Dumm gelaufen, Darling
„Meine Mutter sagte immer, dass ich für die richtige Frau auch einen Rückwärtssalto machen würde, wenn sie das wollte.“
Eine wunderbare Zufriedenheit erfüllte sie bei den Worten, und sie verbannte alle Ängste und Zweifel aus ihrem Kopf. New York, „Odd Jobs“, ihren Treuhandfonds und ihr anderes Leben – mit all dem würde sie sich noch beschäftigen. Doch sie hatte zehn Jahre gewartet, um so glücklich zu sein, und sie würde diesen Moment genießen.
In einer Stunde mochte die Realität wieder ihr Recht fordern, sei es durch den Fonds oder durch den Umstand, dass ihr Onkel sie tot sehen wollte, um an das Geld zu kommen. Doch nicht jetzt. Diese letzten Minuten gehörten nur ihr und Ty allein.
Sie nickte und zwang sich, aus dem Bett zu steigen und unter die Dusche zu gehen. Sie ließ das heiße Wasser über sich laufen und wartete darauf, dass Ty zu ihr kam.
Liebe. Herrje. Es war ja nicht so, dass er nicht gewusst hätte, dass er sie liebte. Er hatte nur niemals so konkret an dieses Wort gedacht. Wusste er, dass sie schon immer in ihn verliebt gewesen war? Auch darüber hatte er nie nachdenken wollen, denn seiner Erfahrung nach löste Liebe keineswegs alle Probleme. Da gab es immer noch die große Entfernung, ihre Firma, die sie liebte, und die Existenz, die sie sich in New York aufgebaut hatte, während Hawken’s Cove nur schlechte Erinnerungen für sie bereithielt. Auch wenn er in diesem Moment geradezu schwebte – das Leben war keineswegs perfekt, das wusste er.
Er machte das Bett, so gut er es eben konnte, und ging davon aus, dass seine Mutter es nicht bemerken würde. Dann griff er nach seiner Kleidung und steuerte aufs Badezimmer zu, wo er Lacey Gesellschaft leisten wollte. Doch das Klingeln seines Handys stoppte ihn, und er holte es aus der Tasche seiner Jeans, um dranzugehen. Während er mit dem Freund seiner Mutter sprach, zog er sich rasch an.
Keine Minute später stand er im Badezimmer und sprach zu Lacey, die nackt unter der Dusche stand. „Mom ist im Krankenhaus“, sagte er und machte damit ihre nachmittägliche Idylle zunichte.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, und Angst erfüllte ihn seit dem Anruf von Dr. Andrew Sanford.
Lacey entglitt die Seife. „Was ist passiert?“
„Dr. Sanford sagte, dass sie im Kino einen Schwindelanfall gehabt hätte und daraufhin ohnmächtig geworden wäre. Er rief aus dem Auto an, mit dem er dem Rettungswagen ins Krankenhaus folgte.“
„Du musst los. Ich rufe ein Taxi und treffe dich dann dort“, sagte sie.
Er runzelte die Stirn. „Hast du vergessen, dass jemand nur darauf wartet, dich allein anzutreffen? Ich habe Derek angerufen. Er braucht fünf Minuten, um von deinem Onkel hierherzukommen. Ich warte draußen auf ihn, und sobald er da ist, fahre ich los.
Du kannst dich fertig machen, und er bringt dich nach.“
Sie zog die Brauen zusammen. „Ist deine Mutter bei Bewusstsein?“, fragte Lacey.
Er schüttelte nur den Kopf. Er brachte kein Wort hervor.
„Dann raus hier, Ty. In den fünf Minuten, bis Derek hier auftaucht, wird mir nichts passieren, und ich verspreche dir, auf ihn zu warten, okay?“
Ty war hin- und hergerissen, doch Dr. Sanford hatte gesagt, dass ihr Zustand nicht stabil sei …
„Geh“, sagte Lacey, die bereits das Wasser abgedreht hatte und nach dem Handtuch griff.
Er nickte, dann schob er rasch die Glastüren der Dusche zur Seite und gab ihr einen Kuss, bevor er den Flur entlanglief und zu seinem Wagen rannte, der ihn hoffentlich noch rechtzeitig zum Krankenhaus brachte.
14. KAPITEL
Ty ging im Warteraum der Notaufnahme auf und ab. Auch wenn er der nächste Angehörige war, musste er warten, bis die Ärzte seine Mutter versorgt hatten, die dank der Rettungssanitäter schon auf dem Weg ins Krankenhaus das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte sie einen Herzinfarkt erlitten, jedenfalls ging Dr. Sanford davon aus. Da der Mann allerdings Psychiater war, war Ty noch nicht ganz überzeugt. Er musste wissen, ob seine Mutter wieder gesund werden würde.
Er rieb sich die Augen und sah auf die Uhr. Er ging davon aus, dass Derek jede Minute mit Lacey eintreffen musste, was seine Sorgen mindern würde.
Als er aufblickte, sah er Dr. Sanford aus dem Raum kommen, in den man seine Mutter gebracht hatte. „Was ist los?“
„Sie haben sie stabilisiert“, sagte der andere Mann und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Sie hat das Gröbste überstanden, doch sie muss eingeliefert
Weitere Kostenlose Bücher