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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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wirklich, dass sein Sturz kein Unfall war?«
    Ihr Blick wendet sich nach innen. Ein endloser Abgrund. »Das glaube ich nicht«, sagt sie mit einer Stimme, die aus einer anderen Welt zu kommen scheint, »das weiß ich. Ich fühle es. Es war Mord.«
    Sie füüüühlt es. Na, wenn das kein schlagender Beweis ist. Willkommen im Reich der trauernden Stuten.
    »Hast du nicht gesagt, du bist Detektiv?«, fällt ihr jetzt ein.
    Langsam frage ich mich, ob Flamingos und Pferde derselben Spezies entstammen. »Privatermittler.«
    »Kann ich dich dann nicht engagieren?«
    »Na ja, für gewöhnlich arbeite ich gegen Bezahlung.«
    »Oh, das wäre kein Problem.«
    Ich stutze. »Du willst mich bezahlen?«
    »Sicher.«
    Die Frage ist so offensichtlich, dass ich sie eigentlich gar nicht stellen muss. Da es aber sonst keiner macht, bleibt mir nichts anderes übrig: »Und wie?«
    »Keine Sorge, ich lass mir etwas einfallen.«
    Sie füüüühlt es, und sie lässt sich etwas einfallen. Glückwunsch, Ray! Andererseits: Was erwartet mich im Zoo? Eine peruanische Hasenmaus, schmerzhafte Erinnerungen, ein Clanchef mit dem IQ eines mittelgroßen Flusskiesels sowie seine Gattin, die mit ihrer Dummheit bereits ohne ihre Jungen den kompletten Clan tyrannisiert, ein vierter Wurf, der vollständig auf Traubenzucker ist, ein Schlaumeier-Bruder, der sich in seinem Liebesschmerz suhlt … Die Aufzählung könnte endlos weitergehen.
    »Na schön«, reflexartig will ich mir die Eier kraulen, kann mich aber gerade noch beherrschen und kratze mir stattdessen die Leiste, »ich werd ein paar Erkundigungen einziehen und sehen, was ich tun kann.«
    »Und wie soll …«
    »Keine Sorge«, ich habe mich bereits von der Anhängerkupplung rutschen lassen und bin auf dem Sprung, »ich weiß, wo ich dich finde.«
     
    Als ich zu Phil auf die Bank klettere und mich neben ihn setze, hält er sein bebrilltes Gesicht in die letzten Sonnenstrahlen des Tages und denkt möglicherweise an etwas. Den Sturz von Stardust, Ann-Sophie, Piet Hansen. Vielleicht. Vielleicht aber denkt er auch an Südafrika, Milch und Honig und warum man nicht einfach ein anderer sein kann, wenn man es will. Oder er denkt einfach an nichts und lässt es fließen. Was weiß ich.
    Er schüttelt sein Handgelenk, die Uhr blitzt auf. Sind ganz dicke, die beiden. »Auf die Sekunde«, bemerkt er und wendet sein Gesicht wieder der Sonne zu, die gerade im Begriff ist, hinter der Haupttribüne zu verschwinden.
    »Was?«
    »Fünf Minuten.«
    »Hab ich doch gesagt.«
    Er wartet, bis auch das letzte Fitzelchen Sonne von seinem Gesicht verschwunden ist, bevor er fragt: »Und – können wir?«
    Ich blicke zu Angel Eyes’ Anhänger hinüber, der inzwischen verschlossen ist. Uckermark steigt mühsam in seinen VW -Bus und hat kaum genug Kraft, die Tür zuzuschlagen. Der Dieselmotor hustet, keucht und springt schließlich an. Knirschend setzen sich die Räder in Bewegung.
    »Du solltest mir dankbar sein«, sage ich.
    »Interessanter Ansatz.«
    »Im Ernst. Ich habe uns nämlich gerade einen Job besorgt.«
    »Was du nicht sagst.«
    Ich erkläre es ihm: dass es kein Unfall war, möglicherweise, und dass Angel Eyes uns beauftragt hat herauszufinden, was da gelaufen ist.
    »Du meinst, ich arbeite neuerdings nicht nur mit einem Erdmännchen zusammen, sondern lasse mich auch noch von Pferden anheuern?«
    Ich ziehe die Schultern hoch. »Sooo ungewöhnlich finde ich das jetzt nicht.«
    Wir schweigen. Nach einer Weile sagt Phil: »Das ist absurd.«
    »Das ist gar nicht absurd«, widerspreche ich. »Angel Eyes ist sicher, dass der Sturz von Stardust vorsätzlich verursacht wurde. Dass es Mord war.«
    »Mord, hm? Und aus welchem Grund?«
    Was weiß ich. »Wettmanipulation?«, schlage ich vor.
    »Stardust war Vorletzter, als er gestürzt ist. Mit acht Längen Rückstand. Was für einen Sinn macht es, das vorletzte Pferd aus dem Rennen zu nehmen?«
    »Okay«, gebe ich zu, »weiß ich auch noch nicht. Aber wenn wir das bereits wüssten, hätte uns Angel Eyes auch gar nicht erst engagieren müssen.«
    »Was mich dankenswerter Weise zu unserer Auftraggeberin zurückbringt: Hat sie dir auch zugewiehert, wie sie gedenkt, mich zu bezahlen? In Heuballen? Mal
da
rüber nachgedacht, Partner?«
    Bin ich Profi, oder was? »Logisch.«
    »Und?«
    »Sie hat gesagt, es wäre kein Problem und dass sie sich etwas einfallen lassen würde.«
    »Is’n Witz.«
    »Ist kein Witz. Glaubst du, ich erzähle dir Märchen?«
    »Was ich glaube, ist, dass

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