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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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Frag die doch mal, was man in so einem Fall machen kann. Vielleicht kennen die sich ja mit so was aus?«
    »Mimi, das ist es! Ich habe hier noch irgendwo die Telefonnummer von diesem Albion.«
    Ich durchwühlte meinen Schreibtisch und fand endlich den Zettel mit den Nummern von Albion und seinem Neffen Tarek. Bevor ich ihn anrief, drehte ich mich noch mal zu Mimi um.
    »Was meinst du, sollten wir das auch alles Bernie erzählen?«
    Mimi überlegte nur kurz. »Nein, auf keinen Fall. Du kennst ihn doch, entweder fällt er in Ohnmacht, oder er bildet sich ein, dich beschützen zu müssen. Und kannst du dir vorstellen, wie Bernie mit seinem Spazierstock Psychopathen in die Flucht schlägt?«
    Weniger. Also rief ich Albion an. Er meldete sich mit einem kurzen »Ja«.
    »Hallo, Albion, erinnerst du dich noch an mich? Ich bin Alice Wörthing, die Freundin von Bashkin.«
    »Ja, klar, hey, wie geht’s?«
    »Na ja, nicht ganz so gut. Ich würde gern mit dir über so eine Sache sprechen, hast du mal Zeit für mich?«
    »Kein Problem. Abends bin ich meist bis zehn im Alba , kennst du das?«
    Schien ein anerkannter Albaner-Treffpunkt zu sein. »Ja, kenne ich, in der Ringstraße, oder?«
    »Genau. Brauchst du Begleitung?«
    »Oh ja, Begleitung wäre super«, freute ich mich. »Hat dein Neffe Zeit? Dann könnte er mich so gegen sieben im Büro abholen, und wir kommen zusammen ins Alba .« Ich gab Albion noch die Adresse des Büros und atmete erstmal tief durch. Nerven behalten, alles kein Problem. Alles wird gut.
    Nachmittags schaffte ich es so halbwegs, mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Von Nick gab es immer noch kein Lebenszeichen. Ich beschloss, dass, wenn er sich bis abends nicht gemeldet hätte, ich nach dem Treffen im Alba einfach in seine Wohnung fahren würde.
    Mimi machte gegen halb sieben Feierabend. Bernie war schon nachmittags gegangen, er wollte keine Sekunde seines neuen Fernsehruhmes verpassen. Ich schloss hinter Mimi ab, steckte den schrecklichen Umschlag in meine Handtasche und wartete. Es wurde sieben, es wurde halb acht, aber kein albanischer Neffe ließ sich blicken. Endlich, um zwanzig vor acht, klopfte es an unserer großen Eingangstür. Davor stand der hübscheste Junge, den ich seit Langem gesehen hatte. Er war höchstens zwanzig, trug seine dunklen Haare bis auf die Schultern und grinste mich mit weißen Zähnen an.
    »Wer hat dich geschickt?«, rief ich durch die Tür.
    »Ich komme von Albion«, antwortete er.
    Erleichtert schloss ich die Tür auf. »Hey, ich bin Alice. Supernett, dass du mich abholst.«
    »Hey, Alice, ich bin Tarek«, lächelte er und guckte mir tief in die Augen. Mann, Mann, der musste früh angefangen haben zu üben, wenn er jetzt schon so gut flirten konnte.
    »Hast du ein Auto oder fahren wir mit der Bahn?«, wollte er wissen.
    »Ich habe ein Auto. Willst du fahren?«, fragte ich ihn.
    Wieder grinste er. »Gern, aber ich muss dann immer sagen, dass ich nur den vorläufigen Führerschein habe und nur mit Begleitung fahren darf. Werde erst nächstes Jahr achtzehn.«
    Der Kerl war erst siebzehn? Also, deutsche siebzehnjährige Jungs hatte ich anders in Erinnerung. Mimi und ich sollten vielleicht mal Urlaub in Albanien machen.
    »Okay, wo steht das Auto?«
    Ich zeigte auf das Ende der Fußgängerzone, wo mein Corsa wartete.
    »Schade, das ist langweilig. Noch genügend Leute auf den Straßen, noch nicht dunkel, da passiert nichts. Also komm.«
    Tatsächlich passierte nichts, niemand sprang hinter einem Werbeschild vor und mich an.
    Ich wollte nun doch lieber selbst hinters Steuer und fuhr Richtung Ringstraße, während Tarek den Rückspiegel zu sich umgedreht hatte und dort entschlossen reinstarrte.
    »Ist wegen Verfolgern. Immer aufpassen, das ist die erste Regel.«
    »Sag mal«, fragte ich ihn, »was genau machst du eigentlich für deinen Onkel?«
    Er grinste. »Wir sind im Transportgeschäft, könnte man sagen.«
    »Und was genau transportiert ihr?«, wollte ich wissen.
    »Im Moment dich«, antwortete er. »Und sonst eben alles, was so transportiert werden muss.«
    Sehr merkwürdig. Aber anscheinend wollte er nicht näher auf die Unternehmungen seines Onkels eingehen. Ging mich ja auch nichts an, aber eines musste ich ihm noch sagen.

»Albion hat mir erzählt, dass du sozusagen noch in der Ausbildung bist. Dann musst du aber auch lernen, pünktlich zu deinen Terminen zu kommen. Ich habe über vierzig Minuten auf dich gewartet.«
    »Ich war pünktlich«, verteidigte er sich

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