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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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sofort. »Jedenfalls für einen Albaner. Die einzigen Leute auf der Welt, denen Uhrzeiten so wichtig sind, seid ihr Deutschen. Wenn ein Albaner sagt, dass er um sieben kommt, meint er eigentlich, dass du vor halb neun nicht mit ihm zu rechnen brauchst. So gesehen war ich sogar überpünktlich.«
    Das hatte irgendwie sogar eine Logik.
    Wenigstens auf Albion mussten wir nicht warten, er saß mit dem stummen Ermir schon in der mir bekannten Nische im Alba . Nach einer netten Begrüßung redete er ein paar Worte auf Albanisch mit Tarek, der darauf das Gesicht verzog und Richtung Tresen ging.
    »Ich dachte, wir reden erstmal allein, ja? Was ist dein Problem?« Mensch, war der nett.
    Am besten erzählte ich die Geschichte von Anfang an. Es dauerte eine Weile, bis ich endlich zum Ende kam und Albion den Umschlag gab. »Und da ist das Foto drin. Du musst es aber nicht angucken, wenn du nicht willst.« Anscheinend hatte er jedoch kein Problem damit, denn er sah es sich völlig ungerührt an und steckte es danach wieder in den Umschlag.
    »Böse Geschichte. Warte mal einen Moment, ich muss mal ein bisschen telefonieren«, sagte er und ging mit seinem Handy raus. Der stumme Ermir und ich warteten zehn Minuten, bis Albion wiederkam.
    »Also, keiner hier kennt den Mann. Bashkin hatte ja schon mit ihm zu tun, wie du weißt, kann aber auch nichts Genaueres über ihn sagen. Das kann für dich gut sein oder aber auch schlecht. Wir werden in den nächsten Tagen ein paar Infos über ihn sammeln. Dann hörst du wieder von mir. Und mach dich nicht verrückt. Das Foto kann auch gestellt sein, bei der schlechten Qualität sieht man nicht, ob es Blut oder vielleicht nur Ketchup ist.«
    Er lud mich noch zum Essen ein, aber mir war der Appetit vergangen.
    »Danke, aber ich fahr jetzt wieder. Ich hoffe, du hast recht, und das Foto ist wirklich nicht echt. Das kannst du übrigens gern behalten, ich will das nicht bei mir haben.«
    »Gut, kann man ja vielleicht mal brauchen. Aber du bleib erstmal ruhig«, riet mir Albion. »Tarek begleitet dich die nächsten Tage.«
    »Das ist nett, aber das kann ich nicht annehmen. Er hat doch sicher noch was anderes zu tun. Es hilft mir schon, wenn ich euch anrufen kann, wenn irgendwas ist.«
    »Okay, aber dann warte mal eine Minute, bin gleich wieder da.« Albion ging durch eine Tür, auf der »Privat« stand, und kam kurze Zeit wieder zum Tisch zurück.
    »Hier, damit bist du auf der sicheren Seite«, sagte er und gab mir einen komischen zusammengeklappten Stab.
    »Was ist das? Ein Schlagstock? Ich weiß nicht, ob ich mit so was umgehen kann.«
    »Nein, das ist ein Elektroschocker. Der hat 750 000 Volt, das geht durch die dickste Lederjacke. Bei der ersten Berührung geht jeder erstmal zu Boden. Dann hältst du ihn noch mal vier Sekunden an den Körper, das bewirkt einen Schock für mehrere Minuten. Genug Zeit, um abzuhauen.«
    Das hörte sich beruhigend an. Albion zeigte mir noch, wie man das Teil ausklappte und wie es anging, und brachte mich zu meinem Auto. Ich fuhr direkt zu Nicks Wohnung, aber wie ich es mir schon gedacht hatte, waren alle Fenster dunkel. Sein Auto stand zwar vor dem Haus, aber auf mein Klingeln kam keine Reaktion. Ich schloss mit meinem Schlüssel auf, aber wie erwartet, war niemand zu Hause. Also klingelte ich erstmal bei Jersey. Wenigstens sie war da.
    »Hey, Alice, schön, dich zu sehen. Willst du zu mir, oder hast du wieder deine Schlüssel vergessen? Ich muss nämlich gleich los zur Arbeit.«
    »Ich wollte dich nur kurz was fragen, dauert nicht lange«, antwortete ich.
    »Klar, komm rein. Wie geht’s denn so?«
    Ich seufzte. »Weiß auch nicht, wohl nicht so besonders. Ich versuche, seit gestern Abend Nick zu erreichen, und er meldet sich einfach nicht. Das ist so gar nicht seine Art.«
    Jersey sah an mir vorbei. »Also, gestern Mittag war er noch hier, und seitdem habe ich aus seiner Wohnung nichts mehr gehört. Und ich muss jetzt wirklich los, tut mir leid.«
    Etwas stimmte hier nicht. »Jersey? Weißt du irgendwas? Bitte, ich mache mir echt Sorgen.«
    Nun guckte sie mich an, allerdings sehr mitleidig. »Nein, richtig weiß ich gar nichts. Ich bin gestern Mittag aufgestanden und wollte gerade in die Küche, da habe ich gehört, wie eine Frau im Treppenhaus mit Nick gesprochen hat und die beiden dann zusammen das Haus verlassen haben.«
    »Eine Frau?« Entsetzt sah ich sie an. »Was für eine Frau? Wie sah die denn aus?«
    »Weiß ich doch nicht, ich hab doch nur die Stimmen

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