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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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neueste Masche: Auf jede Frage mit einer Gegenfrage antworten. Kann einen zur Verzweiflung treiben. Hat er aus einem seiner schlauen Bücher, »Die Philosophie des Abendlandes« in drei Bänden, Halbleinen. Phil hat sie ihm letztes Jahr als Gegenleistung für unsere ersten Schnüffler-Dienste besorgt. Was ein großer Fehler war, wenn mich einer fragt. Was natürlich niemand tut. Wie auch immer: Rufus hat sich den Winter über darin vertieft und seine Seelenverwandtschaft mit einem lange zu Staub zerfallenen Griechen entdeckt, der diese Frage-Gegenfrage-Nummer zu seinem Markenzeichen gemacht hat. Und jetzt möchte Rufus es ihm gleichtun. Ich weiß nicht, wie der Typ hieß, ahne aber, dass er bei seinen Mitmenschen nicht besonders beliebt gewesen sein kann.
    »Was willst du?«, knurre ich aus meiner Tasche.
    »Was glaubst du?«, bekomme ich zur Antwort.
    Die Freiluftsaison geht dieses Jahr nicht gut los, denke ich. Noch während ich diesen Gedanken denke, löst das Wort »Saison« bereits den nächsten Gedanken aus, der wieder einen auslöst und so weiter: Pferderennen, Hansen, Stardust, Angel Eyes, neuer Fall.
    Ich strecke meinen verrenkten Hals aus der Tasche: »Du hast den Server von Hoppegarten gecrackt«, sage ich und lasse es extra nicht wie eine Frage klingen.
    »Äh … Ja.«
    Während ich mit verschwiemelten Augen hinter Rufus her zu unserem Headquarter auf der Minus-zwei-Ebene hinabsteige, fällt mir etwas auf: »Warum ist es eigentlich so ruhig?« Nicht mal die Gören von Roxi sind zu hören.
    »Weshalb sollten die anderen Clanmitglieder früher aufstehen als sonst?«
    »Wie spät ist es denn?«
    »Relativ exakt zwei Stunden vor Sonnenaufgang«, flüstert Rufus.
    Klingt nach mitten in der Nacht. Wahrscheinlich habe ich tatsächlich nur ein paar Minuten geschlafen. »Und wieso weckst du mich dann?«
    »Wolltest du dir nicht die Aufnahmen ansehen?«
    Resigniert lasse ich den Kopf sinken. Ich bin zu müde für eine Diskussion mit meinem Bruder.
    »Der frühe Vogel fängt den Wurm«, sagt Rufus.
    »Arschlecken Drei Fünfzig«, gebe ich zur Antwort.
     
    Im Headquarter erwartet mich eine Überraschung. Die Leuchtschlange an der Decke strahlt nicht mehr in sanftem Grün, sondern in hellem Gelb. Ich kneife die Augen zusammen und taste mich zum Konferenztisch vor.
    » 585  Nanometer«, erklärt Rufus ungefragt, »entspricht der Wellenlänge durchschnittlichen, mitteleuropäischen Tageslichts während der Sommermonate.«
    Ab sofort wird hier also kein Goretex-Scheiß mehr simuliert, sondern Robinson-Club-Atmo verbreitet. Ich deute zur Decke: »Das Ding kann die Farbe wechseln?«
    Vor lauter Freude über seine schicke Innovation vergisst Rufus, mir auf meine Frage mit einer Gegenfrage zu antworten: »Von 400 bis 700  Nanometern kann ich stufenlos jedes beliebige Licht erzeugen. Alles von Ultraviolett bis Infrarot.«
    Na, wenn das nichts ist. »Kann man das Ding auch dimmen?«
    »Ist es dir zu hell?«
    »Würde ich sonst fragen?«
    Gegenfrage auf Gegenfrage. Langsam krieg ich’s raus.
    Rufus schiebt seine Krallen über das Display seines Smartphones und dimmt so das Licht. App-Steuerung. Bevor es losgeht, zaubert er noch ein Plastikschälchen mit Pop-up-Deckel hervor und stellt es auf den Konferenztisch. Ich nehme an, dass in dem Ding mal süßsaure Soße für Chinarollen oder Chickennuggets war, jetzt aber tummeln sich einige Asseln, diverse Wanzen, ein Regenwurm und sogar ein Ohrenkneifer darin. Auf Beutefang war mein Brüderchen also auch schon.
    »Ich dachte, ein bisschen was zum Knabbern kann dem Denkprozess nur förderlich sein«, sagt er entschuldigend.
    Wir sehen uns alles an, das gesamte siebte Rennen, aus sechs unterschiedlichen Kameraperspektiven. Angefangen bei der Rennvorbereitung.
    Den Blick auf das Display gerichtet, knacke ich eine Wanze und zermahle ihren Panzer mit den Backenzähnen. Sonderbar. Vor dem Start, als es darum geht, die Pferde in die Startboxen zu führen – da ist Stardust der Einzige, der sich sträubt, während die anderen Pferde, allen voran Störtebeker, widerstandslos in ihre Boxen marschieren. Als würde er etwas ahnen, versucht er immer wieder, den Rückwärtsgang einzulegen und sich loszureißen. Selbst der Jockey sieht ganz ratlos aus.
    »Halt mal an«, bitte ich Rufus und lasse ihn den Bildausschnitt mit Stardust vergrößern.
    Der Jockey, von dem ich weiß, dass sie ihn direkt nach dem Rennen ins Krankenhaus bringen werden, wirkt überrascht. Offenbar ist er von Stardust

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