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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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fahr ich dich morgen früh zurück.«
    »Das wird das Beste sein«, stimmte ich ihr zu.
    Aber Jersey war noch nicht fertig. »Ich weiß, was du denkst. Du denkst, dass damit alles wieder für dich gut ist und dich niemand zwingen könnte, mit mir zusammenzuarbeiten. Aber wenn du das glaubst, machst du einen großen Fehler. Ich habe es ernst gemeint – ich werde dir dein Leben zur Hölle machen, wenn du mir keine Häuser verschaffst. Dir und deiner Familie. Das ist ein Versprechen.«
    »Woher willst du wissen, was ich denke?«, gab ich zurück. »Du kennst mich nicht mal richtig. Sonst würdest du wissen, dass mein Leben auch nicht immer perfekt war.«
    Jersey winkte ab. »Interessiert mich nicht. Du glaubst, ich mache nur leere Drohungen. Und verlässt dich voll und ganz auf deinen Superbullen. Der wird dir aber nicht helfen können. Die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, wissen, was sie tun. Glaube mir, du wärst nicht die erste Frau, die mal ein bisschen eingeschüchtert wird. Um es nett auszudrücken. Und an mich kommt ihr nicht ran. Ich bin ja nicht mal mehr in Deutschland gemeldet. Und so blöd, vor deiner Tür auf dich zu warten, bin ich ganz sicher nicht.«
    Langsam machte sie mir doch ein bisschen Angst. Aber hier, in dieser Hütte, wo mich all die toten Tiere anstarrten, konnte ich sowieso nicht klar denken. Ganz zu schweigen von den zwei mich hassenden Hunden da draußen. Hauptsache, ich käme wieder nach Hause. Dann würde sich bestimmt alles finden.
    In dieser Nacht kam ich kaum zur Ruhe, immer wieder gingen mir Jerseys Worte durch den Kopf. Und vor allem die blöde Situation mit Nick. Ob er immer noch sauer auf mich war? Konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen. Er würde eine Riesenangst um mich haben, weil ich einfach so verschwunden war. In so einer Situation ist man doch niemandem mehr böse, oder? Meine Mutter hatte mir mal erzählt, dass sie einmal richtig sauer auf mich war, als ich noch ein Kind war. Da war ich drei oder vier. Sie wollte mich aus dem Garten zum Essen holen, aber sie fand mich nirgends – und war eben sauer. Erst als sie die offene Gartenpforte entdeckte, schlug ihre Angst in Sorge um. Zusammen mit den Nachbarn suchte sie die ganze Straße ab, bis sie mich endlich fand. Ich war die ganze Straße runter bis zur Kneipe gedackelt, um den Hund des Wirts zu meinem Geburtstag einzuladen. Jedenfalls, als meine Mutter mich endlich gefunden hatte, war sie überhaupt nicht mehr böse, sondern nur total erleichtert, dass mir nichts passiert war. So würde das mit Nick auch sein. Bestimmt. Über diesem tröstenden Gedanken schlief ich dann doch endlich ein.
    Als Jersey mich weckte, war es draußen noch stockfinster.
    »Zieh dich an, wir fahren los«, bestimmte sie.
    »Ich komme ja schon«, murmelte ich schlaftrunken. »Wo hast du meine Klamotten hingetan? Die ich anhatte, als ich hergekommen bin?«
    »Oh, die sahen irgendwie nuttig aus. Wollte ich dir nicht zumuten, darum habe ich sie weggeschmissen. Aber dafür habe ich dir ja neue Klamotten gekauft. Die stehen dir viel besser«, sagte sie mit einem gemeinen Grinsen.
    Dieses Miststück. Notgedrungen stieg ich wieder in diese schreckliche Jogginghose. Dabei hörte ich, wie sie Futter in zwei Näpfe schüttete und damit rausging. Mit dem Ohr am Fenster meinte ich das Schließen der Zwingertür zu hören. Hoffentlich.
    Bevor ich mit ihr zum Auto ging, ließ ich mir das aber trotzdem noch mal von ihr bestätigen. Eine weitere Begegnung mit den beiden brauchte ich ganz sicher nicht.
    Jerseys Auto, ein teuer aussehender Geländewagen, parkte so vor der Pforte, dass ich kein Nummernschild entdecken konnte. Hatte sie sicher extra so gemacht. Im Auto bekam ich dann auch noch ein Tuch um die Augen gewickelt und musste mich auf die Rückbank legen. Wie viele schlechte Krimis hatte Jersey in ihrem Leben wohl schon gesehen?
    Wir waren bereits mindestens eine Stunde unterwegs, bis sie endlich anhielt.
    »Nimm das Tuch ab, und setz dich nach vorne«, befahl sie. »Wir sind bald da.«
    Schnell krabbelte ich aus dem Auto und stieg vorne auf dem Beifahrersitz wieder ein. Langsam wurde es draußen hell, aber wir schienen auf dem platten Land zu sein, ich sah nur Felder und Pferdekoppeln. Nach noch einer halben Stunde Fahrt, in der Jersey kein einziges Wort sprach, hielten wir auf einem kleinen Parkplatz, der am Rand eines Waldes lag. Und da stand, als wäre nichts gewesen, mein kleiner Corsa.
    Jersey drückte mir die Schlüssel in die Hand. »So. Jetzt

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