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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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und ich kann mir echt nicht vorstellen, das STB so was ausstrahlt. Die würden doch nicht zugeben, dass ihre Kandidaten hier gar nicht mehr mitmachen wollen.«
    Da hatte ich mich allerdings getäuscht. Kaum saßen wir alle bei meiner Mutter im Wohnzimmer vor dem Fernseher, erschien auf dem Bildschirm eine riesengroße Ankündigung: »Geiseldrama bei Dick und Doof – jetzt exklusiv bei STB « .
    Die blonde Frau, die sonst immer Klatsch und Tratsch über Promis verkündete, erschien vor der Kamera.
    »Liebe Zuschauer. Erschreckende Bilder erreichten uns eben gerade von den Dreharbeiten zu dem neuen STB -Format Dick und Doof . Das Team Grün meuterte gegen die Zustände im Camp. Dabei schreckten sie nicht davor zurück, unschuldige Zuschauer als Geiseln zu nehmen.«
    Eingeblendet wurde der große Gemeinschaftsraum. Und leider auch vier traurige Gestalten in Team-Grün-Sweatshirts und Poolnudeln. Und natürlich zeigten sie auch, wie ich zur Tür hüpfte.
    »Deine Haare sehen klasse aus«, tröstete mich Mimi. Bernie und meine Mutter stimmten ihr zu.
    »Tapfer bemüht sich Alice Wörthing, sich ihr Entsetzen nicht anmerken zu lassen. Die anderen drei Geiseln wirken wie paralysiert.« Dann wurde Albert gezeigt, der seine Forderungen stellte. Danach meldete sich Blondie wieder zu Wort: »Werden die Forderungen des Team Grüns erfüllt? Und wie geht es den Geiseln nach dieser traumatischen Erfahrung? Schalten Sie morgen wieder ein, wir haben die Antworten.«
    »Die haben ja alles rausgeschnitten«, regte sich Bernie auf. »Ich fahre jetzt ins Büro und rufe bei STB an. So geht das nicht.« Wütend verließ er das Haus. »Und wisst ihr, was ich jetzt mache?«, fragte meine Mutter. »Ich rufe jetzt die Zeitung an. Stellt euch vor, wenn die darüber berichten, was meint ihr, wie viele Leute dann ihre Tupperpartys bei mir buchen?«
    »Das war irgendwie schon ganz schön krank«, sagte Mimi zu mir. »Ich hoffe nicht, dass da morgen noch irgendjemand drüber berichtet, auf die Art wollte ich bestimmt nicht ins Fernsehen.«
    »Ich auch nicht«, stimmte ich ihr zu. »Wir machen uns ja lächerlich. Und Bernie ist auch noch einfach weggefahren. Jetzt müssen wir mit dem Bus nach Hause.«
    Sobald ich in meiner Wohnung war, rief ich Nick an. Ich wollte dieses Gespräch jetzt hinter mich bringen. Mist, keiner da. Ich versuchte es auf dem Handy, aber das war ausgeschaltet. Männer! Wo waren die, wenn man sie brauchte? Ich rief noch mal bei ihm zu Hause an und sprach diesmal auf den Anrufbeantworter. »Nick, ich bin’s. Kannst du mich bitte anrufen, sobald du zu Hause bist? Ist ziemlich wichtig. Kuss.«
    Gegen elf fielen mir die Augen zu, und ich hatte immer noch nichts von Nick gehört. Ich versuchte es noch mal erfolglos auf seinem Handy und ging dann enttäuscht ins Bett. Blöder Job, den er da hatte.
    Morgens um sieben war ich wach und rief Nick wieder auf dem Handy an. Immer noch aus, das war ungewöhnlich. Wenn er einen Einsatz hatte, kam es zwar vor, dass er sein Handy ausschaltete, aber spätestens auf dem Weg nach Hause machte er es wieder an. Ich sprach ihm noch mal auf den Anrufbeantworter und bat ihn, mich im Büro oder übers Handy anzurufen. Wieso meldete er sich nicht? Er musste doch zumindest von meinem peinlichen Auftritt im Fernsehen gehört haben, wenn er es schon nicht selbst gesehen hatte. Ich verstand es nicht. Um mich aufzuheitern, gab ich mir besondere Mühe mit meinem Outfit. Zu einem fliederfarbenen Tellerrock zog ich ein hellrosa Oberteil an und rosa Sandalen. Mit meinen hochgesteckten Haaren, von denen ein paar Locken ins Gesicht fielen, fand ich, dass ich schon ziemlich scharf aussah. Falls Nick zu mir ins Büro kommen sollte, hätte er auf jeden Fall etwas anzuschauen.
    Doch nicht Nick wartete vor dem Büro auf mich, sondern ein Übertragungswagen von STB . Mist, was wollten die denn hier? Ich wollte mit der peinlichen Geschichte nichts mehr zu tun haben.
    »Alice, wie fühlen Sie sich heute?«, fragte mich ein Klon der blonden Moderatorin, während hinter ihr ein Kameramann am Filmen war. »Haben Sie den Schock schon überwinden können? Werden Sie Strafanzeige gegen Ihre Geiselnehmer stellen?«
    Ich guckte überrumpelt in die Kamera. »Äh, nein, werde ich nicht. Ich wünsche Dick und Doof alles Gute, aber ich muss jetzt arbeiten«, sagte ich und ging ins Büro. »Ich wünsche Dick und Doof alles Gute«? Wie blöd war das denn? Oh Mann, fürs Fernsehen war ich wohl nicht geboren. Bernie kam mir

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