Dumm gelaufen, Darling
schwelgte in Kindheitserinnerungen und erzählte vom Aufwachsen in ihrer Heimatstadt. „Und deshalb lernte mein Vater Ihren Vater kennen“, sagte sie zu Lacey. „Weil auch er Oldtimer liebte. Genau genommen liebte er alle Autos. Er brachte mir bei, wie man sich richtig um seinen Wagen kümmert, weshalb ich meine Autos auch immer so viele Jahre fahren kann. Liebe dein Auto und halte es in Bewegung, sagte mein Vater immer.“
„Dann müssen Sie ja am Boden zerstört gewesen sein, als Ihr Wagen gestohlen wurde“, ergriff Molly die Gelegenheit, zum Grund ihres Besuches vorzudringen.
Lacey musste zugeben, dass Molly einen sehr eleganten Weg gewählt hatte; sie selbst hätte sich vermutlich nicht so geschickt angestellt.
„Ja, ja, ich war sehr verstört.“ Anna Marie erhob sich und brachte ihre Tasse samt Untertasse zum Spülbecken.
Ein klare Flucht, um niemandem in die Augen sehen zu müssen, dachte Lacey. Sie glaubte nicht, dass sie Gespenster sah. Die Frau war nervös. Und als ihr die Tasse von der Untertasse ins Spülbecken rutschte, war Lacey erst recht sicher, dass Anna Marie etwas verbarg. Doch sie war weder gemein noch böse.
Während sie sie beobachtete, empfand Lacey Mitgefühl. Es war unmöglich, dass diese freundliche und nette Dame etwas getan hatte, um jemanden zu verletzen. Nicht wissentlich.
Obwohl Molly das Gespräch auf den gestohlenen Wagen gelenkt hatte, fiel Lacey plötzlich eine andere Möglichkeit ein, an Anna Maries Gewissen zu appellieren. „Ihre Brüder müssen Sie sehr beschützt haben. Als wir jünger waren, haben Ty und Hunter auch auf mich aufgepasst, so wie richtige Brüder es wohl auch getan hätten.“
Anna Marie wandte sich um. „Oh ja. Und können Sie sich vorstellen, dass ich das Gleiche später für sie tun musste? Sie können sich nicht vorstellen, in was für Situationen sich diese Jungs brachten, und ich musste dann mit Mom und Dad zu ihrer Rettung eilen“, sagte sie und lachte bei der Erinnerung.
Molly erhob sich und ging zu der alten Frau. „Ich bin sicher, dass Sie sie auch heute noch manchmal beschützen müssen.“
„Nein, sie brauchen mich nicht mehr. Sie lassen mir meinen Willen und hören sich meine Geschichten von der Arbeit an, doch sie können nun gut genug auf sich selber aufpassen. Und sie haben Ehefrauen, die sich um sie kümmern.“
„Doch Blut ist dicker als Wasser, wie einer meiner Stiefväter immer zu sagen pflegte. Ich bin mir sicher, dass zum Beispiel Paul zuerst zu Ihnen kommen würde, wenn er um einen Gefallen bitten wollte.“ Molly legte der Frau tröstend einen Arm um die Schulter. „Kommen Sie, setzen Sie sich“, drängte sie und führte Anna Marie zu einem Stuhl am Tisch. „Hat Ihnen die Polizei gesagt, dass der Fahrer Ihres Wagens auf Marc Dumont geschossen hat?“, fragte sie sanft.
Anna Marie rang ihre gichtigen Hände im Schoß und schaute nicht auf. „Sie kamen hier rein und stellten alle möglichen Fragen über meinen Wagen. Ich sagte ihnen, dass er gestohlen worden sei.“ Ihre Stimme bebte. „Sie sagten mir nicht, warum sie diese Fragen stellten, bis ich ihnen von dem Diebstahl erzählte.“
Molly kniete sich neben ihr hin. „Doch da hatten Sie schon gelogen, um ihren Bruder Paul zu schützen, nicht wahr? Weil er sich Ihren Wagen ausgeliehen hatte, so wie er das manchmal tut, ja? Um ihn zu lieben und ihn in Bewegung zu halten, wie Ihr Vater immer sagte.“
Ty und Lacey blieben still und überließen es Molly, die ja eine Beziehung zu Anna Marie hatte, mit ihr zu sprechen und sie zu den Einzelheiten zu befragen.
Anna Marie nickte. „Paul hatte es nie leicht. Er war der Älteste, und die Erwartungen und Ansprüche an ihn drückten ihn schwer. Er brauchte eine Fluchtmöglichkeit, und da wir so nahe bei Saratoga wohnen, fand er sie bei den Pferden. In der Saison ging er zu den Rennen und fing an zu wetten. Und bald waren die Pferde nicht mehr genug.“
„Paul ist ein Spieler?“, fragte Ty.
„Ich weiß es nicht, aber manchmal ist er mit meinem Wagen zu den Rennen oder zu anderen Wettbüros in die nächste Stadt gefahren.“ Anna Marie seufzte. „Normalerweise bat ich ihn immer, meinen Wagen auszufahren. Doch in diesen Tagen bat er darum, ihn leihen zu dürfen. Ich dachte, er würde wieder zum Wetten fahren. Und als er mich darum bat, zu sagen, dass der Wagen gestohlen worden sei, ging ich davon aus, dass ihn jemand dort gesehen hatte. Wenn der Wagen aber gestohlen worden war, würde niemand das Wetten mit ihm oder
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