Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
Vom Netzwerk:
Zumindest solange er auf der Bahn lag, hat er sein Bewusstsein nicht wiedererlangt. Ann-Sophie ist mitgefahren, im Krankenwagen.
    Phil steht da, wie man eben so dasteht, wenn einem ein Fremder ungefragt sein Herz ausschüttet. Peinlich berührt. »Ich schicke Ihnen dann die Rechnung«, sagt er und streckt Hansen die Hand hin.
    »Ja, richtig«, erinnert sich Hansen und ergreift Phils Hand. Verloren sieht er aus. »Schöner Anzug.«
    Phil zieht seine Hand aus der von Hansen. »Danke.«
     
    Mein Partner hat auf der anderen Seite des Geländes geparkt. Wir müssen also noch einmal quer über die gesamte Anlage. Doch während wir dabei sind, Piet Hansen und den Teilnehmerparkplatz zu verlassen, und ich aus dem Augenwinkel beobachte, wie Uckermark die niedergeschlagene Angel Eyes zu ihrem Anhänger führt, kommt mir eine Idee.
    »Hey, Partner!«, rufe ich.
    »Hm?«
    »Kannst du kurz zu der Bank da drüben gehen und dich hinsetzen?«
    »Muss das sein? Ich habe für heute genug Pferde gesehen.« Auch Phil sind der tote Stardust und der verunglückte Jockey auf den Magen geschlagen.
    »Dauert nicht lange«, versichere ich, »fünf Minuten, maximal.«
    »Als wüsstest du, was fünf Minuten sind.«
    »Dauert wirklich nicht lange.« Einen Schluck aus deinem Flachmann kannst du schließlich überall nehmen.
    Er bleibt stehen, schlägt den Weg zur Bank ein, setzt sich. »Und jetzt?«
    Ich zwänge mich durch die Öffnung seiner Tasche und blicke mich um. Uckermarks Anhänger ist einer der letzten. Die meisten Teilnehmer sind bereits abgefahren, auf dem Parkplatz kehrt Ruhe ein.
    Ich springe von der Bank. »Bin gleich wieder da.«
    Phil setzt seine Sonnenbrille auf, zieht seinen Flachmann aus der Tasche und schraubt den Verschluss auf. »Denk dran«, sagt er und nimmt einen Schluck, »fünf Minuten, maximal.«
    »Als wüsste ich, was fünf Minuten sind«, erwidere ich und laufe eilig zu Uckermarks Pferdeanhänger hinüber.
    Die Futterluke auf der Vorderseite ist geöffnet, der Gestütsbesitzer nirgends zu sehen.
    Ich klettere auf die Anhängerkupplung und zische: »Hey! Hey, Angel Eyes!«
    Die gute Stute ist so in Trauer, dass sie sich nicht einmal darüber wundert, ein Erdmännchen auf der Kupplung ihres Anhängers balancieren zu sehen. »Kennen wir uns?«
    Sie hat tatsächlich Augen wie ein Engel, riesig, schwarz, endlos.
    »Entschuldige, bitte«, sage ich, »nein, wir kennen uns nicht. Mein Name ist Ray. Ich bin … Nun, ich bin Privatermittler.«
    Ich lege eine Pause ein. Normalerweise ist das der Moment, in dem die meisten Tiere »Du bist was?« fragen oder sich amüsiert abwenden oder sich den Bauch halten vor Lachen. Nicht so Angel Eyes. Die sagt gar nichts. Gut möglich, dass sie kein Wort mitgeschnitten hat.
    »Ich wollte dich etwas fragen.«
    Keine Antwort. Ich richte mich zu maximaler Größe auf und versuche, an ihrem Kopf vorbei einen Blick in den Wagen zu erhaschen. So schick wie bei Störtebeker sieht es da drin nicht aus. Kein Mozart, keine Wandverkleidung aus weißem Kunstleder, keine Olivenholzbürsten an Messinghaken. Überhaupt scheint der gesamte Anhänger nicht in bester Verfassung zu sein. Unter der Tür frisst sich der Rost durch, auf den Fensterdichtungen siedelt der Schimmel.
    Dafür ist der Anhänger geräumig. Geräumiger als Angel Eyes lieb sein kann. Er ist für zwei Pferde ausgelegt. Doch der Platz neben ihr ist frei. Und wird es bleiben. Die gesamte Rückfahrt über. Sicher hängt Stardusts Geruch noch zwischen den Wänden, klebt in ihrem Fell. Ich muss an Elsa denken. O Mann. Wenn einer weiß, was Einsamkeit bedeutet, dann bin ich es.
    »Ich habe mit Störtebeker gesprochen«, fahre ich vorsichtig fort, »der mir gesagt hat, dass du glaubst, der Sturz von Stardust sei – nun – kein Unfall gewesen.«
    Ihre Pupillen verengen sich. Zum ersten Mal stellt sie mich scharf. »Wer bist du?«
    Shit. Wie befürchtet. Also noch einmal von vorne: Ich erkläre ihr, wer ich bin und so weiter und ob sie wirklich glaubt, dass der Sturz von Stardust mutwillig herbeigeführt wurde.
    »Du bist ein Erdmännchen?«
    Jedenfalls kein scheiß Marder. »Korrekt.«
    »Und du bist Detektiv?«
    »Privatermittler.« Auch wenn ich nicht weiß, wo der Unterschied liegt.
    »Ein Erdmännchen-Detektiv?«
    »Wie gesagt: Privatermittler trifft es besser.«
    Sie legt den Kopf schief: »Kannst du dann nicht herausfinden, wer das gemacht hat?«
    »Wer was gemacht hat?«
    »Wer Stardust … Du weißt schon.«
    »Du glaubst also

Weitere Kostenlose Bücher