Dumm gelaufen, Darling
Vergangenheit mit seiner Nichte. Hunters Name war ebenso wenig aufgetaucht wie der von Tyler Benson, und beide hatten damals offensichtlich eine wichtige Rolle gespielt. Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie daran dachte, wie Marc auf ihre Fragen reagieren würde.
Dann war da noch Hunter, der schließlich auf sie zugegangen war und ihr ein Dinner gebracht hatte – eine ganze Auswahl sogar –, doch hatte er dabei einen Hintergedanken gehabt. Er wollte Informationen über Marc haben und ihr mitteilen, dass Lilly noch lebte.
Wo war Lilly die letzten zehn Jahre gewesen, fragte sich Molly. Und warum war sie gerade jetzt aufgetaucht, rechtzeitig, um ihren Onkel daran zu hindern, ihr Erbe zu beanspruchen?
Molly raffte sich auf und ging zum Telefon, um ihre Mutter und Marc anzurufen. Sie wollte wissen, ob sie für einen abendlichen Besuch bereit waren. Denn sie würde keine Antworten bekommen, wenn sie ihnen nicht die richtigen Fragen stellte.
Die späte Nachmittagssonne schien durch die Jalousien in Tys Apartment, doch nicht einmal das helle Licht vermochte in Lacey das Gefühl zu verdrängen, dass sie sich eingesperrt fühlte. Sie mochte es nicht, wenn irgendjemand oder irgendetwas sie einschränkte. Sie war so lange auf sich allein gestellt gewesen, dass sie daran gewöhnt war, nach Belieben zu kommen und zu gehen. Doch die letzten drei Tage hatte sie damit verbracht, herumzusitzen und darauf zu warten, dass Ty von der Arbeit nach Hause kam. Klar, sie hatte Digger regelmäßig hinter Tys Haus ausgeführt, doch sie fühlte sich isolierter, als sie es jemals gewesen war. Faul zu sein lag ihr nicht, doch sie hatte es Ty und Hunter versprochen, die ihr im Gegenzug versichert hatten, dass es nur vorübergehend sei.
Sie wollten verhindern, dass sie erkannt wurde; Erklärungen würde es früh genug geben. Hunter sagte, er habe mit der Anwältin ihres Onkels gesprochen, die zugleich seine zukünftige Stieftochter war. Er hatte Molly wissen lassen, dass Lilly am Leben und wohlauf war, und es ihr überlassen, Marc Dumont darüber zu informieren. Lacey wusste, dass Hunter sich bald mit Neuigkeiten über die Reaktion ihres Onkels melden würde, und konnte es kaum erwarten.
Sie vermisste ihre Arbeit, ihren Tagesablauf. Um irgendwie beschäftigt zu sein, hatte sie die letzten Tage damit verbracht, Tys Junggesellenbude zu putzen – was dort offensichtlich seit ewigen Zeiten nicht geschehen war. Am ersten Tag hatte sie Staub gewischt, gesaugt, einen Stapel Geschirr abgewaschen und richtig Ordnung geschaffen, denn offensichtlich räumte der Mann nicht einen Fitzel hinter sich weg. Am zweiten Tag hatte sie in sämtlichen Schränken alles neu sortiert, und heute fing sie wieder an, aufzuräumen.
Sie hätte es nicht für möglich gehalten, doch sie fand diese Junggesellen-Unordnung irgendwie charmant. So wie Ty selbst. Lacey wusste nicht, ob es eine Frau in seinem Leben gab, und sie wollte auch nicht darüber nachdenken, doch sie fragte sich, ob manchmal eine Putzfrau vorbeikam, wenn Lacey nicht da war. Niemand hatte angerufen, seitdem sie hier war. Jedenfalls keine Frau, obwohl Ty eine Menge Klienten hatte, die Nachrichten hinterließen.
Sie hob seine T-Shirts auf, die neben dem Bett lagen, warf sie in den Wäschekorb und machte mit ihrem anderen Programm weiter. Wenn Lacey sauber machte, arbeitete sie normalerweise für ihren Lebensunterhalt und ging dabei sehr diszipliniert und methodisch vor. Sie war durch Zufall und Glück an ihren Job gekommen, doch die Tätigkeit lag ihr. Sie hatte schon immer Trost darin gefunden, beschäftigt zu sein und Dinge zu organisieren.
Sie konnte jedoch nicht behaupten, dass sie diesen Trost auch in Tys Apartment verspürte. Wenn sie hier aufräumte, entdeckte sie eine Vertrautheit, die sie nicht verleugnen konnte. Etwas, an das sie in den Häusern ihrer Klienten noch nicht einmal dachte.
Sie erfuhr, wie Ty lebte, welche Kleidung er trug, welche Unterhosen-Marke er bevorzugte. Ihre Finger prickelten, wenn sie seine persönlichen Dinge berührte – bei der Arbeit passierte ihr das nie. Ty ließ sie über die Vergangenheit nachdenken, über eine Zeit, als sie sich behütet und sicher gefühlt hatte. Und er ließ sie über die starke sexuelle Anziehung nachdenken, die sie für niemanden sonst empfand. Nicht einmal für Alex.
Bei diesen Gedanken entschied Lacey, dass sie genug davon hatte, von Ty umgeben zu sein – seinem Geruch, seinen Dingen, von ihm. Ein kleiner Spaziergang würde ihr
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