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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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überhaupt hierhergefunden?«, möchte er wissen.
    »Ich bin Privatermittler. Ist mein Job …«
    Störtebeker wendet gelangweilt den Kopf ab. Er findet wohl, ich nehme mich zu wichtig. Aber er hat eben keine Ahnung von meinen Fähigkeiten.
    »Was hast’n da?«, fragt er.
    So weit hat er den Kopf also nicht weggedreht, dass er nicht aus dem Augenwinkel das Smartphone sehen würde.
    »Das hier?« Ich tue überrascht. »Ist nur mein Smartphone. Hab mich für Samsung entschieden, wegen des größeren Displays …« Solange Störti glaubt, ich sei voll der Checker, ist mir alles recht.
    »Aber die Auflösung beim iPhone ist besser«, kontert er.
    Grundgütiger, er will mich testen. Dabei könnte er mit seinen plumpen Hufen noch nicht einmal einen Ampelknopf drücken. »Vielleicht entscheide ich mich noch um«, behaupte ich.
    Er senkt seinen Kopf, um sich das Smartphone aus der Nähe anzusehen. Seine Neugier ist stärker als sein Hochmut, für den Moment wenigstens. »Ist das, was du mir zeigen willst, da drin?«
    »Warte.«
    Ich versuche, mich daran zu erinnern, in welcher Reihenfolge ich welche Symbole zu drücken habe und lande bei … Ui! Ich sehe – tja, wen sehe ich da? Zwei Erdmännchen, würde ich sagen, könnten auch drei sein, eng umschlungen, am Ufer des Vierwaldstädter Sees, bei Nacht, aufgenommen mit einer Infrarot-Kamera. Jepp, es sind drei. Und sie sind mächtig bei der Sache, heavy sex. Uiuiuiui. Und eins der Erdmännchen ist … Ja, das ist sie: Natalie. Wer die anderen beiden sind, ist nicht klar auszumachen, weil Natalie auf dem Rücken liegt und alle viere von sich streckt, während die anderen beiden …
    »Interessant«, raunt mir Störtebeker ins Ohr, »wenn du mir jetzt noch sagen könntest, was das mit Stardust zu tun hat?«
    »Oh, ich …« Hektisch fingere ich auf dem Display herum, lande durch einen glücklichen Zufall auf einer Übersichtsseite und finde tatsächlich das richtige Video. »Hier: Das sind die Aufnahmen vom Rennen, in dem du und Stardust gelaufen seid. Rufus – mein Bruder – hat die entscheidenden Stellen zusammengeschnitten.«
    Ich bitte Störtebeker, sich alles gaaaaaanz genau anzusehen, und ermahne mich, ihn nicht darauf anzusprechen, dass er vom Start bis ins Ziel das letzte Pferd im Feld war. Ob ihm etwas aufgefallen ist, womöglich schon vor dem Rennen? Wie war das, als sie in die Boxen mussten und Stardust wiederholt versucht hat auszubrechen? Haben sie miteinander gesprochen? Und während des Rennens – ist ihm da etwas aufgefallen, Stardusts Jockey, Unebenheiten im Geläuf, kosmische Blitze?
    Immer wieder lässt sich Störtebeker von mir den Moment des Sturzes zeigen, die Sekunden danach, wie Stardust mit dem unter ihm eingequetschten Jockey über die Bahn rutscht. Er hat etwas, denke ich. Da ist etwas, das mir entgangen ist.
    Schließlich sagt Störtebeker: »Ist dir aufgefallen, wie gekonnt ich ausgewichen bin? Äußerst elegant, oder? Und das bei vollem Tempo und in der Kurve. Dabei war das in der Tat mehr als knapp. Mein eigenes Leben stand auf Messers Schneide …«
    »Ähm … Sicher«, sage ich, »sehr elegant. Aber ist dir bei dem Sturz von Stardust auch etwas aufgefallen? Irgendetwas, das ein Indiz für eine Einwirkung von außen sein könnte?«
    »Ach so, Stardust … Kann ich noch mal sehen?«
    Ich zeige ihm noch ein paarmal den Sturz, aber mehr als »ungewöhnlich« kann Störtebeker ihn auch nicht finden. »So leid mir das tut, kleiner Mann.«
    Okay, denke ich, das war’s. Eine trauernde Stute mit gebrochenem Herzen und drei manische Zebrastuten. Nüchtern betrachtet haben wir nichts, keinen Beweis, nicht ein einziges konkretes Indiz.
    Ich danke Störtebeker für seine kostbare Zeit und schalte das Smartphone aus. »Weshalb sollte es jemand ausgerechnet auf das vorletzte Pferd im Feld abgesehen haben?«, denke ich laut und wende mich zum Gehen.
    Ich habe bereits die Tür erreicht, als Störtebeker antwortet: »Also ein bisschen was wird die Versicherung das schon kosten.«
    Ich halte inne: »Wie war das?«
    »Sicher war Stardust nicht so hoch versichert wie ich. Aber aus der Portokasse begleicht eine Versicherung so etwas nicht.«
    »Versicherung?«
    »War ein Reitunfall. Für solche Fälle werden die Policen schließlich abgeschlossen.«
    »Wie hoch bist du denn versichert?«, frage ich. »Was müsste deine Versicherung zahlen, wenn
dir
so etwas zustieße?«
    »Wir Hansens pflegen über Geldangelegenheiten nicht mit Dritten zu sprechen,

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