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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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Satz nicht von Phil, sondern von Störtebeker kam, der neben uns seinen Kopf aus dem Wagen gestreckt hat.
    »Ja«, sage ich, ohne ihn anzusehen, »das wissen wir schon.«
    »Ich spreche nicht von Ann-Sophie«, stellt Störtebeker mit spitzem Akzent fest.
    Nun wende ich dem arroganten Gaul doch noch mein Gesicht zu: »Von wem denn sonst?«
    Störtebeker nickt in Richtung des Pferdes. »Angel Eyes.«
    Ich vergewissere mich: Tatsächlich macht Uckermarks Stute den Eindruck, als wolle sie sich am liebsten an Ort und Stelle hinlegen und nie wieder aufstehen. Total lebensmüde. Kommt im Zoo häufiger vor.
    »Was hat die denn mit Stardust zu tun?«, frage ich.
    »Dieser Stardust …« Störtebeker würde am liebsten gar nicht darüber reden, aber da ist etwas, das raus will, das er schon lange mit sich herumträgt. Wenn ich einen Tipp abgeben müsste, würde ich sagen: gekränkte Eitelkeit. »Frag mich nicht, warum, aber … Also die Stuten liegen ihm zu Füßen.
Lagen
ihm zu Füßen, meine ich.« Störtebeker merkt es nicht, aber ungefähr ab hier redet er eher mit sich selbst als mit mir. »Sicher, zu seiner besten Zeit war Stardust ein ganz passabler Galopper. Sogar als Deckhengst war er gefragt. Es gibt eine ganze Generation von Stuten, die Nachwuchs von ihm bekommen haben. Manche sollen sogar Sex mit ihm gehabt haben, auch wenn ich persönlich das stark in Zweifel ziehe. Die wollen sich doch alle nur wichtigmachen. Dabei … Ich meine, seien wir ehrlich: Stardust war ein Bohemien. Und dieses Fell! Wie ein Ackergaul sah der aus. Aber man weiß ja, wie manche Stuten so sind: Für die macht das erst den eigentlichen Reiz aus.« Störtebeker schnauft, reißt sich zusammen und erinnert sich an das, was er mir eigentlich sagen wollte. »Wie dem auch sei: Stardust konnte sich über einen Mangel an Verehrerinnen nicht beklagen, doch keine hat ihm so sehr die Treue gehalten wie Angel Eyes.«
    Auf der anderen Seite des Parkplatzes scheinen Angel Eyes und ihr Besitzer im Zeitraffer zu altern. Man kann ihnen dabei zusehen. Hansen hat inzwischen doch noch ein paar Worte aufgetrieben und redet leise auf Uckermark ein.
    »Ist Angel Eyes denn heute auch ein Rennen gelaufen?«, frage ich.
    »Ich bitte dich … Sieh sie dir doch an: Angel Eyes hat ihre besten Jahre längst hinter sich. Die läuft schon lange keine Rennen mehr.«
    »Aber was macht sie dann hier?«
    »Uckermark würde Stardust niemals bei einem Rennen laufen lassen, ohne Angel Eyes mitzunehmen. Dem einen fehlt etwas ohne den anderen. Kein Wunder, dass sie glaubt, für den Sturz sei eine ›fremde Macht‹ verantwortlich.«
    Ups! Wie war das gerade? »Angel Eyes glaubt, jemand hätte beim Sturz von Stardust nachgeholfen?«, frage ich.
    »Wer gesteht sich schon gerne ein, dass sein Geliebter sich in vollem Lauf den Huf vertreten hat und ganz banal gestürzt ist? Und natürlich glauben es jetzt, wo Angel Eyes die anderen damit verrückt gemacht hat, alle. Zumindest die Stuten.«
    Phil, der uns nicht verstehen kann, findet, Störtebeker und ich hätten genug geplaudert. Er will gehen. Die Unterredung von Hansen und Uckermark kann noch wer weiß wie lange dauern, und seine Rechnung kann er Hansen auch schicken, ohne sich von ihm verabschiedet zu haben.
    »Moment noch, Partner«, sage ich und nehme Störtebeker ins Visier: »Was glaubst
du
denn? Ich meine, du bist doch direkt hinter Stardust gelaufen.« Als Einziger, denke ich, als Letzter, mit zwölf Längen Abstand. Die Doppelnull. Dann ermahne ich mich: Keine blöden Kommentare jetzt. Du bist Profi. »Ist dir irgendetwas aufgefallen?«
    Störtebeker überlegt. »Einerseits ist es ungewöhnlich, dass ein so erfahrenes Pferd wie Stardust ohne Fremdeinwirkung zu Fall kommt. Und irgendwie sah es auch … sonderbar aus. Andererseits: Eine ›fremde Macht‹ – was bitte soll das sein? Da kann ich ja gleich die Sterne befragen.«
    Auf der anderen Seite des Parkplatzes verabschieden sich Uckermark und Hansen voneinander. Erneutes Händeschütteln. Hansen ist so niedergeschlagen, dass er, als er zurückkommt, gar nicht merkt, wie er zum zweiten Mal in dieselbe Pfütze latscht.
    Er richtet seinen Blick auf die Ställe, die Rennbahn dahinter, die Schlusskurve. »Die haben ihm noch auf der Rennbahn die Gnadenspritze gegeben«, murmelt er.
    Und was ist mit dem Pferd?, frage ich mich. Doch dann geht mir auf, dass er gar nicht den Jockey meinte, sondern Stardust. Der Jockey ist ins Krankenhaus gebracht worden. Diagnose unklar.

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