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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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würden wohl niemals Freundinnen werden.
    Kurz bevor wir bei den beiden ankamen, klingelte Nicks Handy. Er machte ein paarmal »Hmhm« und »aha, okay« und sagte dann »Keine Angst, das kriegen wir hin«.
    »Was kriegt ihr hin?«, fragte ich besorgt. »Du musst doch jetzt nicht etwa irgendwo hin, oder?«
    »Nein, aber du musst Nicole ein bisschen aufhalten. Tim steht in der Garage und kriegt sein Geschenk nicht fertig. Ich helfe ihm schnell, und dann kommen wir nach.«
    »Was macht er denn für sie?«, wollte ich wissen.
    »Er hat ihr ein Bücherregal gebaut und ist mit der Lackierung noch nicht fertig.«
    Das war das nächste Geschenk, über das ich mich ganz bestimmt nicht gefreut hätte.
    Tim wartete schon auf uns. »Mann, gut, dass du da bist. Wenn sie mitkriegt, dass ich damit herumgetrödelt habe, bin ich geliefert. Alice, halt sie irgendwie hin, ja? Ich kann echt nicht noch mehr Stress gebrauchen.«
    Armer Kerl. Zu ihm war Nicole wohl auch nicht netter als zu mir. Die beiden gingen in die Garage, und ich klingelte. Eine Frau mit einer Mission.
    »Alice? Wo ist denn Nick, bist du allein hier?«
    »Herzlichen Glückwunsch erstmal. Ich bin nicht alleine, Nick ist draußen mit Tim, sie müssen sich noch über irgendwas wegen der Arbeit unterhalten. Wir sollen nur kurz hier warten, dann können wir los.«
    »Super, sogar an meinem Geburtstag geht die Arbeit vor, ja? Ganz toll. Na ja, dann komm noch einen Moment rein.«
    Hui, die hatte aber nicht die beste Laune.
    »Also, ich könnt jetzt erstmal was zu trinken gebrauchen. Wollen wir uns Cocktails mixen?«
    »Cocktails mixen?« Nicole starrte mich an. »Äh, meine Geburtstagsfeier ist bei meinen Eltern, und da werden in ungefähr einer halben Stunde zwanzig Leute auflaufen. Ich habe keine Zeit, jetzt Cocktails zu mixen.«
    »Oh, ja, klar. Na gut. Also, wie geht es dir denn so?«
    »Ja, ja, danke. Was machen die denn da so lange? Ich kann doch nicht zu meiner eigenen Feier zu spät kommen.«
    »Keine Angst, tust du bestimmt nicht. Aber so lange wir eh warten müssen, zeig mir doch mal eure Hochzeitsfotos.«
    Die beiden waren zwar schon ein paar Jahre verheiratet, aber Eheleute lieben das doch, oder? Die zeigten doch ständig Hochzeitsfotos.
    »Also, gern ein andermal. Aber ich will jetzt los, und wenn Tim sein dämlicher Job so wichtig ist, dann soll er eben nachkommen.«
    Mit diesen Worten ging sie zur Tür. Oh nein, Tim verließ sich doch auf mich. Und ich wollte kein Katastrophengebiet mehr sein.
    »Warte«, schrie ich Nicole an. »Geh nicht! Bitte, bleib hier. Ich muss dir etwas sagen.«
    Genervt kam sie von der Tür zurück.
    »Was ist denn? Kannst du mir das nicht unterwegs sagen?«
    »Nein«, stammelte ich. »Ich weiß nicht, ob ich dann noch den Mut dazu habe. Es muss jetzt sein. Bitte!«
    »Okay, also, was musst du mir sagen?«
    »Es ist, es ist, ja, also, es geht um meine Oma. Ich kann sie nicht leiden.«
    »Du kannst deine Oma nicht leiden?«, fragte sie fassungslos. »Das wolltest du mir sagen?«
    »Ja«, jammerte ich, »bin ich nicht ein schrecklicher Mensch? Die eigene Großmutter nicht zu mögen, oh Gott, ich bin so schlecht. Aber jedes Mal, wenn sie den Mund aufmacht und ich ihre falschen gelben Zähne sehe, dann wird mir regelrecht übel.«
    Nicole fehlten die Worte.
    »Siehst du«, schniefte ich, »auch du hältst mich für einen schlechten Menschen. Ich wette, du liebst deine Oma, stimmt’s? Jeder liebt seine Oma. Nur ich nicht, und es ist so belastend für mich. Ich muss einfach mal mit jemandem darüber reden.«
    »Also, ich halte dich nicht für einen schlechten Menschen. Vielleicht für einen etwas sonderbaren, aber egal. Und wenn es so wichtig für dich ist, werden wir im Auto darüber reden. Und jetzt komm endlich, wir müssen los.«
    »Das ist noch nicht alles.« Ich musste unbedingt noch einen draufsetzen. »Ich habe letzte Nacht geträumt, dass ich sie umgebracht hätte. Mit dem Fleischermesser meiner Mutter.«
    Nicole schüttelte den Kopf. »Das war nur ein Traum. Und wir fahren jetzt los.«
    Gott sei Dank, in diesem Moment ging die Tür auf, und die Männer kamen rein. Sonst hätte ich wohl noch gestehen müssen, dass ich immer ihre Gehhilfe versteckte.
    Tim zwinkerte mir kurz zu und entschuldigte sich dann bei seiner Frau.
    »Tut mir leid, Nicki, das war echt blödes Timing, aber ging nicht anders. Komm doch mal mit in die Garage, da steht eine Überraschung für dich.«
    Tatsächlich freute sie sich über ihr Bücherregal und bekam

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