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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken
Autoren: Kerstin Klein
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leid, das war alles nur ein Missverständnis. Ich kann es Ihnen erklären, gehen wir doch einfach einen Kaffee trinken.«
    »Hören Sie mir doch endlich mal zu«, schrie sie jetzt richtig laut. »Ich dusche nicht mit Ihnen, ich strippe nicht für Sie, ich trinke keinen Kaffee mit Ihnen. Lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Sie wollen mir ja gar nicht zuhören«, brüllte ich zurück. »Aber eines sag ich Ihnen – wenn ich lesbisch wäre, wären Sie die Letzte, die ich anbaggern würde. Sie sind mir viel zu farblos. Und jetzt schieben Sie endlich Ihren Wagen an die Kasse, damit das hier mal weitergeht.«
    Als sie bezahlt hatte, schrie ich ihr noch hinterher: »Und das mit der Unterschrift können Sie vergessen. Ich werde die Erste sein, die gegen Ihren blöden Kindergarten demonstriert.«
    Leider starrten mich die anderen Kunden immer noch an. Wenigstens gab es in diesem Viertel noch andere Supermärkte, hier würde ich in Zukunft wohl lieber nicht mehr einkaufen.
    Ich packte meine Taschen in den Corsa und brachte gerade den Einkaufswagen zurück, als sich mir eine Frau in den Weg stellte. Obwohl, besonders weiblich sah sie nicht aus. Statt einer Frisur hatte sie nur einen breiten Streifen Haar auf dem Kopf, ihre Oberarme sahen aus, als würde sie im Bergwerk arbeiten, und ihr fehlte ein Schneidezahn. Trotzdem grinste sie mich an.
    »Ich bin Max. Ich möchte gerne einen Kaffee mit dir trinken gehen.«
    »Tut mir leid, ich habe jetzt wirklich gar keine Zeit«, antwortete ich, stürzte fast zur Fahrertür und düste die zwei Straßen bis zu Nick. Dass ich direkt vor dem Haus eine Parklücke fand, nahm ich als gutes Omen. Auch gut war, dass Nick fast gleichzeitig mit mir seinen Wagen parkte und zusammen mit Tim ausstieg. Weniger gut war, dass quer vor meinem Auto ein zerbeultes, schrottreifes Vehikel mit quietschenden Bremsen hielt. Daraus stieg Max aus.
    »Hör mal, ich meinte das ernst. Wir beide gäben echt ein gutes Paar ab.«
    Ich sah hilfesuchend zu Nick. Der hatte sich gemütlich mit verschränkten Armen an sein Auto gelehnt, neben ihm Tim. Zusammen warteten sie grinsend darauf, wie es weiterging.
    »Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Ich habe kein Interesse«, versuchte ich Max abzuwimmeln.
    Die fing plötzlich an zu schreien. »Ja, nee, is klar, ein Missverständnis. Was glaubst du eigentlich, wie oft ich das zu hören krieg? Vielleicht hab ich keine Modelmaße. Und vielleicht gibt es schönere Frauen als mich. Jede guckt heute nur noch auf das Äußere. Aber in mir drin bin ich eine schöne Frau. Und ich kann dich glücklich machen, ich bin sehr geschickt.«
    Gleich würde mir schlecht werden.
    »Max, es liegt nicht an dir. Ich steh nur nicht auf Frauen.«
    »Ja, sicher. Komm, die Zicke im Supermarkt hat dich doch gar nicht verdient. Ich schwör, ich bring dich zum Stöhnen, wie du noch nie gestöhnt hast.« Zu diesen Worten steckte sie ihre Zunge aus dem Mund und ließ sie hin- und herkreisen. Igitt, jetzt reichte es mir aber.
    »Nick!«, schrie ich grell. »Himmel, jetzt tu doch was.«
    Der wischte sich die Lachtränen aus den Augen und kam zu uns. »He, tut mir leid für dich, aber ich glaube, die Dame steht wirklich nicht auf dich«, sagte er zu Max.
    »Verpiss dich, das ist hier eine Sache zwischen meiner Freundin und mir«, bekam er von Max zur Antwort.
    »Du bist nicht meine Freundin«, schrie ich sie an. »Geh jetzt weg. Ich bin nicht so eine, lass mich doch einfach in Ruhe.« Gut, jetzt entwickelte ich langsam Verständnis für die Kindergärtnerin.
    Als auch Tim näher kam, gab Max auf. »Na gut, heute geh ich. Aber glaub mir, das zwischen dir und mir, das wird was ganz Besonderes. Ich komm wieder.«
    Sie stieg in ihre Rostlaube und brauste davon. Ich drehte mich zu Nick und Tim um, die sich vor Lachen bogen. »Kein Wort, hört ihr? Sagt einfach gar nichts.«
    »Mann, Nick«, prustete Tim, »du kannst echt Eintritt verlangen.«
    »Freut mich, dass ich zu eurem Vergnügen beitrage«, sagte ich zu den beiden. »Ich gehe jetzt jedenfalls hoch.«
    »Mach das, ich muss los, habe nur heute Morgen mein Auto hier abgestellt.« Tim grinste immer noch.
    Nick und ich gingen in seine Wohnung. Ich schüttelte mich. »Kannst du mir mal sagen, warum immer mir so blöde Sachen passieren? Ich versteh das nicht.«
    »Komm erstmal her.« Nick zog mich auf seinen Schoß. »Du siehst zum Reinbeißen aus, ich kann es dieser Frau nicht übel nehmen, dass sie es bei dir versucht hat. Aber du bist sehr schmutzig. Ich
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