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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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Bau ist voller Puffott …« Er kann den zweiten Teil des Satzes nicht zu Ende bringen, weil ihm ein Hustenanfall dazwischenkommt.
    »Ich wollte dich noch warnen«, erklärt Rufus. »Aber wir mussten bei der Evakuierung …«
    »Evaku… was?«, geht Rocky dazwischen.
    »Bei der Evakuierung«, wiederholt Rufus. »Höchste Sicherheitsstufe mit geordnetem Rückzug. Plan Einundfünfzig C. Jedenfalls, als wir den Bau geräumt haben …«
    »Du meinst, als alle in wilder Panik rausgerannt sind?«, lispelt die kleine Marcia.
    »Oh. Einundfünfzig C scheint ja super funktioniert zu haben«, werfe ich ein.
    »Die Nottrassen waren überlastet, weil sich niemand an den Farbcode in den Hauptgängen gehalten hat«, erklärt Rufus. Und mit milder Strenge fügt er hinzu: »Das kommt davon, wenn niemand an meinen Übungen teilnimmt.«
    »Jedenfalls haben wir alles stehen und liegen lassen und sind abgehauen«, fasst Rocky zusammen.
    »Und genau deshalb konnte ich dir keine Nachricht schicken«, fügt Rufus hinzu. »Das gesamte Equipment ist noch da unten.«
    »Inklusive unserer Waffen«, bemerkt Rocky zerknirscht.
    »Und das ist gut so! Ich verlange nämlich, dass du dich nicht in Gefahr begibst, hörst du?« Roxane hat die Kinder um sich geschart und wirkt hysterisch. »Du hast die Pflicht, dich nicht nur um deine Frau und deinen Nachwuchs, sondern um den ganzen Clan zu kümmern.«
    Die Augen richten sich auf den Erstgeborenen. Selbst Pa hebt interessiert den Kopf.
    »Schon klar«, erwidert Rocky. »Und deshalb habe ich auch schon eine dings … ähm … eine Entscheidung getroffen.«
    Stille.
    Rockys beeindruckender Oberkörper strafft sich. »Also. Ab sofort gilt: Winteranfang. Wir bleiben zur Sicherheit so lange hier drinnen, bis es … ähm … so kalt ist, dass wir wegen der Kälte hier drinnen bleiben müssen. Also bis zum Winter. Alles klar?«
    »Bravo«, hört man Roxane in die bleierne Stille sagen.
    Bevor sonst noch jemand Rockys komplett schwachsinnigen Vorschlag kommentieren kann, ist ein hysterischer Aufschrei zu hören. Die kleine Minka schlägt sich erschrocken eine Klaue vors Maul und zeigt mit der anderen zum Bau, wo der Oberkörper einer Schlange zu sehen ist. Keine Puffotter, wie meine Familie vermutet hat, sondern ein Nattern-Plattschwanz. Sergeant Rick, um genau zu sein.
    Rufus starrt durchs Fenster. »Ist das etwa eine …?«
    »
Lauticauda colubrina
«, ergänze ich. »Besser bekannt als Sergeant Rick. Du kennst ihn. Er hat uns geholfen, den See abzusuchen.«
    »Ich weiß, dass er uns geholfen hat«, erwidert Rufus. »Aber erstens bin ich ihm nur einmal kurz begegnet, und zweitens ging die Evakuierung vorhin sehr, sehr schnell.«
    »Heißt das übersetzt, dass du einfach weggerannt bist, ohne dich noch einmal umzudrehen?«, frage ich.
    Rufus zuckt mit den Schultern. »Das sind die Instinkte, vermute ich. Da kann man selbst dann nichts gegen machen, wenn man einen so überragenden Intellekt hat wie ich.«
    Ich blicke zum Bau, wo Rick weiterhin unbeweglich verharrt und uns mit seinen Stecknadelaugen fixiert. Jemand muss herausfinden, was er will. Und nach Lage der Dinge bin ich wohl dieser Jemand.
    »Okay. Öffnet das Tor«, sage ich. »Ich rede mit der Schlange.«
    »Bist du verrückt?«, kreischt Roxane. »Sie wird dich zerfleischen.«
    »Schlangen zerfleischen ihre Opfer gewöhnlich nicht, sondern verschlingen sie im Ganzen«, korrigiert Rufus.
    »Danke, Herr Schlaumeier!«, erwidert Roxane pikiert. »Aber das kommt ja wohl aufs Gleiche raus, oder etwa nicht? Tot ist Ray dann so oder so.«
    »Vielleicht führt die Schlange gar nichts Böses im Schilde«, sage ich. »Oder ist jemand verletzt worden?«
    »Was soll das nun wieder heißen?«, blafft Rocky. »Schlangen führen immer Böses im Schilde. Das ist ein Grundgesetz …«
    »Du meinst: ein Naturgesetz«, mischt Rufus sich ein und kriegt ganz nebenbei von Rocky eine Kopfnuss verpasst.
    »Außerdem ist nur deshalb niemand verletzt worden, weil wir gerannt sind wie die Hasen«, fährt Rocky fort. »Sieh dir das Biest doch mal an!« Er hebt die Klaue und zeigt auf den unbeweglich aus unserem Bau schauenden Rick. »Willst du mit dem etwa übers Wetter plaudern?«
    Ich mustere die Seeschlange und versuche zu erraten, was sie gerade denkt. Vielleicht hat Rocky ausnahmsweise recht. Immerhin ist Rick ein Kriegsveteran mit postalischen Störungen, oder wie das auch immer heißt. Rufus hat mir erzählt, dass solche Leute einfach durchdrehen und dann

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