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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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dem Ding aussieht, würde er unter Garantie nicht so ’ne Welle schieben.
    »Also«, beginnt er, »es handelt sich um eine Notiz, die am dreiundzwanzigsten Dezember letzten Jahres im Tagesspiegel erschien. Einen Tag vor Weihnachten also. Den genauen Wortlaut erspare ich uns. Sinngemäß ist dort zu lesen, dass der Kurzschwanzchinchilla, einer der Publikumslieblinge des Berliner Zoos, auf unerklärliche Weise verschwunden ist. Der zuständige Pfleger fand den entsprechenden Käfig am Morgen des zweiundzwanzigsten Dezember mit geöffneter Tür und leer vor. Da das Fell von Chinchillas ausgesprochen wertvoll ist und Elsas Rasse zudem als vom Aussterben bedroht gilt, ist ein Diebstahl nicht unwahrscheinlich.«
    »Diebstahl?«, ereifere ich mich. »Das wäre eine lupenreine Entführung!«
    Meine Gedanken beginnen, Kasatschok zu tanzen. Elsa entführt, zwei Tage vor Weihnachten. Vor meinem geistigen Auge nimmt ein Päckchen Gestalt an, hübsch verpackt, unter dem Weihnachtsbaum, mit roter Schleife. Chinchilla-Pulswärmer. Der Preis für Elsas einzigartige Schönheit.
    Ich versuche, mich zu beruhigen. Atmen, Ray. Vielleicht geht es ihr auch gut, und sie wird jetzt von einem übergewichtigen Millionärssohn als Haustier verhätschelt. Das Leben: ein Roulette. Ein russisches Roulette.
    »Wie ist es eigentlich heute bei
dir
gelaufen?«, fragt Rufus.
    Ich bin so in Gedanken bei Elsa, dass ich mich nur in meinen Schwimmflügel fallen lassen und meinen Bruder ausdruckslos anstarren kann.
    »Mit Phil«, erinnert er mich. »Wolltet ihr nicht – ich weiß nicht – war da nicht irgendetwas mit Pferderennen?«
    Mit Gewalt reiße ich mich von Elsa los und versuche, mich zu konzentrieren. Schließlich haben wir einen neuen Fall, auch wenn mein Partner da bislang anderer Meinung ist.
    »Stimmt«, entgegne ich. »Ich meine, ja, waren wir, auf der Rennbahn. Ein Pferd ist gestürzt, im siebten Rennen, Stardust. Bekam noch auf der Bahn liegend die Gnadenspritze.«
    »Ah.«
    »Üble Sache. Den Jockey hat es auch erwischt. Liegt, soweit ich weiß, noch im Koma.«
    »Ah.«
    »Genau – ah. Und jetzt kommt’s: Angel Eyes, ein anderes Pferd, ist sicher, dass der Sturz von Stardust kein Unfall war.«
    »Sondern?«
    »Ein Anschlag.«
    »Und das bedeutet?«
    »Wir haben einen neuen Fall.«
    »Ah.«
    Irgendwie versteht man das ja nicht: Ich habe einen Bruder, der locker bis hunderttausenddreizehn oder so zählen kann, aber bei eins und eins hapert es. Da hilft offenbar auch kein grünes Licht, das den asozialen Cortex provoziert oder was auch immer.
    »Pass auf«, sage ich, »da waren eine ganze Menge Kameras über das Gelände verstreut, damit die Zuschauer das Rennen verfolgen konnten. Ich dachte, dass, wenn wir uns die Aufnahmen ansehen könnten, dann …«
    Rufus beugt sich vor. Sein Schwimmflügel quietscht. Ein kurzer Kontrollblick zum Eingang hinüber. »Du erwartest von mir, dass ich mich in den Server der Galopprennbahn einhacke und uns auf illegalem Weg die Aufnahmen des Rennens zugänglich mache?«
    »Ja.«
    »Ah.«
    »Könntest du das tun?«, frage ich kleinlaut.
    »Können Flamingos fliegen?«
    »Also, die im Zoo nicht.«
    »Okay, dann eben: Können Pinguine schwimmen?«
    »Letzten Herbst ist einer abgesoffen.«
    Rufus verliert die Geduld und haut sich eine Kralle aufs Ohr. »
Natürlich
kann ich!!!«
     
    Keine Ahnung, wie oft ich mich in dieser Nacht in meiner Laptoptasche hin und her wälze, nach einer Stellung suche – irgendeiner! –, die es mir erlaubt, nicht an Elsa zu denken.
    Das Päckchen unter dem Weihnachtsbaum.
    Die Chinchilla-Pulswärmer.
    Irgendwann habe ich unversehens selbst ein Päckchen aus mir gemacht. Ich stecke in meinem frisch gelüfteten Reggae-Halstuch wie in einer Zwangsjacke. Und die sitzt. Um mich zu befreien, bleibt mir nichts anderes übrig, als das Halstuch mit meinen Krallen aufzuschlitzen. Kurz darauf liegt es als rot-gelb-grüner Fetzen neben dem Eingang meiner Kammer. Immerhin kann ich danach endlich einschlafen, allerdings spüre ich bereits die Vibration der ersten, morgendlichen S-Bahn unter mir.

Kapitel 5
    Als Rufus mich weckt, indem er wie immer auf meiner Tasche herumdrückt und »Ray, bist du da drin?« ruft, obwohl er ganz genau
weiß
, dass ich da drin bin, habe ich das Gefühl, eben erst eingeschlafen zu sein.
    »Wo soll ich denn sonst sein?«, maule ich und stelle fest, dass ich mir den Hals verrenkt habe.
    »Wenn ich das wüsste – würde ich dann fragen?«
    Das ist seine

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