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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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nach dem zweiten Klingeln meldete sie sich.
    »Mimi, ich bin’s. Wenn ich dich nicht gerade bei irgendwas Wichtigem störe, kannst du mich dann bitte abholen? Ich bin an der Gertrudenstraße, Ecke Pappelallee.«
    »Hattest du einen Unfall? Du meine Güte, das ist ja schrecklich. Ich mache mich sofort auf den Weg«, antwortete sie und legte auf.
    Ich konnte mir zwar auf ihre Schlussfolgerung keinen Reim machen, aber egal, Hauptsache, sie holte mich ab. Ich machte mein Handy aus und schob mich hinter ein Wahlplakat, immer bereit, mich zu ducken, falls ich Nicks Auto sehen sollte. Aber der suchte mich wohl gar nicht. Nach fast zwanzig Minuten sah ich Mimis Haus im Glück -Corsa und sprang ihr fast vors Auto.
    »Mann, Alice, du warst meine Rettung. Ich hatte das schrecklichste Date meines Lebens. Aber egal, was machst du hier?«
    »Ich brauche erstmal etwas zu trinken«, antwortete ich. »Lass uns mal gucken, ob hier irgendwo eine Kneipe oder so was ist.«
    Wir fuhren kreuz und quer, bis uns endlich ein Laden mit einer Bierwerbung auffiel.
    Zwei Campari-O-Saft später kannte Mimi die ganze Geschichte. Leider fiel ihr auch nicht mehr ein als »was für ein riesiger Haufen Mist«.
    »Und ob«, stimmte ich ihr zu. »Aber ich hätte doch nicht dableiben können. Dann wär doch alles rausgekommen. Aber auch so bin ich erledigt. Nick ist so was von sauer auf mich.«
    »Eine Schwangerschaft wäre jetzt nicht schlecht«, sinnierte Mimi. »Schwangeren Frauen sieht man alles nach.«
    »Tja, bin ich aber nicht. Und, was mache ich jetzt?«
    »Jetzt trinken wir erstmal noch einen«, bestimmte Mimi. »Dann fällt uns bestimmt etwas ein.«
    »Gute Idee«, nuschelte ich. »Und was war mit deinem Date? Warum hast du mir das nicht erzählt?«
    »Hat sich erst heute Nachmittag ergeben.« Sie guckte schuldbewusst.
    »Du warst wieder online bei diesen Singlebörsen, stimmt’s?«
    »Ja«, gab sie zu. »Und eigentlich wollte ich ja wirklich die Finger davonlassen, aber irgendwie hatte ich so ein gutes Gefühl. Dann habe ich eine Mail bekommen von einem Typen, also von Michael. Anfang vierzig, erfolgreich und naturverbunden. Da bekam ich ein noch besseres Gefühl. Und er wollte sich sofort heute Abend mit mir treffen.«
    »Und?«, fragte ich. »Was ist dann die Standardantwort?« Ich beantwortete meine Frage selbst. »Tut mir leid, ich bin schon verabredet, vielleicht klappt es am nächsten Wochenende.«
    »Ja, weiß ich ja. Aber mir war langweilig. Wir haben uns in den Kutscherstuben getroffen, allerdings hätte ich ihn nie erkannt. Der Typ war nämlich mindestens sechzig, mit Halbglatze und Bierwampe. Und als er mich gefragt hat, ob ich Mimi wäre, war ich so perplex, dass ich Ja gesagt habe.«
    »Ach Mimi«, seufzte ich. »Wir müssen das mit der Männersuche für dich mal irgendwie anders angehen. Trinken wir noch einen Campari und lassen uns was einfallen.«
    Mit je vier Cocktails und zwei Gläsern schlechtem Wein im Magen fiel uns allerdings gar nichts mehr ein. Gemeinsam bedauerten wir unser verkorkstes Liebesleben, zwei echte Jammerlappen. Als Mimi mit dem Kopf an meiner Schulter einschlief, wurde es Zeit, ein Taxi zu rufen.
    Wir ließen uns zu ihr nach Hause fahren und fielen nur halb ausgezogen und mit vollem Make-up ins Bett.
    Sonntagmittag wachte ich als Erste auf. Ich hatte Kopfschmerzen, mir war übel, und die Wimperntusche hatte mein rechtes Auge zugeklebt. Nach einer langen Dusche und sauber geschrubbtem Gesicht ging es mir zumindest körperlich besser. Mimi quälte sich auch aus dem Bett, und eine halbe Stunde später saßen wir in der Küche und bemühten uns, den Kaffee im Magen zu behalten.
    »Hast du noch was von Nick gehört?«, fragte Mimi.
    »Keine Ahnung. Ich habe gestern Abend das Handy ausgemacht. Und ich traue mich ganz bestimmt nicht, es wieder anzumachen.«
    »Soll ich für dich nachschauen?«, bot sich Mimi an.
    »Später«, beschloss ich. »Jetzt gehen wir erstmal zu mir nach Hause und zwar zu Fuß. Frische Luft soll bei Kopfschmerzen helfen. Dann fahren wir mit meinem Auto los, um deins zu holen, okay?«
    Wir machten uns auf den Weg, beide nicht sehr redselig. Was sollte ich bloß Nick sagen? Wäre ich doch bloß letzte Nacht nicht so versackt, sondern hätte mich noch mal bei ihm gemeldet. Diesmal fiel mir einfach keine Ausrede ein.
    Wir gingen hoch in meine Wohnung, als Mimi abrupt stoppte. »Nicht gut«, sagte sie.
    Ich schob sie zur Seite und guckte selbst. Auf dem Flurtisch lag ein rausgerissener Zettel,

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