Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken
Autoren: Kerstin Klein
Vom Netzwerk:
Stellvertreter als Bewacher zufrieden wärst.«
    »Also, ehrlich, ich wäre total erleichtert, wenn ich meine nächsten Besichtigungen nicht allein machen müsste. Da ist so eine unangenehme Geschichte, die mir ein bisschen Angst macht. Und mir ist es völlig egal, wer mich begleitet, ich freue mich über jeden.«
    »Also, das ist wirklich nett von dir«, sagte Albion. »Weißt du, mein Neffe Tarek ist so eine Art Azubi von mir. Er muss noch ’ne Menge lernen, und so hättet ihr beide was davon. Ist das okay?«
    »Klar«, willigte ich ein. Ich hatte so ein unbestimmtes Gefühl, dass es besser wäre, wenn ich nicht wüsste, in was genau Tarek ausgebildet wurde.
    »Alles klar«, freute sich Albion und gab mir seine Handynummer und die seines Neffen. »Wenn du ihn brauchst, rufst du einfach an. Ich habe ein gutes Gefühl.« Er setzte noch ein lässiges »Wir sehen uns, Chica« hinterher und verschwand mitsamt dem stummen Ermir.
    Auch ich ging, keine Sekunde länger wollte ich allein in diesem Haus bleiben. Im Auto merkte ich, dass meine Hände so sehr zitterten, dass ich kaum den Schlüssel halten konnte. Ich atmete tief ein und aus, so wie ich es mal im Yoga-Kurs gelernt hatte. Wäre Hollerbeck wirklich mit dem Messer auf mich losgegangen oder wollte er mich nur erschrecken? Eindeutig war er ein Psychopath, so viel stand fest. Und ich würde ihm nicht ewig aus dem Weg gehen können. Und ob ich immer mit einem Azubi aus einem wahrscheinlich nicht ganz legalen Unternehmen unterwegs sein wollte? Es gab eigentlich nur eines, was ich tun konnte. Ich musste Hollerbeck einfach die Wahrheit sagen. Er wäre zwar sicher nicht begeistert, dass wir in sein Haus einbrechen wollten. Und vielleicht würde er mich sogar anschreien, was ich hasste. Aber dann wäre die Geschichte bestimmt ausgestanden. Mit diesem Plan im Kopf beruhigte ich mich und fuhr zurück ins Büro.
    Es war der letzte Samstag im Monat, und Bernie saß noch immer in seinem Büro über den Abrechnungen. »Und, ich wette, dem Mann war das Haus auch zu teuer, oder?«, fragte er resigniert.
    »Äh, genau«, log ich, »so viel sei das Haus nicht wert, hat er gesagt.«
    »Na ja, wo er recht hat, hat er recht. Ich werde Montag mit dem Eigentümer sprechen und ihm sagen, dass er endlich mit einer Preisreduzierung einverstanden sein muss. Wir verschwenden sonst nur unsere Zeit.«
    »Okay. Hier sind die Schlüssel für den Corsa, ich fahre jetzt wieder nach Hause«, verabschiedete ich mich.
    »Oh, halt, Moment mal. Herr Clausen, der Eigentümer des Hauses in der Gropiusstraße, hat mich angerufen. Bei ihm hat sich eine Frau Grudinski gemeldet und dich über den grünen Klee gelobt. Du wärst die beste Verwalterin, die sie kennen würde.«
    »Das ist ja super«, freute ich mich.
    »Ich habe es gewusst. Ich wusste, dass du es kannst. Ich schenke dir Montag höchstpersönlich den Kaffee ein.«
    »Das ist echt lieb, aber Bernie, jetzt habe ich doch wirklich eine Gehaltserhöhung verdient, oder?«
    »Du hast recht. Aber nicht Geld. Geld ist so vulgär. Du bekommst den Corsa, den darfst du ab sofort auch außerhalb der Arbeit fahren.«
    Ich fand Geld zwar überhaupt nicht vulgär, aber okay, ein Auto war auch nicht schlecht.
    Auf meinem Handy war eine Nachricht von Nick, er war auf dem Weg nach Hause und fragte, ob ich zu ihm kommen würde. Also hüpfte ich in meinen Corsa und gab Gas. Dann konnte ich auch gleich mal in den Supermarkt fahren und endlich mal richtig einkaufen. Ohne dass ich hinterher alles schleppen musste. Das ließ mich das Debakel mit Hollerbeck fast vergessen.
    Vergnügt packte ich Sekt, Wein und die besonders schweren Modemagazine in den Einkaufswagen. Vielleicht war ich zu vergnügt, denn ich schob meinen Wagen mit etwas zu viel Schwung zur Schlange an der Kasse. Und fuhr einer Frau in die Hacken, die ich nur zu gut in Erinnerung hatte. Anderes, aber ebenso braves Outfit und ein Haarreifen. Sie drehte sich empört um und erkannte mich.
    »Verfolgen Sie mich? Lassen Sie mich doch endlich in Ruhe. Ich bin nicht so eine. Ich will nicht mit Ihnen duschen, verstehen Sie das denn nicht?«
    Leider hatte die Erzieherin eine sehr schrille, laute Stimme. Meine Gesichtsfarbe konnte man mit Tomatenrot beschreiben – wenn man denn zu Untertreibungen neigte.
    Die Leute starrten mich an, selbst die Kassiererin hatte ihre Tätigkeit eingestellt. Eine dicke Frau schickte ein »Ist ja widerlich« in meine Richtung und hielt ihrem Kind die Ohren zu.
    »Hören Sie, es tut mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher