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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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abzuwimmeln.
    »Ihr bewegt euch. Und zwar weg vom Einsatzort«, erwidert Rufus.
    Ich stutze. »Woher weißt du das?«
    »Ich hab euch verwanzt«, erklärt mein Bruder. »Ist eine brandneue Technik, mit der ich nicht nur immer euren aktuellen Aufenthaltsort, sondern auch eure Vitalfunktionen im Blick habe.«
    »Unsere … was?«
    »Eure Vitalfunktionen«, wiederholt Rufus. »Ich kann von hier aus scannen, ob ihr noch am Leben seid.«
    »Was geht es dich an, ob ich am Leben bin?«, schimpfe ich. »Außerdem will ich nicht alles, was ich tue und sage, mit meinem Bruder teilen. Und schon gar nicht meine … wie heißen die Dinger?«
    »Vitalfunktionen. Keine Sorge. Da geht es lediglich um euren gesundheitlichen Zustand. Mit Ausspionieren hat das nichts zu tun. Sehen kann ich nur, was vor der Webcam passiert. Und hören kann ich dich auch nur, wenn du dein Headset auf Empfang geschaltet hast – wie übrigens die ganze Nacht.«
    Phils Wagen passiert ein besonders tiefes Schlagloch. Die ruckartige Bewegung lässt meinen Magen hüpfen. Ich könnte ein Frühstück vertragen, merke ich gerade.
    »Ich will auch nicht, dass du mir beim Schlafen zuhörst. Hast du das verstanden?«
    »Du hast nicht nur geschlafen«, erwidert Rufus mit süffisantem Unterton. »Du hast auch vor dich hin gebrabbelt. Irgendwas von Elsa und Barney. Klang so, als würdest du deine Liebste auf Knien anflehen, zu dir zurückzukehren.«
    »Hast du das etwa aufgezeichnet?«, frage ich.
    »Kein Sorge, Geheimnisse sind bei mir in guten Händen«, erwidert Rufus in väterlichem Tonfall.
    »Du löschst das, hast du mich verstanden?«
    »Gut. Mach ich mal bei Gelegenheit.«
    »Du löschst das
sofort
! Ist das klar?«
    »Habt ihr es bald?«, geht Phil dazwischen.
    Er nimmt den Fuß vom Gas, weil nun am Ende des Weges der Hof zu sehen ist.
    »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet«, insistiert Rufus. »Was ist da los bei euch?«
    »Rufus will wissen, warum wir unseren Einsatzort verlassen haben«, übersetze ich für Phil.
    »Ganz einfach. Ich befürchte, dass Giuseppe sich aus dem Staub machen will. Und zwar mit einem Faustpfand, das er in ein paar Tagen gegen die Kohle aus dem Versicherungsbetrug eintauschen kann.«
    »Hast du das mitbekommen?«, frage ich Rufus.
    »Hab ich«, erwidert der. »Ich bin gestern Abend auf den gleichen Gedanken gekommen. Ich glaube, an Giuseppes Stelle würde ich Ann-Sophie als Geisel nehmen.«
    »Rufus hat sich gestern Abend überlegt, dass Giuseppe Ann-Sophie entführen könnte«, referiere ich für Phil.
    »Schönen Dank dafür, dass er diese Erkenntnis erst heute mit uns teilt«, erwidert mein Partner genervt.
    »Oh. Hat er schlechte Laune?«, fragt Rufus.
    »Sieht ganz so aus«, antworte ich.
    »Dann lass ich euch jetzt mal lieber in Ruhe. Wenn ihr mich braucht, ihr wisst ja, wo ich bin. Over and out.«
    Phils Wagen kommt zum Stehen, ich springe auf den Rücksitz und krieche in seine Umhängetasche.
    Phil steigt aus, schultert mich mitsamt Tasche und blickt sich um. Keine Menschenseele weit und breit.
    Er lässt die Autotür ins Schloss fallen. Fast im gleichen Moment wird die Haustür geöffnet und der alte Uckermark erscheint. »Guten Morgen, Herr Mahlow. Was führt Sie denn hierher? Ich dachte, der Versicherungsfall wäre abgeschlossen.«
    »Ist er auch«, erwidert Phil. »Ich wollte mich eigentlich nur von Ihnen allen verabschieden. Sind Ihre Tochter und Herr Schacher auch da?«
    Ich bemerke eine winzige Bewegung hinter der Tür. Man könnte es für einen Lichtreflex halten, aber mein Instinkt sagt mir, dass dort Gefahr droht. Und wenn es um Gefahren geht, dann irren Erdmännchen sich äußerst selten – von meinem panischen Bruder Rufus jetzt mal abgesehen.
    »Hast du das bemerkt?«, frage ich Phil im Flüsterton.
    »Die beiden sind wohl noch bei den Ställen«, antwortet der alte Uckermark. »Dauert bestimmt nicht lange. Kommen Sie doch auf eine Tasse Kaffee herein.«
    Entweder hat auch Phil die Bewegung hinter der Tür bemerkt, oder sein Gefühl sagt ihm, dass hier etwas nicht stimmt. Jedenfalls lehnt er dankend ab. »Ich komme einfach später noch einmal wieder.«
    Phil will sich abwenden, da erscheint Giuseppe Marbati in der Tür.
    Er hat den Arm um den Hals der völlig verängstigten Ann-Sophie gelegt, bereit, ihr jederzeit die Kehle zuzudrücken, und presst obendrein die Mündung einer Waffe gegen ihre elfenbeinfarbene Stirn.
    »Tut mir sehr leid, Herr Mahlow, aber ich fürchte, ich muss darauf bestehen,

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