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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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sprechen, oder wollte er es nicht? Gerade als wir los wollten, klingelte Mimis Handy. »Geh schon mal vor, das ist Hannes, ich komme gleich nach.«
    Keine fünf Minuten später kam sie wütend in die Sandwich-Bar. »So ein Idiot. Weißt du, was er gesagt hat?« Sie ließ mir keine Zeit zum Antworten. »Mein Auftritt im Fernsehen als Poolnudel-Geisel wäre niveaulos gewesen, und er hält es für besser, wenn wir uns nicht mehr sehen.«
    Ich guckte sie bestürzt an. »Oh Mimi, das tut mir leid! Aber wir haben uns das doch nicht ausgesucht.«
    »Habe ich ihm auch gesagt, hat ihn aber nicht interessiert. Und wegen so einem Versager habe ich drei Stunden lang einen bekloppten ukrainischen Film gesehen, den ich nicht mal verstanden hab. Vielleicht stimmt es ja doch. Vielleicht sind alle Männer Schweine.«
    »Jetzt lass uns nicht verbittert werden«, bat ich sie. »Weißt du, wie wir sonst enden? Als zwei alte Damen im grauen Regenmantel, die zusammen Bildungsreisen machen und im Fernsehen nur noch Arte und 3Sat gucken.«
    Jetzt lachte Mimi schon wieder. »Genau, und wir würden Müsli essen und Biographien über andere alte Frauen in grauen Regenmänteln lesen. Soll der Idiot doch machen, was er will, ich finde einen Besseren.«
    »Das wirst du, ganz bestimmt«, versicherte ich ihr, und genüsslich verspeisten wir unser Sandwich.
    Als wir zurückkamen, lag auf meinem Schreibtisch ein großer Briefumschlag, auf dem nur mein Name stand. Neugierig riss ich ihn auf, um gleich darauf schrill zu kreischen.
    »Was?«, schrie Mimi. »Was ist passiert, was hast du?«
    Ich konnte nur noch heulen, daher hob Mimi das Foto aus dem Umschlag, das ich in Panik auf den Boden geschmissen hatte, auf – und kreischte auch.
    »Alice, was ist das? Wer hat dir das geschickt?«
    Ich versuchte, mich zu beruhigen, und gemeinsam warfen wir noch einen vorsichtigen Blick auf das Foto. Es zeigte eine junge Frau, die mit Handschellen an ein Bett gefesselt war, das verprügelte Gesicht voller Blut, der Mund zu einem Schreien geöffnet.
    Mimi stopfte das schreckliche Bild zurück in den Umschlag. »Oh mein Gott, die arme Frau. Wer schickt dir so was?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
    Ich wollte Mimi eigentlich aus dieser Sache raushalten, aber das ging nun nicht mehr. Also erzählte ich ihr die ganze Geschichte mit Gunther Hollerbeck.
    »Das Foto kann nur er mir geschickt haben. Es ist, als ob das für ihn ein großer Spaß ist. Das geht gar nicht mehr um meine Kreditkarte. Der will mir nur noch Angst machen.«
    »Das tut mir so leid«, heulte Mimi. »Das ist alles meine Schuld, weil ich das mit dem Keller vergessen hab. Und nun wirst du von einem Psychopathen gejagt.«
    Sehr tröstlich. »Tja, aber nun ist er zu weit gegangen. Ich fahre jetzt mit dem Foto ins Präsidium. Und wenn Nick nicht da ist, gebe ich das dem Schlüter. Und dann wird Hollerbeck mal der Polizei erklären müssen, woher er das Foto hat und warum er es mir geschickt hat.«
    »Äh, Alice, hat er auf den Umschlag seine Adresse geschrieben?«, fragte Mimi.
    »Nein, natürlich nicht, so blöd ist der nicht. Der hinterlässt doch keine Beweise.«
    »Ja, eben. Dann hat die Polizei doch gar nichts in der Hand, oder?«
    Hm. Das stimmte. Wenn ich Schlüter erzählte, dass Hollerbeck mir das Foto geschickt hat, und er ihn daraufhin befragen würde, könnte er ja alles abstreiten. Und ich hätte noch mehr Ärger an den Hacken.
    »Aber irgendwas muss ich doch tun. Das ist doch keine Fotomontage, die Frau ist doch echt. Der hat doch wirklich jemandem was getan.«
    »Dann sag Schlüter, du hättest das anonym bekommen und keine Ahnung, von wem oder warum. Ich meine, die sind doch die Polizei. Die müssen doch wissen, was zu tun ist.«
    »Du hast recht«, stimmte ich Mimi zu. »Vor allem aber muss ich sehen, dass ich die Nerven behalte. Ich mein, vor meinem Haus, bevor Bernie und du mich abgeholt habt, da muss er mich doch beobachtet haben. Er wusste ja, was für Schuhe ich anhatte. Und wenn er mich jetzt auch beobachtet? Und nur darauf wartet, dass ich direkt zur Polizei fahre?« Ich überlegte. Und überlegte. »Mimi, was soll ich denn machen?«
    Auch Mimi überlegte. »Also, du musst mit der Polizei reden, aber darfst denen nicht sagen, dass Hollerbeck dahintersteckt. Und Hollerbeck darf nicht mitkriegen, dass du mit der Polizei redest, richtig?«
    Ich stimmte ihr zu.
    »Tja, dann weiß ich auch nicht«, klagte Mimi. »Doch halt, eine Idee hätte ich. Du hast doch von den Albanern erzählt.

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