Dumm gelaufen, Darling
Gegenspielern macht, sollte Marc sich entscheiden, die Sache weiterzuverfolgen.“
Hunter hob eine Augenbraue. „Er hat nichts in der Hand, und ich hoffe, dass du den Fall von allen Seiten betrachtest.“
„Ich werde alle Optionen mit meinem Klienten durchsprechen“, erwiderte sie steif.
Sie wirkte so verletzt und verraten, dass er einen Schritt auf sie zutrat. Er wollte sich entschuldigen, doch Schwäche zu zeigen ließ sie vielleicht glauben, dass auch sein Fall und seine Argumente schwach waren.
Allein in dem schmalen Flur wirkte sie sehr klein und sehr verletzlich. Er hob sanft ihr Kinn an. „Molly?“
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er wollte sie küssen und wusste, dass er es nicht konnte.
„Ja?“, flüsterte sie.
„Während du Optionen mit deinem Klienten durchsprichst, kannst du ihn vielleicht fragen, wem er die Schuld an Lillys Tod gibt. Und was er danach getan hat.“
Sie antwortete nicht.
„Ich sehe morgen nach dir“, versprach Hunter und löste sich, bevor er tun würde, wonach ihn verlangte.
Niemals war er weiter von Molly weg gewesen als jetzt. Die Ironie war nicht zu übersehen. Gerade als sich seine Gefühle für Lilly geklärt hatten und er frei war für eine richtige Beziehung, verhinderte Laceys Rückkehr, dass er Molly näherkam.
Ohne eine Antwort wandte sie sich um und ging die Stufen zu ihrem Apartment hinauf.
Hunter trat hinaus.
Anna Marie war offenbar ins Haus gegangen. Obwohl er erleichtert war, dass er keinen Smalltalk machen musste, begriff er doch, dass sie vermutlich versucht hatte, ihr Gespräch mitzuhören. Er hoffte inständig, dass die Batterien ihres Hörgeräts leer waren oder der alte Trick mit dem Glas gegen die Wand nicht funktioniert hatte. Ansonsten würde sie der ganzen Welt von seinem fehlgeschlagenen Date mit Molly erzählen, und sein jetziger Ruf als Frauenheld wäre um neun Uhr fünfzehn des nächsten Tages dahin.
Molly schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Sie war erschöpft und verletzt zugleich. Sie hatte schon immer eine Schwäche für Hunter gehabt und die sexuelle Spannung genossen, die bei ihren Wortgefechten und seinen Bitten um ein Date zu spüren war. Damals während des Jura-Studiums hatte sie diese Spannung jedoch verleugnet, da sie ein konkretes Ziel vor Augen hatte.
Sie hatte keine Zeit für ein soziales Leben gehabt, denn sie war entschlossen gewesen, hart zu arbeiten, sich auf das Studium zu konzentrieren und eine selbstständige Anwältin zu werden. Anders als ihre Mutter, die für ihr emotionales und finanzielles Leben einen Mann benötigte, hatte Molly unabhängig sein wollen. Unglücklicherweise war ihr Erfolg zu Lasten jeder richtigen Beziehung gegangen.
Doch nun, da sie nach Hawken’s Cove gezogen war, um die familiären Bindungen zu erneuern, hatte sie sich innerlich angefreundet mit dem Gedanken, ein Date zu haben und sich mit einem Mann Zeit zum Kennenlernen zu nehmen.
Mit Hunter. Doch seine Mauern waren noch höher als ihre. Zwar hatte er sie öfter gefragt, ob sie mit ihm ausgehen wolle, doch er hatte sie nie gedrängt. Nun glaubte sie zu wissen, warum. Pflegschaft. Sie schauderte. Die Reserviertheit in seinem Verhalten ergab nun einen Sinn. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jemand, der so aufgewachsen war wie er, sich freiwillig in Situationen begab, in denen er eine Zurückweisung riskierte.
Und Molly war keinesfalls sicher, ob sie Hunter näher kennenlernen konnte. Seit sie ein kleines Mädchen gewesen war, hatte Molly von einer engen Beziehung zu ihrer Mutter geträumt. Sie hatte sich eine Mutter gewünscht, die Anteil an ihrem Leben nahm, ihren Freunden, ihren Schularbeiten. Jemanden, mit dem sie über Jungs und schwere Zeiten reden konnte. Doch ihre Mutter war zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, um sich viel um Molly zu kümmern, die ein Versehen aus Ehe Nummer eins war. Ihr Vater war ein wohlhabender Weingut-Besitzer aus Kalifornien, zu dem Molly eine formelle, aber nicht warmherzige Beziehung hatte. Außerdem besaß er eine andere Familie.
Doch seit Marc hatte sich das Verhalten ihrer Mutter verändert. Sie war wärmer geworden, und das wollte Molly nicht aufs Spiel setzen. Sie wusste, dass Marc sich verraten fühlen würde, wenn sie eine Beziehung mit Hunter begann, und dass sie so die neu gewonnene familiäre Nähe verlieren würde.
Was sie zurückführte zu der Patsche, in der sie plötzlich saß. Marc hatte eindeutig etwas ausgelassen bei der Geschichte über seine
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