging. Alle machten, daß sie nach Hause kamen. Ich wartete noch ein Weilchen, und da kam sie mit der Taschenlampe und begann die Reihen abzuleuchten, um nachzusehen, ob nicht irgend jemand einen Handschuh oder ein Portemonnaie verloren hatte, so etwas kommt ja alle Tage vor, und die Leute merken es erst hinterher, wenn sie zu Hause sind. Aber von mir nahm sie nicht mehr Notiz als von einem Wischlappen, nach dem sich kein Mensch bücken mochte.
    Ich blieb noch in der Reihe stehen, allein – das Kino war jetzt leer –, und als sie bei mir angelangt war, sagte sie: »Weitergehn, Sie versperren den Weg«, und dabei leuchtete sie mit ihrer Taschenlampe umher, aber unter den Sitzen lag nichts, nur eine leere Zigarettenschachtel, die würden die Putzfrauen am nächsten Morgen wegwerfen. Dann richtete sie sich auf und sah mich von oben bis unten an, zog das winzige Mützchen, das ihr so gut stand, vom Kopf, fächelte sich damit und sagte: »Sie schlafen wohl heut nacht hier, was?« und damit ging sie, leise vor sich hin pfeifend, davon und verschwand hinter dem Vorhang.
    Es war zum Verrücktwerden. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so in ein Mädchen verliebt. Ich folgte ihr in den Vorraum, aber sie war schon durch die Seitentür neben der Kasse geschlüpft, und der Portier machte sich bereits an den Türen zu schaffen, um sie für die Nacht abzuschließen. Ich ging auf die Straße, stellte mich dort auf und wartete. Ein bißchen blöd kam ich mir vor, denn wenn ich Pech hatte, konnte sie mit einem ganzen Schwarm herauskommen, wie Mädchen das so machen. Da war eine gewesen, die hatte mir das Billett verkauft, und oben auf dem Rang gab es sicher noch eine zweite Platzanweiserin, und außerdem vielleicht noch eine Toilettenfrau; alle würden die Köpfe zusammenstecken und kichern, und ich wagte dann bestimmt nicht, sie anzusprechen.
    Es dauerte ein paar Minuten, aber schließlich kam sie heraus, allein. Sie trug einen Regenmantel, den Gürtel eng um die Taille, die Hände in den Taschen; sie war ohne Hut. Ohne nach links oder rechts zu blicken, wanderte sie die Straße entlang. Ich hinterher, bange, daß sie sich umdrehen und mich abblitzen lassen würde, aber sie schritt weiter, entschlossen und zielbewußt, und blickte in die Luft; bei jedem Schritt wippte ihr kupferrotes Haar im Takt mit den Schultern.
    Bald hielt sie ein, überquerte den Fahrdamm und stellte sich an eine Bushaltestelle. Dort stand bereits eine Schlange von vier oder fünf Leuten, darum konnte sie auch nicht sehen, daß ich mich hinten anschloß. Als der Bus kam, stieg sie als erste ein, und ich hinterher, ohne den blassesten Schimmer, wohin die Fahrt ging. Aber das war mir auch vollkommen wurst. Jetzt kletterte sie die Treppe hoch, ich ihr immer auf den Fersen, und dann setzte sie sich auf die letzte Bank, gähnte und schloß die Augen.
    Ich setzte mich neben sie, kribbelig wie eine junge Katze, denn die Sache war die, daß ich so was

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