Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
Vom Netzwerk:
etwas bessere Laune.
    Die Party hatte den Namen nicht wirklich verdient. Ungefähr zwanzig Leute saßen im Wohnzimmer von Nicoles Eltern und machten nichts anderes, als sich zu unterhalten. Ich meine, dafür musste ich ja nicht auf eine Party gehen, oder? Vor lauter Langeweile stand ich schon zum dritten Mal in der Küche beim Büfett, als es an der Tür klingelte. Kurz darauf hörte ich Nicole erfreut rufen: »Kristin, das ist ja super, dass du doch kommst. Das finde ich echt toll von dir, komm rein und begrüß die anderen.«
    Oh nein. Bitte, lieber Gott, nein, nein, nein. Lass sie sagen, dass sie nicht bleiben kann. Lass ihr übel werden. Nur mach irgendwas. Ich hatte ja überhaupt nicht daran gedacht, dass Kristin auch auf Nicoles Geburtstagsfeier sein könnte! Ich hätte eher vermutet, dass sie nach der Trennung von Nick nicht so besonders erpicht darauf wäre, ihn auf einer Feier zu treffen. Ihn und seine Neue. So ein Elend.
    Und der liebe Gott hatte natürlich auch anderes zu tun, als mir zu helfen. Zwei Paar Beine gingen Richtung Wohnzimmer. Schnell flüchtete ich mich ins Badezimmer und schloss panisch hinter mir ab. Kraftlos sank ich auf die Toilette. Was sollte ich denn jetzt bloß machen? Sie würde mich trotz meiner Maskerade in ihrem Laden erkennen, da war ich mir ganz sicher. Mir blieben eigentlich nur drei Alternativen. Entweder blieb ich den ganzen Abend eingesperrt im Badezimmer. Das würde jedoch erstens einen schlechten Eindruck machen, und zweitens musste sicher irgendwann der ein oder andere auch mal aufs Klo. Oder ich könnte wieder reingehen und so tun, als hätte ich Kristin noch nie in meinem Leben gesehen. Hatte nicht jeder Mensch auf der Welt einen Doppelgänger? Hatte ich so etwas nicht mal gehört? Aber auch den Plan musste ich verwerfen, das würde mir ja eh niemand glauben. Blieb nur noch eins. Ich zog meine hohen Schuhe aus, machte leise das Fenster auf und zog mich auf die Fensterbank. Wenigstens war es ebenerdig.
    Kurz vorm Rausspringen hüpfte ich noch mal in das Bad und entriegelte leise die Tür. Und jetzt nichts wie raus. Zum Glück hatte ich meine Handtasche bei mir. Die in der einen Hand und die Schuhe in der anderen schlich ich mich durch den Vorgarten und die Gartenpforte und düste davon. Himmel, das war knapp gewesen! Kristin hätte gar nicht anders gekonnt, als mir einige Fragen zu stellen. Zum Beispiel, warum ich verliebt mit Nick auf Nicoles Geburtstag Händchen hielt, wenn er mich doch verlassen hatte. Und auch wenn Nick wirklich ein Supertyp war, so eine Blamage vor seinen Freunden hätte er mir wohl nicht so schnell verziehen. Ach ja – Nick. Ihm musste ich meine Flucht erklären, und zwar ganz schnell. Hektisch tippte ich eine SMS an ihn. »Tut mir so leid. Muss eine schlechte Krabbe erwischt haben. Will mich nicht in fremdem Badezimmer übergeben. Nehme ein Taxi nach Hause. Nicht böse sein. Hab dich lieb.«
    Zwei Ecken weiter zog ich meine Schuhe wieder an und sah mich erst einmal um. Die Gegend kannte ich ein bisschen, sie war ruhig und mit Ein- und Zweifamilienhäusern bebaut, aber nicht weit weg von der Hauptstraße. Dahin würde ich jetzt gehen, ein Taxi finden, nach Hause fahren und nie wieder an diesen Abend denken.
    Am Samstagabend waren richtig viele Taxen unterwegs, aber leider alle besetzt. Mir war kalt in meinem Kleid, meine Füße taten weh, und ich wollte nach Hause. Vielleicht sollte ich Mimi anrufen und fragen, ob sie mich abholen konnte. Doch bevor ich zum Wählen kam, sah ich auf dem Display »eine Mitteilung erhalten«. Oje. Selbst eine Blondine wie ich konnte sich vorstellen, von wem die war. Nochmals versuchte ich mein Glück beim lieben Gott. »Bitte, lass ihn nicht sauer sein. Mach, dass er mir nur gute Besserung wünscht.«
    Der alte Mann da oben war anscheinend immer noch mit anderen Dingen beschäftigt. »Was soll das?«, las ich. »Shrimps sind frisch, niemandem ist schlecht. Komm wieder her, sonst werde ich sauer.«
    Da hatte ich wohl die Wahl zwischen großem Übel und noch größerem Übel. Ich antwortete Nick. »Geht nicht. Muss mich überge…« Blöd nur, dass es auf meinem Handy keine Möglichkeiten gab, SMS per Hand zu schreiben. So mit krakeliger Schrift wäre es vielleicht glaubwürdiger gewesen.
    Nicks Antwort ließ nicht lange auf sich warten. »Oder bist du doch schwanger? Sag mir, wo du bist. Wir müssen reden.«
    So was Blödes. Diese Schlussfolgerung hatte ich mir wohl selbst zuzuschreiben. Ich tippte Mimis Nummer, und

Weitere Kostenlose Bücher