Dumm gelaufen, Darling
die Fremden ständig rein- und rauslaufen.“
Das Haus war als Schauplatz eines Verbrechens markiert und abgeriegelt worden, was Tys Mutter krank vor Sorge machen würde – weshalb er es ihr gar nicht erst sagen wollte. Wenn sie wieder bei Kräften war, würde er ihr alles erzählen. Und sie würde wieder zu Kräften kommen. Daran musste er glauben.
„Sicher. Ich beschatte Dumont jetzt ja nicht mehr.“
„Genau. Die Cops haben jemanden abgestellt, der ihn im Krankenhaus bewacht, bis der Kerl gefasst ist, der ihn angeschossen hat“, sagte Ty.
„Wer sollte seinen Tod wünschen?“, fragte Lacey. „Und wer meinen, wenn nicht Onkel Marc?“
Ty schüttelte den Kopf. Er hatte verschiedenste Möglichkeiten erwogen, seit er Laceys Version der Ereignisse gehört hatte. „Er sagte, dass er nicht hinter den Anschlägen stecke, aber wisse, wer es sei?“
Sie nickte. „Ich war wie versteinert und wollte ihn nicht ins Haus lassen, doch als auf ihn geschossen wurde, wirkte es, als ob er mich warnen wollte – aber nicht vorhatte, mich umzubringen.“
Ty rieb sich die Augen. „Lass uns ins Krankenhaus fahren und sehen, wie es meiner Mutter geht. Vielleicht gibt es dann auch schon Neuigkeiten über deinen Onkel.“
„Und mach dir keine Sorgen wegen deines Hundes“, sagte Derek, der mit einer folgsamen Digger an der Leine zurückkam.
„Scheint, als ob du eine neue Verehrerin hast“, lachte Ty. Er wusste nur zu gut, wie sich Digger bei neuen Menschen einschmeichelte.
„Sie stinkt“, sagte Derek stirnrunzelnd. „Hast du je daran gedacht, ihr Minzpastillen zu geben? Sie leckte mir übers Gesicht, als ich ihr die Leine anlegte, und ich wäre beinahe ohnmächtig geworden.“
Lacey grinste. „Das gehört zu ihrem Charme. Pass gut auf sie auf und vielen Dank noch mal.“
Sie gingen in Richtung Tür, als Ty sich noch einmal zu Derek umdrehte. „Sie schläft gerne mit dir“, sagte er. „Und sie mag es, oben zu sein.“
„Na klasse“, murmelte Derek.
Lacey lachte zum ersten Mal seit Stunden.
Ty hatte Hunter angerufen und ihm von dem Vorfall bei seiner Mutter erzählt. Hunter wiederum hatte Molly angerufen, weil er ahnte, dass sie im Krankenhaus sein wollte, wenn Dumont eingeliefert wurde. Er hatte versprochen, sie dort zu treffen, sobald sein Meeting vorbei war. Sie hatte erwidert, dass er sich nicht zu beeilen brauche und es ihr gut gehe.
Und es ging ihr gut, zumindest was ihr eigenes Leben anging. Sobald sie das Gespräch mit Hunter beendet hatte, rief sie ihre Mutter an.
„Ich kann Krankenhäuser nicht ausstehen“, sagte Francie.
Angewidert legte Molly auf und fuhr allein ins Krankenhaus.
Molly hatte die Distanz im Ton ihrer Mutter herausgehört. Sie spürte sie schon eine ganze Zeit. Eigentlich seit der Party, bei der Francie erfahren hatte, dass Lacey am Leben und wohlauf war und kurz davor stand, das Vermögen zu erben, das ansonsten Marc gehört hätte – und durch eine Heirat mit ihm dann auch zum Teil ihr.
Molly hatte gehofft, dass es diesmal anders laufen würde, zumal ihre Mutter sich noch nicht von Marc getrennt hatte. Doch angesichts ihrer Weigerung, zum Krankenhaus zu kommen, musste Molly der Wahrheit ins Gesicht sehen. Ihre Mutter schlug nur die Zeit tot, bis sie einen anderen vermögenden Mann fand oder wenigstens eine Idee hatte, wo sie einen auftreiben konnte. So wie sie Francie kannte, stand vermutlich eine Kreuzfahrt oder eine Europareise auf dem Programm, um dort ihr nächstes Opfer zu jagen. Sie würde keinen weiteren Gedanken an Molly verschwenden, die zu Hause bleiben müsste. Tatsächlich konnte Molly froh sein, wenn ihre Mutter sich überhaupt von ihr verabschiedete. Schließlich hatte sie das schon öfter so gehandhabt.
So viel zu dem Thema Familie. So viel zu ihrer Tochterliebe und der Einsicht in vergangene Fehler. So viel dazu, dass Francie sich angeblich verändert hatte.
Molly betrat den Eingang der Notaufnahme und meldete sich am Empfang an. „Ich möchte Marc Dumont besuchen“, sagte sie und blickte die müde wirkende Frau vor ihr an.
„Sind Sie eine direkte Verwandte?“
Molly schluckte. „Nein.“
Die Frau blickte auf die Papiere vor sich. „Mr. Dumont darf noch keine Besucher empfangen. Setzen Sie sich doch. Wir sagen Ihnen Bescheid, wenn Sie zu ihm dürfen.“
Molly nickte. „Okay. Danke.“ Sie wandte sich um und setzte sich auf einen Stuhl, um zu warten.
Je länger sie saß, desto unbehaglicher fühlte sie sich. Sie gehörte nicht hierher. Sie war
Weitere Kostenlose Bücher