Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
Vom Netzwerk:
blickt perplex zu Phil. Mein Partner macht dezent eine aufmunternde Geste, aber Kliff steht einfach nur da und sagt keinen Mucks. Klassischer Fall von Lampenfieber.
    Für einen Moment habe ich große Sorge, dass unsere Mission ins Wasser fällt. Das scheint auch Phil zu befürchten, denn er kratzt sich ratlos am Kinn.
    Plötzlich jedoch atmet Kliff einmal tief durch, sein Oberkörper strafft sich. »Ein paar Kinder haben in eurem See nach altem Kram gesucht. Haben wir ja als Kinder auch immer gemacht. Ihr wisst schon: Haken biegen, lange Schnur dranknoten und so lange in den See werfen, bis irgendwas dranhängt. Meistens war es nur Müll, aber ab und zu fand man auch was Brauchbares. Ich erinnere mich zum Beispiel daran, das ich mal eine zwar ziemlich rostige, aber durchaus noch funktionierende …«
    »Könnten Sie vielleicht zum Punkt kommen, Herr Wachtmeister?«, geht Giuseppe unfreundlich dazwischen. »Wir haben heute noch eine Menge zu erledigen. Und es soll Regen geben.«
    Kliff sieht ihn an, dann hebt er sehr langsam den Kopf und schaut in den strahlend blauen Himmel.
    »Ach ja?«, fragt er und mustert wieder Giuseppe, wie Kevin Costner Robert DeNiro in »Die Unbestechlichen« gemustert hat. Hoffentlich lässt Kliff nach seinen Startschwierigkeiten jetzt nicht den Großschauspieler raushängen. Das wäre nämlich genauso kontraproduktiv wie Lampenfieber, denke ich.
    »Jedenfalls hörte ich ganz zufällig, dass die Kids ein fast neues Fahrrad im See gefunden haben. Und da dachte ich, es könnte sich vielleicht um das Fahrrad handeln, das Michael von der ›Alten Post‹ dem Gast geliehen hat, der vermisst wird.«
    »Und war es das Fahrrad?«, fragt der alte Uckermark mit unheilvoller Stimme.
    Kliff nickt. »Jawohl. Es war das Fahrrad.«
    »Aber die Leiche habt ihr nicht gefunden?«, fährt Uckermark fort.
    Kliff stutzt. »Wieso denkst du, dass es eine Leiche gibt?«, fragt er lauernd.
    »Denkst du das etwa nicht?«, erwidert Uckermark unsicher. Ich sehe, dass Giuseppe ihm einen warnenden Blick zuwirft. Der Patriarch soll lieber den Mund halten, um Kliff nicht noch auf irgendwelche dummen Gedanken zu bringen.
    »Natürlich, du hast recht, Reinhard. Ich muss ein Gewaltverbrechen in Betracht ziehen. Gut möglich, dass es irgendwo hier in der Nähe eine Leiche gibt«, sagt Kliff. »Im See haben wir keine gefunden, aber es wäre ungewöhnlich, wenn die Leiche kilometerweit entfernt vom Fundort des Fahrrads läge.«
    »Und das heißt?«, fragt Giuseppe, nun ein wenig nervös.
    »Das heißt, dass ich für morgen eine Hundestaffel angefordert habe, die die Gegend absuchen wird. Das betrifft im Wesentlichen euren Hof, ein paar Felder von den Hansens und ein Waldstück, das der Gemeinde gehört. Wir graben nur, wenn es einen konkreten Verdacht gibt, aber ich wollte euch natürlich trotzdem Bescheid geben, dass es hier morgen von Polizisten und Hunden nur so wimmeln wird.«
    Schweigen. Ich sehe, dass Phil von Kliff Hengers Show ebenso angenehm überrascht ist, wie ich es bin. Scheint, als hätte er spontan den Gustaf Gründgens in sich entdeckt. (Über den betreffenden Themenabend möchte ich kein Wort verlieren. Nur so viel: Rufus und ich saßen schon kurz nach dem Vorspann allein im Kino.)
    »Das kommt alles ein bisschen sehr plötzlich«, meldet sich Giuseppe zu Wort. »Wir können ja nicht einfach sämtliche Pferde in den Ställen lassen. Ich meine, die Wiesen werden gebraucht. Und haben Sie überhaupt einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Wir brauchen nicht lange«, erwidert Kliff ungerührt. »Zwei Stunden, vielleicht drei. Und was den Durchsuchungsbefehl betrifft …« Er wirft dem alten Uckermark einen fragenden Blick zu. »Wollt ihr wirklich, dass ich noch mal ins Büro fahre und das Ding hole? Ich habe es eben völlig vergessen und dachte, es würde reichen, wenn ich euch den Schrieb morgen mitbringe.«
    Uckermark wirft einen Blick zu Giuseppe Marbati, und als der nach kurzem Zögern genervt abwinkt, sagt der Patriarch: »Nein, nein. Schon okay, Kliff. Wir glauben dir selbstverständlich, dass alles seine Richtigkeit hat.«
    »Schön«, erwidert Henger. »Dann sehen wir uns also morgen.« Er tippt zum Abschied an seine Schirmmütze und macht kehrt. Phil verabschiedet sich mit einem Kopfnicken und folgt Nowehrs bestem Polizisten.
    »Wollen wir noch auf ein Glas Bier ins Dorf fahren?«, fragt Henger beim Einsteigen.
    »Gern«, erwidert Phil erstaunt.
    Mitsamt Phils Tasche lande ich auf dem Rücksitz, dann wird der

Weitere Kostenlose Bücher