Dumm gelaufen: Roman (German Edition)
hätte er sich auch schlicht für seine … sagen wir mal sexuellen Gefälligkeiten bezahlen lassen können. Ich habe in meinem Leben schon sehr viel Geld für erotische Dienstleistungen ausgegeben, und die meisten waren wesentlich … unbefriedigender als das, was ich mit Xaver erlebt habe. Eigentlich hätte er von mir fast alles haben können, nachdem er mich im Pferdetransporter nach allen Regeln der Kunst wie ein wilder Hengst und mit aller Kraft …«
»Und der zweite Grund?«, unterbricht Phil rasch.
Hansen zuckt mit den Schultern. »Ganz einfach. Ich wollte wissen, ob es ihm um einen materiellen Vorteil ging. Ich sagte ihm, er dürfe sich etwas wünschen, und wenn es sich im Rahmen hielte, würde ich ihm diesen Wunsch erfüllen. Er hätte sich also auch Geld wünschen können. Aber das hat er nicht getan.«
»Was hat er sich gewünscht?«, fragt Phil, nippt am Rotwein und nickt anerkennend.
»Er wollte nur mein Taschentuch«, sagt Piet traurig. »Als Erinnerung an unser gemeinsames Wochenende. Und als Versprechen, dass wir uns wiedersehen, wenn er seine finanziellen Probleme gelöst hat.«
Wieder kommen Hansen die Tränen. Schluchzend wirft er sich Phil an die Brust, der ihm die Schulter tätschelt und nebenbei nach seinem Weinglas greift.
»Entschuldigung«, sagt Hansen nach einer Weile. Er löst sich von Phil und ringt um Fassung. »Es ist nur so, dass wir uns so unglaublich nahe waren, Xaver und ich. Fast scheint es mir, als könnte ich ihn immer noch spüren, wie er mir mit seinem …«
»Was mich wieder zu meiner Eingangsfrage führt«, unterbricht Phil erneut. »Wenn du so schwul bist, wie du sagst, warum schwanzwedelst du dann ständig um Ann-Sophie herum?«
»Schwanzwedelst?«, wiederholt Hansen mit einem vielsagenden Augenaufschlag und leckt sich über die Lippen.
»Nur so eine Redensart«, erwidert Phil mit leichtem Unbehagen.
Hansen nickt. »Verstehe ich schon. Ich spiele diese Komödie hauptsächlich wegen Mutter. Auch sie weiß nichts von meiner … Neigung. Und sie möchte wahnsinnig gern, dass Ann-Sophie und ich ein Paar werden.«
»Weil der Hof hier einen Stammhalter braucht«, vermutet Phil.
»Das auch. Mutter würde bestimmt gern mit ein paar Enkelkindern angeben. Aber ich glaube, noch mehr interessiert sie der Hof der Uckermarks.«
Phil merkt auf.
»Ja. Man könnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ich käme unter die Haube, und Mutter bekäme den Hof.«
»Warum sollte der alte Uckermark den Hof abgeben, nur weil seine Tochter heiratet?«, fragt Phil.
»Weil er knapp bei Kasse ist«, antwortet Hansen und schält sich aus seiner karamellfarbenen Hausjacke. Darunter kommt ein schneeweißes Hemd zum Vorschein, bei dem die oberen vier Knöpfe geöffnet sind, was Hansens üppige Brustbehaarung gut zur Geltung bringt. Piet lässt die Hausjacke lasziv zu Boden gleiten.
»Soviel ich weiß, steht der Hof gut da«, erklärt Phil.
»Das mag ja sein sein«, erwidert Hansen, nippt an seinem Rotwein und zupft seinen Hemdkragen zurecht. »Trotzdem hat der alte Uckermark Mutter um einen saftigen Kredit gebeten: eine Million Euro, immerhin.«
Phil pfeift anerkennend. »Und?«
»Na was schon? Sie hat nein gesagt. Wozu eine Million bezahlen, wenn sie das Anwesen am Ende umsonst bekommt? Du musst wissen, wenn es ums Geschäft geht, dann ist Mutter schon immer sehr pragmatisch gewesen.«
Phil nippt nachdenklich an seinem Wein. »Und von dieser Sache mit Xaver wusste wirklich niemand etwas?«
Hansen schüttelt den Kopf. »Niemand. Wie gesagt, ich will Mutter nicht enttäuschen. Und ich weiß, dass sie ihre Augen und Ohren überall hat. Deshalb habe ich gelernt, äußerst diskret zu sein.«
Hansen will an seinem Wein nippen, hält aber plötzlich inne. »War das jetzt gerade eine berufliche Frage oder eine private?«
Phil sieht ihn an und versteht offenbar nicht, worauf Hansen hinaus will. Noch bevor mein Partner etwas erwidern kann, hat sich Piet ihm an den Hals geworfen und küsst ihn leidenschaftlich. Phil ist so perplex, dass er sich im ersten Moment nicht einmal wehrt. Dann jedoch schiebt er Hansen vorsichtig, aber bestimmt von sich.
»Ich will mit dir schlafen«, keucht Phils Verehrer wollüstig. »Jetzt. Sofort.« Und schon hat Piet sich das Hemd vom Leib gerissen.
Phil schüttelt den Kopf. »Tut mir leid. Aber ich stehe auf Frauen.«
»Es würde unser Geheimnis bleiben«, flüstert Hansen. »Nur wir beide wüssten davon.«
»Aber … da unten passiert bei mir gerade
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