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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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Handtasche?«
    »Keine Angst, alles in Sicherheit. Dein Auto habe ich gestern Abend noch etwas umgeparkt und deine Handtasche? Ach, die muss ich wohl im Auto vergessen haben. So ein Pech aber auch.« Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist es am besten, wenn du dich erstmal ein bisschen frisch machst. Du siehst ja erbärmlich aus.« Sie nickte mit dem Kopf in Richtung Badezimmer. »Deine neuen Klamotten wirst du ja wohl schon gefunden haben.«
    Das Badezimmer war eher eine kleine Kammer, aber immerhin gab es eine Toilette und ein Waschbecken mit einem Spiegel darüber. Ich sah nicht besonders gut aus. Mein Make-up war verschmiert, und ich hatte schon wieder diese Ringe unter den Augen. Aber diesmal war ich mir ganz sicher, dass ich tatsächlich andere Sorgen hatte. Ich wusch mich und zog mir dann die Sachen an, die in meiner Kammer gelegen hatten. War ja klar, dass dieses Miststück die hässlichsten Klamotten für mich gekauft hatte, die sie finden konnte. Die Jogginghosen waren grau und aus ganz dickem Baumwollstoff. Darin sah mein Hintern riesig aus. Die T-Shirts dazu hatten einen engen Rundhalsausschnitt und waren ockerfarben, ein Ton, der wirklich niemandem stand. Ich sah aus wie ein farbenblinder Assi.
    Und nun? Auf dem Sessel in meinem kleinen Gefängniszimmer kauernd, starrte ich nach draußen und überlegte. Warum hatten wir zu Hause eigentlich nie einen Hund gehabt? Ich wusste nur, dass ich normalerweise Hunde sehr gerne mochte. Wie man aber mit geifernden Rottweilern umging, das wusste ich nicht. Hatte ich nicht mal etwas über angreifende Hunde gelesen? Musste man ihnen fest in die Augen sehen und dominant auftreten? Oder sollte man jeden Blickkontakt meiden, um sie nicht zu reizen? Es fiel mir einfach nicht ein.
    Also erstmal lieber keinen Machtkampf mit den Hunden riskieren. Welche Möglichkeiten hatte ich noch? Heute war Dienstag, und ich war schon den zweiten Tag nicht im Büro. Außerdem hatte ich um elf eine Wohnungsbesichtigung. Spätestens jetzt müsste Mimi klar sein, dass mir etwas passiert war. Vielleicht machte ich mal wegen akuten Liebeskummers blau, aber Termine hatte ich noch nie versäumt. Sie würde auf alle Fälle Nick anrufen. Aber wie sollte er mich finden? Und vor allem, wollte er mich überhaupt finden? Nach unserem letzten Gespräch war ich mir da nicht mehr so sicher. Was für ein Elend! Ich hatte ihm fest versprochen, mich in nichts mehr reinziehen zu lassen. Und nun saß ich in einer Jagdhütte mitten im Niemandsland. Wahrscheinlich hatten alle recht. Ich war einfach ein einziges Katastrophengebiet.
    Alle guten Dinge sind drei, darum versuchte ich es noch mal mit beten. »Lieber Gott. Bitte zeig mir einen Weg, hier rauszukommen. Und vor allem mach, dass Nick mich noch liebt. Amen.« So, Hilfe von oben war schon mal Plan A. Und jetzt würde ich rauskriegen, was genau Jersey vorhatte. Dann konnte ich mir einen Plan B überlegen.
    Ich ging zurück ins Wohnzimmer und fragte sie.
    »Sag mal, ist das dein ganzes Ziel bei dieser Aktion? Mich hierherschleppen, damit du dich besser fühlst? Oder kommt da noch was anderes?«
    »Tatsächlich kommt noch was anderes. Du bist zwar eine verwöhnte blöde Kuh, aber auch Immobilienmaklerin, oder?«
    »Ja und? Willst du, dass ich für dich eine neue Wohnung finde? Das hättest du auch einfacher haben können. Dafür musst du mich nicht in den Wald verschleppen.«
    Jersey grinste fies. »Nicht eine Wohnung. Sondern einige Häuser. Ist doch ganz logisch, oder? Das Haus von Gunther kann ich vergessen. Aber ich habe beschlossen, mich nicht mehr unterkriegen zu lassen. Du hast alles kaputtgemacht, aber ich lasse mir nichts mehr kaputtmachen. Ich fange noch mal von vorne an – diesmal ohne Gunther, ich zieh das allein durch. Also brauche ich zukünftig immer mal so für zwei, drei Tage ein Haus, in dem ich die Mädels unauffällig unterbringen kann. Das ist alles, was ich von dir will. Niemandem deiner Kunden wird geschadet, niemand merkt etwas. Du gibst mir ein paarmal im Jahr einen Schlüssel für das passende Haus, und zwei Tage später bekommst du ihn zurück. Ende der Geschichte.«
    »Ach so, wenn das alles ist. Du bist ja noch bescheuerter, als ich eh schon dachte. Erstens würde ich so etwas nie unterstützen. Und zweitens, wenn ich das für dich tun sollte, kannst du mich hier nicht ewig festhalten. Und glaubst du etwa, wenn ich hier weg bin, tue ich so, als ob nichts gewesen wäre? Dir muss doch klar sein, dass ich dich anzeigen

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