Dumm gelaufen: Roman (German Edition)
Wagen gestartet.
»Das war erstklassige Polizeiarbeit«, sagt mein Partner, als wir den Hof hinter uns gelassen haben. »Ich bin beeindruckt.«
»Danke.« Kliff freut sich. »Das mit dem Bier habe ich vorgeschlagen, weil sich eine Neuigkeit in Nowehr am schnellsten verbreitet, wenn man sie in der Dorfkneipe erzählt. Wenn alle Welt darüber redet, dass morgen ein Einsatzkommando mit Hunden anrückt, dann klingt es glaubwürdiger.«
Im Rückspiegel sehe ich, dass Phil anerkennend nickt. »Gute Idee.«
»Außerdem sollten wir uns noch stärken, bevor wir mit der Observation beginnen«, fährt Kliff fort. »Es wird bestimmt eine lange Nacht.«
Schweigen.
»Heißt das etwa, Sie wollen sich … mit mir auf die Lauer legen?«, höre ich Phil unbehaglich fragen.
»Na selbstverständlich«, erwidert Henger. »Wenn Ihre Theorie stimmt und Luis Schacher heute Nacht versucht, die Leiche auszugraben und im See zu versenken, weil er einerseits die Hundestaffel austricksen will und andererseits glaubt, dass der See nicht noch ein zweites Mal abgesucht wird, dann möchte ich ihn natürlich gern auf frischer Tat ertappen.«
Ich sehe, dass Phil überlegt, wie er Kliff den Plan ausreden kann. Zum einen müsste ich noch eine Nacht in Phils Tasche verbringen, wenn Henger meinem Partner bei der Observation Gesellschaft leisten würde. Zum anderen hat wohl auch Phil keine große Lust, die Nacht mit einem Ermittler zu verbringen, der nur dann zu echter Hochform aufläuft, wenn er einen Polizisten
spielen
muss.
»Und wer passt dann heute Nacht auf die braven Bürger von Nowehr auf?«, versucht Phil sein Glück.
»Och. Ich bin ja per Funk problemlos zu erreichen«, erwidert Henger locker.
»Wäre nur nicht so toll, wenn im entscheidenden Moment ein Notruf einginge«, kontert Phil. »Wir haben nur diese eine Chance. Und wenn wir die verzocken, dann …« Er beendet den Satz nicht, denn in Kliff arbeitet es bereits. Wahrscheinlich geht er im Geiste das große Handbuch der Verbrechensbekämpfung durch, um die für solche Fälle geltenden Vorschriften herauszufiltern. Nach einer Weile scheint er fündig geworden zu sein.
»Meinen Sie denn, dass Sie ohne mich zurechtkommen?«, fragt er.
Ich sehe ein Zucken in Phils Mundwinkel und stelle fest, dass auch mein Partner ein ganz passabler Schauspieler ist. Man merkt ihm gar nicht an, dass er gerade einen Lachanfall unterdrückt.
»Wird nicht ganz einfach«, antwortet Phil ruhig. »Aber ich denke, ich kriege das hin. Außerdem ist es gut, wenn die Polizeidienststelle heute Nacht besetzt ist. Denn da laufen ja alle Fäden zusammen.«
»Richtig«, stimmt Kliff zu, fragt dann aber noch: »Welche Fäden jetzt genau?«
»Sobald der Mörder die Leiche umgebettet hat, müssen Sie ihn festnehmen. Am besten, wir erwischen ihn am See. Aber auch kurz nach der Tat werden sich noch genügend Spuren finden lassen, um ihn zu überführen. Außerdem werden wir ja alles mit Nachtsichtkameras dokumentieren.«
»Dürfen wir das?«, fragt Kliff Henger.
»Ich schon, Sie nicht«, antwortet Phil. »Sie dürfen aber mein anonym zur Verfügung gestelltes Bildmaterial benutzen, um den Mörder in Untersuchungshaft zu nehmen. Alles Weitere werden die Spurenlage oder ein Geständnis regeln.«
»Sie glauben, Schacher gesteht?«
»Vielleicht. Vielleicht verliert aber auch der alte Uckermark die Fassung. Mag sein, dass er nichts mit der Sache zu tun hat, aber ich glaube trotzdem, dass er davon wusste.«
Kliff blickt eine Weile nachdenklich auf die Straße, dann sagt er: »Das wäre sehr schlimm für Ann-Sophie.«
Phil nickt mitfühlend.
Kliff schlägt sich entschlossen mit den Händen auf die Oberschenkel. »Okay. Dann beziehe ich heute Nacht Stellung im Headquarter. Keine Sorge, Herr Mahlow. Zusammen werden wir das schon schaffen.«
»Davon bin ich überzeugt.« Ich sehe, dass Phil aus dem Seitenfenster schaut. Und da ist es wieder, dieses leichte Zucken in seinem Mundwinkel.
Wir nähern uns Xavers Grab von Westen, um weder den Eichhörnchen noch deren Security-Maulwurf Pavel über den Weg zu laufen. Es ist inzwischen dunkel, aber im fahlen Licht des Mondes kann man das Areal gut überblicken. Selbst Pavel ist gut zu erkennen. Wie üblich hockt er in seinem Maulwurfshügel, stützt sich auf sein altes Kirschkernkissen und scannt die Umgebung nach potentiellen Feinden ab – genauer gesagt, die
unmittelbare
Umgebung, denn mit Pavels Sehkraft ist es ja bekanntlich nicht weit her. Er hat nicht bemerkt,
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