Dumm gelaufen: Roman (German Edition)
Berlin.«
»Ich fühle mich eigentlich ganz wohl in Nowehr«, erwidert Kliff. »Und mehr als der Leiter der hiesigen Polizeidienststelle kann ich hier sowieso nicht werden.«
»Dann tun Sie es für die Menschen in Nowehr«, sagt Phil eindringlich. »Es wäre doch beruhigend, wenn bald in der Zeitung stünde, dass das Verbrechen in Nowehr keine Chance hat. Und zwar nicht einmal dann, wenn besonders clevere Kriminelle am Werk sind.«
Schweigen am anderen Ende der Leitung.
»Okay, okay. Ich überlege es mir«, sagt Kliff Henger. »Aber sollte ich mich nicht dazu durchringen, meine Laufbahn aufs Spiel zu setzen, dann …«
»Schon gut. Dann akzeptiere ich das«, sagt Phil.
»Gut. Also dann …« Man hört ein leises Knacken, und das Gespräch ist beendet.
»Dann tun Sie es für die Menschen in Nowehr?« Ich werfe Phil einen ungläubigen Blick zu. »Hast du das aus irgendeinem Polizeifilm?« Ich bin fast sicher, den Satz im Rahmen der entsprechenden »Themenreihe Polizeifilm« schon einmal gehört zu haben.
Phil zuckt mit den Schultern. »Das war mein letztes Argument. Wenn ihm Geld, Ruhm und persönliche Eitelkeit nicht wichtig sind, dann vielleicht die Moral.«
»Darüber kannst du dich gern mal mit Rufus unterhalten«, erwidere ich. »Das ist auch so’n Moralischer.«
Moral hin oder her, Phils Appell an den Sheriff von Nowehr wirkt. Als wir in den Feldweg zum Reiterhof abbiegen, wartet dort Kliff Henger. Er trägt eine tadellose Polizeiuniform. Sieht aus, als hätte er sie für den bevorstehenden Einsatz noch kurz gebürstet und gebügelt. Auch die Schuhe glänzen im Sonnenlicht. Es scheint, als würde Henger Wert darauf legen, zumindest äußerlich den polizeilichen Vorschriften penibel zu genügen.
Rasch springe ich auf den Rücksitz und krieche dort in Phils Umhängetasche, damit Kliff auf dem Vordersitz Platz nehmen kann.
»Ich würde gern mein Fahrrad mitnehmen«, sagt Nowehrs bester Polizist. »Sonst wird es womöglich noch geklaut.«
»Ist in Nowehr tatsächlich jemand so blöd, das Fahrrad des Polizeidienststellenleiters mitgehen zu lassen?«, fragt Phil.
Kliff überlegt kurz, dann stellt er sein Rad gegen einen Zaun und steigt ein.
Im Rückspiegel kann ich Phils Gesicht sehen. Er wirkt besorgt. Ich weiß, wie ihm zumute ist, denn wenn unser Plan schiefgeht, dann werden wir Giuseppe Marbati von der Angel lassen müssen. Wäre bitter, dass jemand mit so viel Dreck am Stecken einfach davonkommt.
Als Phils Wagen auf den Hof rollt, sind der alte Uckermark, seine Tochter und Giuseppe alias Luis Schacher auf dem Weg zum Haupthaus. Es ist später Nachmittag, und wahrscheinlich wollen sich die drei eine Kaffeepause gönnen, bevor die Tiere für die Nacht versorgt werden.
»Oh. Das sieht nach einem höchst offiziellen Besuch aus«, kommentiert der alte Uckermark unsere Ankunft.
»Grüß dich, Reinhard«, erwidert Kliff, während er zusammen mit Phil aussteigt, der daraufhin seine Tasche aufs Autodach stellt. Cooler Effekt. Ich hab von hier aus sozusagen den Cinemascope-Überblick.
Alle reichen sich die Hände. Dann bittet Uckermark zum Kaffee.
»Danke, aber es dauert nicht lange«, wiegelt Phil ab. »Ich wollte Ihnen eigentlich nur sagen, dass die Ermittlungen seitens der Versicherung abgeschlossen sind. Es gibt keine Anzeichen für ein Fremdverschulden. Die Versicherungssumme wird also in voller Höhe ausbezahlt. Ich denke mal, in ein paar Tagen können Sie über das Geld verfügen.«
Ich sehe ein triumphierendes Funkeln in den Augen von Giuseppe, während sich die Freude des alten Uckermark in Grenzen hält. Er scheint eher erleichtert zu sein.
»Dann hoffen wir mal, dass es Olaf bald bessergeht und wir alle diese schreckliche Geschichte schnell vergessen können«, sagt er und legt demonstrativ einen Arm um die Schultern seiner Tochter. Phil entgeht nicht, dass Ann-Sophie es zwar geschehen lässt, aber mit ihren Gedanken ganz woanders ist. Ich sehe meinem Partner an, dass ihre Entrücktheit eine ungeheure Faszination auf ihn ausübt.
Glücklicherweise besinnt er sich dann aber doch wieder auf unsere Mission. »Als ich den Polizeidienststellenleiter über die neuesten Entwicklungen informiert habe, sagte der mir, dass er sowieso mit Ihnen reden wollte. Deshalb habe ich Polizeihauptmeister Henger kurzerhand mitgebracht.«
»Na, dann schieß mal los, Kliff!«, sagt der alte Uckermark. »Was hast du denn noch auf dem Herzen?«
Alle Augen richten sich auf Kliff Henger. Der schluckt trocken und
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